Tourismusbericht 2006 liegt dem Nationalrat vor
Wien (pk) - "Der Tourismus hat im Jahr 2006 erneut seine besondere Bedeutung für Österreich
unter Beweis gestellt. Österreich konnte weiterhin seine hervorragende Position im europäischen und internationalen
Tourismus festigen. Die Zahl der Ankünfte überstieg erstmals die 30 Millionenmarke – davon über
20 Millionen aus dem Ausland. Mit einem Anteil von knapp 9 % am Bruttoinlandsprodukt und mit über 5 % aller
unselbständig Beschäftigten (fast 170.000 Beschäftigte im Jahresdurchschnitt 2006) zählt der
Tourismus nach wie vor zu den wichtigsten Beschäftigungsmotoren der österreichischen Wirtschaft."
Zu diesem positiven Befund kommt Bundesminister Martin Bartenstein in seinem Vorwort zum "Tourismusbericht
2006", der dieser Tage dem Hohen Haus zugeleitet wurde und der morgen auf der Tagesordnung des Tourismusausschusses
steht.
Eckpunkte der heimischen Entwicklung
Die Gesamteinnahmen im österreichischen Tourismus beliefen sich im Jahr 2006 auf 30,38 Mrd. Euro,
ein Plus von 3,6 %. Knapp mehr als 50 % entfielen dabei auf ausländische BesucherInnen. Die Ausgaben der einheimischen
Touristen machten im Berichtszeitraum 13,5 Mrd. Euro aus, wobei auf klassische Urlaubsreisen 77 Prozent bzw. 10,4
Mrd. Euro aller Aufwendungen entfielen.
Neben dem Wintertourismus boomte neuerlich der Städtetourismus, während die Nächtigungen am Land
leicht rückläufig waren. Salzburg und Wien entpuppten sich hingegen neuerlich als Zugpferde des heimischen
Tourismus. Interessant auch die Aufteilung der Touristen nach Herkunftsländern, die deutliche saisonale Präferenzen
erkennen lassen: so zieht es Kroaten, Russen, Balten, Ungarn, Tschechen, Ukrainer, Slowaken und Polen, aber auch
Skandinavier und Briten vor allem im Winter nach Österreich, während Spanier, Kanadier, Australier, Neuseeländer,
Chinesen, Japaner, Inder, Koreaner, Araber und US-Amerikaner bevorzugt im Sommer die heimischen Gefilde aufsuchen.
Blieb die Zahl der ausländischen Besucher in Summe mehr oder weniger gleich, so zeigt eine differenzierte
Betrachtung der Statistik einige interessante Details. So gab es vor allem bei Bürgern der neuen EU-Staaten,
aber auch bei Iren, Griechen und Portugiesen ein signifikantes Ansteigen der Besucherzahlen, während die Zahlen
für Italiener und vor allem für Deutsche zum Teil bemerkenswert sanken. Auch bei den Japanern sind die
Besucherzahlen leicht rückläufig.
Gesunken ist aber auch die durchschnittliche Aufenthaltsdauer, sodass trotz steigender Zahl der Ankünfte die
Gesamtnächtigungen mit rund 119,4 Mio. am Niveau von 2005 verblieben. Durchschnittlich halten sich Inländer
3,3 Nächte, Ausländer 4,4 Nächte im Beherbergungsbetrieb ihrer Wahl auf. Hier lässt sich seit
1990 ein eindeutiger Trend zu kürzeren Reisen ablesen, was auf die gestiegene Bedeutung der Städtereisen
und jene von Kurzurlauben zurückzuführen ist.
Der internationale Kontext
Im Jahr 2006 erreichte der Welttourismus mit rund 843 Millionen Ankünften einen neuen Rekordwert,
nachdem erst 2005 die 800 Millionen-Marke überschritten worden war. Im Detail verzeichneten Südasien
(+14,2 %), Afrika (+8,7 %) und der Nahe Osten (+7,6 %) die größten Zuwächse, während Europa
(+3 %) und die USA (+2 %) mehr oder weniger stagnierten. Zwar hält Europa mit 53,4 % immer noch den absolut
größten Marktanteil, doch belief sich der Anteil Europas am internationalen Tourismusmarkt 1990 noch
auf 60,2 Prozent.
Das starke Wachstum schlägt sich deutlich auf den Arbeitsmarkt nieder, stieg doch die Beschäftigung um
rund 1,5 Prozent. Laut Bericht ist dies eine Entwicklung, die auch 2007 anhalten wird. So waren in Österreich
2006 insgesamt 208.200 Personen im Beherbergungs- und Gaststättengewerbe tätig, davon rund 168.000 unselbständig
Erwerbstätige. Einem internationalen Trend folgend wurden die Bettenkapazitäten im 4- und 5-Sternbereich
weiter ausgebaut, während jene in den 1- bis 3-Sternbereichen ebenso weiter abgebaut wurden.
2006 konnte Österreich 20,3 Millionen Gästeankünfte aus dem Ausland verbuchen, was einer Steigerung
um 1,5 Prozent entspricht. Im internationalen Vergleich erreichten Österreichs Tourismusexporte einen Anteil
am BIP von 5 Prozent, womit Österreich innerhalb der "alten" EU auf Rang 2 hinter Griechenland zu
liegen kommt. Von den neuen Beitrittsländern haben Zypern und Malta einen höheren Anteil als Österreich.
Gemessen an den Tourismusexporten pro Kopf der Bevölkerung liegt Österreich im gesamteuropäischen
Vergleich hinter Zypern auf Rang 2.
Positiv können auch Österreichs Reisebüros bilanzieren, die 2006 mit rund 10.000 Mitarbeitern einen
Umsatzerlös von rund 3 Milliarden Euro erwirtschafteten. An dieser Stelle zeigen sich auch die beliebtesten
Reisedestinationen der Österreicher. Griechenland führt ungebrochen vor der Türkei, Spanien, Tunesien
und Ägypten.
Prognose für 2007 und 2008
Vor diesem Hintergrund wagen die Autoren des Berichts eine optimistische Zukunftsprognose, zumal der Wintertourismus
trotz schlechter Schneelage überraschend gut verlief. Die Nachfrage werde weiter anziehen, sodass sich die
positiven Konjunktureffekte in einer kräftigeren Tourismusdynamik niederschlagen werden. Gerechnet wird mit
einem Plus von 3 Prozent für 2007 und sogar von 5 Prozent für das Jahr 2008, wobei man sich hier besondere
Stimulanz durch die EURO 2008 erwartet.
Maßnahmen zur strategischen Tourismusentwicklung
Mittels Studien zu aktuellen Themen der österreichischen Tourismus- und Freizeitwirtschaft wird die
Basis für die Strategieentwicklung gestellt. So gab es im Berichtszeitraum fünf nationale und drei internationale
Studien, deren Resultate im Bericht vorgestellt werden. Arbeitsschwerpunkte sind weiters der "Destinations
Management Monitor Austria", der mittlerweile über 25 % der touristischen Wertschöpfung Österreichs
vereint, sowie das Bemühen, Österreich als Gesundheitsdestination Nummer 1 im europäischen Tourismus
zu verankern. Von ungebrochen eminenter Bedeutung für Österreich ist naturgemäß der Kulturtourismus.
Auf all diesen Gebieten wurden im Berichtszeitraum nachhaltige Initiativen gesetzt.
Nachhaltigkeit
Österreichs Tourismus setzt ungebrochen auf Nachhaltigkeit. Der intakte Natur- und Lebensraum ist ein wichtiger
Wettbewerbsvorteil des österreichischen Tourismus. Diesen zu erhalten und auf die ökologischen, ökonomischen
und soziokulturellen Gegebenheiten zu achten, ist wichtigstes Ziel eines nachhaltigen Tourismus. Es gilt dabei,
regional vorhandene Wirtschaftspotenziale in die touristische Entwicklung einzubinden sowie tourismusrelevante
Maßnahmen in enger Kooperation mit Akteuren der Tourismus- und Freizeitwirtschaft zu planen und umzusetzen.
Insbesondere die Regierung bzw. das BM für Wirtschaft und Arbeit unterstützen, so heißt es in dem
Bericht, nachhaltigen Tourismus seit Jahren. Im Bericht wird sodann auf die Frage des Klimawandels und dessen Auswirkungen
auf den heimischen Tourismus eingegangen.
Die wirtschaftliche Lage der Betriebe
In der heimischen Hotellerie lässt sich weiterhin ein Trend zu höherer Qualität erkennen. Die heimischen
Gast- und Beherbergungsbetriebe entwickeln sich sowohl nachfrage- als auch angebotsseitig weiterhin zum Hochpreissegment.
Doch trotz gestiegener Auslastung und deutlicher Verbesserung der Eigenkapitalsituation befindet sich eine Vielzahl
von Unternehmen der Tourismuswirtschaft auch weiterhin in einer wirtschaftlich angespannten Situation, die nur
durch die einigermaßen günstige Zinslandschaft nicht zu konkreten Schwierigkeiten führt. Wiewohl
also die Hotellerie die guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in verstärktem Umfang für eine fortgesetzte
Stabilisierung nutzen konnte, ist teilweise die Verschuldung immer noch hoch. Vor allem Betriebe mit suboptimalen
Betriebsgrößen und solche mit minderer Qualität sehen daher eher dürftigen Perspektiven entgegen,
resümiert der Bericht, der auf diese Daten sodann im Detail eingeht und auch die diversen Förderungen
auflistet, mit denen die heimische Tourismuswirtschaft staatlicherseits unterstützt wird.
Die Österreich Werbung
Ein eigenes Kapitel nimmt die Österreich Werbung ein, die 2006 durch Sonderaktionen (etwa im Zusammenhang
mit dem Mozartjahr), aber auch durch die klassische Werbung für den heimischen Tourismus gewirkt hat. Mit
ihren 33 Standorten in zwölf Regionen wird die ÖW auch 2007 über 1.500 Marketing-Aktivitäten
durchführen. Eine aktive Marktbearbeitung erfolgt in 61 Märkten, hält der Bericht abschließend
fest. |