WissenschafterInnen der Uni Graz entwickeln ein Modell für Pflanzenschutz- Dienstleistungen
im Weinbau
Graz (universität) - Pflanzenschutz ist im Weinbau eine heikle Angelegenheit: So viel wie nötig,
aber so wenig wie möglich, lautet die Devise. Wie die heimischen WinzerInnen diese sensible Aufgabe bewältigen
können, zeigt das Projekt „Ser-Vino“ am Institut für Innovations- und Umweltmanagement. Die Grundidee:
Pflanzenschutz wird als Dienstleistung an externe Partner-Unternehmen ausgelagert.
Ein Team rund um Ao.Univ.-Prof. Dr. Stefan Vorbach hat sich Gedanken gemacht, wie solch eine Dienstleistung aussehen
könnte. In Zusammenarbeit mit dem IFZ, dem Interuniversitären Forschungszentrum für Technik, Arbeit
und Kultur, entstand ein Modell, das eine Win-win-Situation für DienstleisterInnen und WinzerInnen erreichen
will. Kernkompetenz dabei ist die Ausbringung des Pflanzenschutzmittels, wobei im Vorfeld Beobachtungs-, Analyse-
und Beratungsleistungen geboten werden könnten. Am Ende des Prozesses stehen die Kontrolle und Dokumentation
der gesetzten Maßnahmen.
Was auf den knapp 4.000 Hektar großen Weinbauflächen der Steiermark gelesen wird, ist auch das Resultat
von gezielt eingesetztem Pflanzenschutz. Bis zu zehn Spritzungen pro Jahr sind nötig, um die Reben vor Schädlingen
zu bewahren und jene Qualität zu gewährleisten, für die das steirische Weinland berühmt ist.
Für die Weinbau-Unternehmen ist das nicht nur überlebensnotwendig, sondern nimmt auch einiges an Arbeitszeit
in Anspruch. Denn moderner Pflanzenschutz ist ein hoch spezialisiertes Gebiet und erfordert Know-how, das weit
über das bloße „Spritz’n“ hinausgeht.
Das neu entwickelte Modell hat zahlreiche wirtschaftliche und ökologische Vorteile. Zunächst ist dadurch
ein effizienterer Einsatz der Pflanzenschutzmittel möglich. Kritische Punkte wie die chemische Zusammensetzung
und die Ausbringung werden dabei durch das Know-how eines Dienstleistungs-Unternehmens zufrieden stellend gelöst.
„Gerade die Ausbringung entscheidet über Erfolg oder Misserfolg des Einsatzes. Gewisse schädliche Organismen
entwickeln sich etwa nur bei bestimmten Temperaturen und einem bestimmten Feuchtigkeitsgrad“, weiß Stefan
Vorbach. Die Umwelt profitiert ebenfalls davon, da die Menge der eingesetzten Mittel genau dosiert und auf den
jeweiligen Einsatz abgestimmt wird.
Bis zu einer halben Million Euro ist für ein modernes Spritzgerät zu berappen. „Wer sich so eine Maschine
anschafft, der überlegt, wie er sie Gewinn bringend nutzen kann“, erklärt Vorbach. Aus dieser Überlegung
heraus ist auch die Idee der Pflanzenschutz-Dienstleistung überhaupt entstanden. Selbst wenn sich mehrere
Betriebe zusammenschließen und eine Maschine kaufen, muss deren Auslastung sichergestellt sein. Und hier
entsteht ein weiterer interessanter Aspekt: Denn WinzerInnen sind nicht nur potenzielle KundInnen für diese
Dienstleistung, sondern können auch potenzielle AnbieterInnen sein und so neue Arbeitsplätze schaffen.
„DienstleisterInnen im Weinbau sind noch absolute Pioniere. Im Ackerbau ist diese Idee bereits viel weiter verbreitet“,
weiß Vorbach. So gibt es in der Steiermark noch keine professionelle Pflanzenschutz-Dienstleistung mit Großgeräten
im Weinbau. Ein Grund dafür liegt sicherlich in der anspruchsvollen Topographie mit ihren schwierig zu bewirtschaftenden
Hanglagen. Im Burgenland hingegen haben zurzeit zwei Weinbauern die Idee bereits verwirklicht. Das Team der Uni
Graz möchte nun das Gerät in die Steiermark bringen und in Gamlitz testen. |