Salzburg: Rekordsumme für Kinderbetreuung  

erstellt am
09. 10. 07

Eberle: Neues Betreuungsgesetz gut angelaufen / Zwei Drittel der Gemeinden haben Gastkinder aufgenommen
Salzburg (lk) - Das Land Salzburg wird im kommenden Jahr um 3,2 Millionen Euro mehr für die Kinderbetreuung benötigen als 2007. Das kündigte die ressortverantwortliche Landesrätin Doraja Eberle am 09.10. bei einem Informationsgespräch auf der Grundlage der Ressortplanungen für das kommende Jahr an. Für das neue Kinderbetreuungsgesetz sind 2008 1,8 Millionen Euro nötig. Die darüber hinaus gehenden 1,4 Millionen Euro werden von neuen Betreuungsplätzen verursacht, zu deren finanzieller Unterstützung das Land Salzburg gesetzlich verpflichtet ist. Die Gesamtleistung des Landes für die Kinderbetreuung steigt damit von heuer 23,2 Millionen auf 26,4 Millionen Euro im kommenden Jahr. Das sind um 37,5 Prozent mehr als 2004, als Eberle das Ressort übernommen hat. Diese Mehrkosten seien, so Eberle, einerseits Ergebnisse der Qualitätsoffensive im neuen Kinderbetreuungsgesetz und andererseits Auswirkung des ständig wachsenden Angebots an Betreuungsplätzen.

"Das Land Salzburg ist von einer großen Dynamik in der außerfamiliären Kinderbetreuung erfasst“, betonte die Landsrätin. Es werden laufend mehr Kinder betreut, auch die ersten Verbesserungen, die das novellierte Kinderbetreuungsgesetz vorschreibt, greifen bereits:

Die im laufenden Betreuungsjahr 2007/08 eingeleitete Gruppenverkleinerung von 25 auf 24 ist nach Eberles Informationen im Wesentlichen problemlos durchgeführt worden. Das Gesetz sieht bei Erreichen der Höchstzahl zwei Möglichkeiten vor: Gruppenteilung oder zusätzliches Personal.

Erstmals können auch Schüler in Kindergärten betreut werden; bereits zehn Gemeinden haben diese zusätzliche Möglichkeit ergriffen. Diese Betreuungsform kommt dort in Frage, wo es aufgrund mangelnder Anmeldungszahlen keine schulische Nachmittagsbetreuung gibt und auch keine Schulkindgruppe oder eine alterserweiterte Betreuungsgruppe besteht.

Sowohl an der Integration von Kindern mit Beeinträchtigungen außerhalb der Kindergärten wie auch an der interkulturellen Förderung, wie sie im neuen Gesetz vorgesehen sind, besteht Interesse. Heuer können etwa 20 Kinder mehr integriert werden, in den Ferienwochen wurden aufgrund der finanziellen Unterstützung aus dem Ressort von Landesrätin Eberle zahlreiche integrative Feriencamps mit beeinträchtigten Kindern in allen Bezirken veranstaltet. In fast allen Betreuungseinrichtungen gibt es mittlerweile Mittagessen. Einzelne Problemfälle werden in direkten Verhandlungen noch gelöst.

Flexibilität in der Ferienbetreuung

Schon vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes konnte die Landesrätin eine signifikante Verbesserung bei der Ferienbetreuung erzielen. Auf ihre persönliche Intervention hin haben 84 von 119 Salzburger Gemeinden Gastkinder aus anderen Gemeinden in den Ferien aufgenommen. Den Großteil des heuer zu Verfügung stehenden Geldes für Projektförderung hat die Landesrätin für eine verbesserte Ferienbetreuung eingesetzt, um in dieser für Eltern oftmals schwierigen Zeit Abhilfe zu schaffen. Projektförderungen wurden für die Betreuung von rund 1.150 Kindern bezahlt.

Für eine weitere Flexibilisierung der Öffnungszeiten sieht das neue Gesetz erhöhte Sub-ventionen vor: Wer länger offen hält, bekommt Unterstützung für den Mehraufwand.

Der Abbau unnötiger Bürokratie in den Kinderbetreuungseinrichtungen wird durch die Überarbeitung der Verordnungen zum Gesetz ermöglicht. Der Entwurf geht demnächst in Begutachtung, er kann wohl im nächsten Jahr in Kraft treten. Darin ist unter anderem vorgesehen, dass der bisher verpflichtende Isolierraum gegen Krankheitsansteckung abgeschafft wird und zum Ruheraum werden kann. Außerdem werden bestimmte bauliche Vorschriften und verpflichtende Größenangaben von Turnhalle, Windfang oder Vorraum beseitigt bzw. gelockert.

Starkes Wachstum bei den Betreuungsplätzen

Mit dem Beginn des Betreuungsjahres 2007/08 wurden wiederum 470 neue Plätze in den institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen bewilligt, das sind fast doppelt so viele Plätze wie im vergangenen Betreuungsjahr (2006/07: 246). Erstmals seit Jahren wurde keine Kindergartengruppe geschlossen, was auch auf die Gruppenverkleinerung zurückzuführen ist. Eine besondere Dynamik zeichnet sich bei den Tageseltern ab, die erstmals annähernd 1.000 Kinder betreuen. Das sind um etwa 150 Kinder mehr als 2006/07. Die Gesamtzahl der neuen Betreuungsplätze im Betreuungsjahr 2007/08 ist aber wohl noch höher, weil es für die schulische Nachmittagsbetreuung und die ganztägigen Schulformen noch keine aktuellen Erhebungen gibt. Nach Eberles Schätzungen ist in Summe mit 600 bis 700 neuen Plätzen zu rechnen.

Von den angebotenen Plätzen ist die Anzahl der betreuten Kinder zu unterscheiden. Denn nicht jeder Betreuungsplatz entsteht dort, wo der konkrete Bedarf vorhanden ist. Da die Anzahl der betreuten Kinder auf unterschiedliche Weise erhoben und ausgewertet wird, lässt sich derzeit keine exakte Gesamtangabe machen. Insgesamt dürften bereits mehr als 22.500 Kinder von 0 bis 15 Jahren außerhalb der Familie betreut werden. Das wären um fast 3.000 mehr als beim Amtsantritt von Landesrätin Eberle 2004.

Vollversorgung bei rund 24.000 Plätzen

Die von Eberle immer wieder als Ziel bis 2009/10 genannte Vollversorgung ist aufgrund der jüngsten statistischen Modellrechnungen mit etwa 23.500 bis 24.000 betreuten Kindern erreicht. Die Landesrätin ist zuversichtlicher als jemals zuvor, dieses Ziel auch zu erreichen: "Mit dem neuen Gesetz sind wir in der letzten Umsetzungsphase angekommen, die Rahmenbedingungen für diese Legislaturperiode sind geschaffen. Es ist jetzt meine Aufgabe, unermüdlich die Träger der Einrichtungen, vor allem die Gemeinden und ihre Bürgermeister, zu überzeugen und anzuregen jene Plätze zu schaffen, die lokal benötigt werden.“ Dazu dient das Netz von "Forum Familie“, den Elternservicestellen des Landes, in allen Landbezirken. Sie sind Anlaufstellen für Eltern, die Betreuungsplätze suchen, betreiben aber auch lokales und regionales Monitoring, um Engpässe festzustellen und zusätzliche Betreuungsangebote anzuregen.

Von den jüngst entstandenen Betreuungseinrichtungen nannte Eberle als gutes Beispiel die betriebliche Kinderbetreuung (alterserweiterte Gruppe) bei Fahnen Gärtner in Mittersill, die auch betriebsfremden Familien offensteht. Ebenfalls in Mittersill arbeitet eine neue Schulkindgruppe nach Waldpädagogik. Das heißt, die Kinder sind überwiegend im Freien, nur für die Hausaufgaben oder bei ganz schlechtem Wetter treffen sie sich in Räumlichkeiten.

Es zeige sich jetzt, so Eberle, dass dieser Weg der konkreten Schritte viel schneller zum Erfolg führt als ein festgeschriebener gesetzlicher Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Durch einen gesetzlichen Anspruch entstehe noch lange kein Betreuungsplatz, sondern nur ein bürokratisches Verfahren. Dessen Entscheidung könne länger dauern, als der eigentliche Bedarf an Kinderbetreuung überhaupt besteht.
 
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