Frische, gesunder Mehrwert und Convenience fungieren als Umsatz-Motor
Köln (bmlfuw/aiz) - Rund 6.600 Aussteller aus 95 Ländern präsentieren derzeit (13.
bis 17.10.2007) bei der weltgrößten Lebensmittel-Fachmesse "Anuga" in Köln ihre Produkte.
Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei auch neue Trends im Ernährungsbereich, Innovationen und neue Marketingkonzepte.
Aus jüngsten in Köln präsentierten Marktforschungen geht hervor, dass insbesondere Frische, gesunder
Mehrwert und Convenience zu zentralen Kaufargumenten zählen und international als Umsatz-Motor fungieren.
Insbesondere die Milchwirtschaft nützt diese Faktoren, etwa bei Trinkjoghurt. Die heimischen Molkereien konnten
nicht zuletzt auch in diesem Bereich ihre Exporte stark erhöhen.
Trendforscher unterstützen die Lebensmittelwirtschaft bei der Analyse der aktuellen Verbrauchervorlieben.
"What's hot around the globe" nennt etwa das internationale Marktforschungsinstitut AC Nielsen seine
weltweit angelegte Studie und bietet darin eine Aufschlüsselung der Trends nach Regionen - mit dem Ergebnis,
dass gesunde Ernährung, Frische und Convenience zu den Schlüsselbegriffen in der Ernährungsindustrie
zählen.
Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie verbuchte von Mitte 2005 bis Mitte 2006 weltweit ein Wachstum von
4%. Zwar differiert diese Zuwachsrate je nach Region und Warengruppe erheblich, dennoch konnte Nielsen in der Studie
auch global gültige Konsumtrends identifizieren, die das Wachstum in einzelnen Kategorien verstärkt haben.
"Verbraucher konzentrieren sich weltweit bei der Ernährung tendenziell auf zwei Schwerpunkte: Zum einen
geht es um Geschmack, Gesundheit und Nährwert, zum anderen um Komfort und praktischen Nutzen", erläutert
Walter Berthold, Leiter von AC Nielsen Global Services, Deutschland.
Trinkjoghurt bleibt Spitzenreiter
Insgesamt neun Produktkategorien, die mit den drei zentralen Argumenten - Frische, "gesunder" Mehrwert,
Convenience - vermarktet werden, erreichten weltweit zweistellige Zuwachsraten. Sechs dieser Kategorien verzeichneten
ein Umsatzvolumen von mehr als USD 1 Mrd. Internationaler Spitzenreiter bleibt dabei Trinkjoghurt mit einem Plus
von 18%, so die Nielsen-Studie. Der Erfolg setzt sich dabei aus den Komponenten guter Geschmack, Gesundheitsaspekt,
praktische Verpackung und der Tatsache zusammen, dass das Getränk überall hin mitzunehmen ist. In 29
von insgesamt 45 für diese Kategorie relevanten Ländern kletterten die Trinkjoghurt-Umsätze um 10%.
In China wurde das Produkt mit einem Top-Wachstum von 49% zum Superstar. Auch andere Getränke auf Milchbasis
erfreuen sich laut Nielsen rund um den Globus steigender Nachfrage, meist sogar im zweistelligen Prozentbereich.
Fischkonsum nimmt stark zu
Weltweit hat zudem die Nachfrage nach frischem Fisch und Meeresfrüchten stark angezogen: Fisch konnte als
nahrhaftes, fettarmes und bekömmliches Lebensmittel im Jahresvergleich 2005/2006 die Wachstumsraten von Fleisch
übertreffen. Frische Fertigsalate und Baby-Milchnahrung gehörten mit zweistelligen Zuwächsen ebenso
zu den Gewinnern globaler Ernährungstrends wie frische/gekühlte Suppe, frische Kräuter und Gewürze
sowie Tiefkühl-Vorspeisen.
Frischeregale werden breiter
Immer häufiger landen bei den Konsumenten frische Produkte im Einkaufswagen. Der Handel fördert diesen
Trend, indem er erheblich mehr Verkaufsfläche für das wachsende Frischeangebot bereitstellt und kühltechnisch
aufrüstet. So überrascht es nicht, dass bereits vier der neun Top-Wachstumskategorien weltweit den frischen
Lebensmitteln zuzuordnen sind.
Convenience ist wichtiges Kaufmotiv
Viele dieser erfolgreichen Produktgruppen beziehen ihr dynamisches Wachstum aber nicht nur aus den Merkmalen "Gesundheit"
und "Frische". Convenience, also die bequeme und zeitsparende Zubereitung der Produkte, ist ein mindestens
gleich schwerwiegendes Kaufmotiv für die Verbraucher, und auch hier kennt der Trend keine regionalen oder
nationalen Grenzen. China verbucht beispielsweise bei industriell gefertigter Babykost und Milchnahrung die höchsten
Zuwachsraten. Der Boom bei den Tiefkühl-Vorspeisen dagegen kommt aus Nordamerika. Die neuen Snack-Angebote,
vor allem die sogenannten "Breakfast-Starter", finden vor allem bei Familien mit ihrem Bedarf an schnellen,
unkomplizierten Mahlzeiten eine hohe Akzeptanz.
Noch ein weiterer Trend bestimmt das Kaufverhalten zwischen New York und Neu Delhi: Die Konsumenten erwarten ein
angemessenes Preis-Leistungsverhältnis für die Produkte und entscheiden sich deshalb oft auch für
Handelsmarken. Für die Markenhersteller sei dies eine gewaltige Herausforderung, den höheren Preis ihrer
Produkte auch durch einen nachvollziehbaren Mehrwert zu dokumentieren, stellt Nielsen fest.
Mikinovic: Österreich hat als Frischparadies gute Chancen am Markt
"Die großen internationalen Ernährungstrends kommen auch der österreichischen Lebensmittelwirtschaft
entgegen, insbesondere im Frischebereich sehe ich große Chancen. Speziell bei Milchprodukten gilt die Alpenrepublik
als Frischeparadies", stellte der Geschäftsführer der AMA Marketing, Stephan Mikinovic, gegenüber
dem AIZ fest. Was den Convenience-Trend betreffe, so könne Österreich beispielsweise bei Wurst, Käse
und Feinkost mit den internationalen Mitbewerbern mithalten, verfüge hier aber nicht über eine Alleinstellung.
Im Wellness-Bereich wiederum sei unter anderem die amerikanische Lebensmittelindustrie bei der Anreicherung von
Grundnahrungsmitteln mit zusätzlichen Nährstoffen (Milch mit mehr Kalzium usw.) schon sehr weit gegangen.
In Österreich registriere er eher den Trend, mit Lebensmittel-Produkten auch im Beauty-Segment zu punkten,
erklärte Mikinovic.
Heimische Lebensmittelindustrie punktet verstärkt im Export
"Die heimische Lebensmittelwirtschaft hat auch in der Vergangenheit den jeweiligen Konsumtrends erfolgreich
Rechnung getragen", unterstrich die österreichische Handelsdelegiert in Frankfurt/Main, Christiane Zwettler,
bei der "Anuga". Die rund 240 Unternehmen der inländischen Lebensmittelindustrie mit ihren mehr
als 27.000 Beschäftigten erwirtschaften einen jährlichen Produktionswert von rund EUR 6,5 Mrd. Mittlerweile
werden die Erzeugnisse verstärkt auf Auslandsmärkten (über 160 Länder) abgesetzt, der Exportanteil
hat sich zwischen 1995 und 2006 von 12% auf 40% erhöht. Auf dem deutschen Markt punkte die Branche insbesondere
mit Limonaden, Eistee, Energy-Drinks, Käse, Backwaren, Milchprodukten, Wurstwaren und Wein, so Zwettler. |