Harry Webers Wien im MUSA   

erstellt am
19. 10. 07

200 Fotografien des Wien-Projekts – ein Kaleidoskop des städtischen Lebens
Wien (rk) - Das MUSA zeigt vom 19. Oktober 2007 bis 12. Jänner 2008 die Ausstellung "Harry Weber: Das Wien-Projekt" und setzt mit der 200 Bilder umfassenden Ausstellung zugleich dem im April 2007 verstobenen Fotografen ein Denkmal. Bis zuletzt hatte Harry Weber am Wien-Projekt gearbeitet, - einem Auftrag der Kulturabteilung der Stadt Wien, die Stadt aus seiner Sicht ohne jede Vorgabe fotografisch zu porträtieren. Kulturabteilungsleiter Dr. Bernhard Denscher stellte am 18.10. gemeinsam mit den Kuratoren, Dr. Berthold Ecker und Dr. Timm Starl Projekt die Ausstellung vor. 2003 hatte Weber mit dem zunächst auf ein Jahr ausgelegten Projekt begonnen, schließlich sind bis 2007 rund 30.000 Bilder entstanden, die Weber, neu für ihn, mit einer hochkarätigen Digitalkamera aufgenommen hat. 200 davon geben nun im Museum auf Abruf einen Eindruck der fotografischen Kunst Webers, der seine Heimatstadt und ihre Menschen mit einem liebenden und kritischen Blick, mit Sinn für das Besondere und Skurrile und immer wieder überraschenden Perspektiven fotografiert hat.

Harry Weber, der Menschenfotograf
Eine zentrale Position in der Ausstellung und gesamten Ouevre des Wien-Projekts nehmen die Menschen ein, denen Harry Weber auf seinen Spaziergängen in den Straßen Wiens, auf Plätzen, in Lokalen, bei Festen , bei der Arbeit und in der Freizeit begegnete. Mit den Menschen in den verschiedensten Situationen fängt er die Stadt und ihre Atmosphäre ein, vom Zentrum bis an die Peripherie, vom Reichtum und der Opulenz bis hin zur Kargheit des bescheidenen Alltags. In Bildmomenten erzählt er Geschichten, die im öffentlichen Raum, in Kaffeehäusern, auf Friedhöfen, in Parks, von verschiedenen Volksgruppen, Feiern und religiösen Kulthandlungen, besonders auch vom jüdischen Wien berichten. Dabei fängt er immer wieder auch spezielle Perspektiven des Stadtbilds ein, das in Brechungen, Spiegelungen, Durchblicken einen anderen Charakter gewinnt. Nicht das touristische Wien der großen Monumente, sondern das alltägliche, schöne und auch weniger schöne, gestrige und sehr heutige, ganz normale und wunderliche Wien zeigt der Fotokünstler in seinen Bildern, die er auf unzähligen, völlig unsystematischen Spaziergängen durch die Stadt gewonnen hat.

Erinnerungen an ein Fotografenleben
Im Katalog der Ausstellung erzählt Harry Weber auch von seinem "Fotografenleben", gibt in seinen, synchron zum Wien-Projekt entstandenen autobiografischen Erinnerungen einen Einblick in seine Vita, auf bestimme Abschnitte fokussiert: seine Jugend in Wien, die furchtbaren Erfahrungen der jüdischen Familie im Nationalsozialismus mit seiner erzwungenen Emigration, die Zeit im Kibbuz bei Jerusalem und in der britischen Armee und die Rückkehr nach Österreich und Wien, den Verlust der geliebten Mutter, die im KZ ermordet wurde und das völlig andere Leben, vor dem der junge Mann nach dem Krieg stand. Harry Weber erlebte in der Folge Jahrzehnte als erfolgreicher Fotoreporter in führenden Medienhäusern, in seinen späteren Jahren war er Theaterfotograf und ging schließlich zum freien Arbeiten über. Das "Wien-Projekt" war sein letzter Auftrag, mit dem er die Stadt zeichnete, mit der ihn so ambivalente Gefühle verbanden. Er hinterließ der Stadt damit einen künstlerischen Nachlass, der zugleich sozial- und kulturhistorische Bedeutung als Bild Wiens am Beginn des 21. Jahrhunderts hat.

Die Ausstellung im MUSA ist Dienstag bis Freitag von 11 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr, Samstag von 11 bis 16 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Montag und an Sonn- und Feiertagen ist das MUSA geschlossen. Der Katalog mit 560 Bildern kostet in der Ausstellung 29 Euro, im Handel 33 Euro.

Informationen: http://www.musa.at/
 
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