Kammeroper mit weitem stilistischem Spannungsbogen uraufgeführt
Graz (lk) - „Lies and sorrow" - „Lügen und Leid" - eine rund einstündige Kammeroper
des 1969 in Brescia geborenen Komponisten Mauro Montalbetti wurde beim heurigen, vierten internationalen Johann-Joseph-Fux-Opernkompositionswettbewerb
mit dem ersten Preis ausgezeichnet. In surrealen Kurzszenen werden Ehesituationen, Momente des Glücks, der
Spannungen und der Entfremdung auf die Bühne gebracht und in ihrer intimen und öffentlichen Wirkung musikalisch
vertieft. Der Komponist bedient sich dabei einer Collage, die verschiedene stilistische Elemente, wie ein improvisiertes
Saxophonsolo und zehnstimmigen a-cappella-Gesang zu einem schlüssigen stilistischen Ganzen verbindet. Im Rahmen
des Wettbewerbes wurde die Oper am 16.10. unter der musikalischen Leitung von Wolfgang Schmid in der Inszenierung
und Ausstattung von Alexander Irmer im Theater im Palais (TIP) uraufgeführt. Das Sängerensemble des Instituts
für Musiktheater, in den Hauptpartien Ksenija Kovac(ic(, Adriana Kiss, Judith Mayer und Laszlo Gyüker
sowie das Opernorchester „KlangImPuls" der KUG näherten sich dem neuen Werk mit großer Akribie
und verstanden es, seine emotionale Vielschichtigkeit auszuloten.
Unmittelbar vor der Uraufführung übergab INSTYRIA-Geschäftsführerin Mag. Angelika Vauti-Scheucher
die Preise. Für sie sind diese Preise „ein klares kulturpolitisches Signal zur Förderung des kreativen
und künstlerischen Potentials". Mauro Montalbetti betonte in seiner Dankesrede die positiven Auswirkungen
des Wettbewerbes auf sein künstlerisches Schaffen: „Die Verantwortung, Emotio-nen mit jeder einzelnen Note,
mit jeder musikalischen Phrase, die ich komponiere, zu transportieren, ist für mich nun noch klarer geworden."
Seine Werke wurden bereits bei mehreren internationalen Festivals aufgeführt, darunter beim Roma Europa Festival
1993, dem North/South Consonance'94 und dem Festival Est/Ovest 2004.
Den zweiten Preis erhielt Francesco B. Cilluffos Oper „Edward II". Ein dritter Preis wurde nicht vergeben.
Der internationale Johann-Joseph-Fux-Opernkompositionswettbewerb wird seit 1988 von der Kunstuniversität Graz
(KUG) gemeinsam mit der Kulturabteilung des Landes Steiermark durchgeführt. Er ist mit 22.000 Euro dotiert.
58.000 Euro werden für die Uraufführung der Werke zur Verfügung gestellt. Eingereicht werden können
Opern mit einer Spieldauer bis zu 90 Minuten und einer Besetzung bis zu 12 Solisten. Seit dem ersten Bewerb im
Jahr 1998 wurden insgesamt 55 Werke eingereicht. Die zehn Mitglieder der Jury, unter ihnen der Komponist Beat Furrer,
die deutschen Komponisten Aribert Reimann (Mitglied der Berliner Akademie der Künste) und Siegfried Matthus
(Schüler von Hanns Eisler, Dramaturg und Komponist an der Komischen Oper Berlin), der emeritierte Rektor der
KUG, Otto Kolleritsch und die Intendantin des Steirischen Herbst, Veronica Kaup-Hasler, sehen die Bedeutung dieses
steirischen Wettbewerbs in der Möglichkeit für junge Komponisten, der sehr zeitintensiven Opernkomposition
nachzugehen und den Studierenden der KUG die Gelegenheit zu geben, sich im Rahmen ihrer Ausbildung mit neuesten
hochqualitativen Werken der modernen Opernliteratur auseinanderzusetzen. |