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Zeitschrift "Der Brenner" ist online |
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Wien (öaw) - "Der Brenner", die vom österreichischen Schriftsteller und Verleger Ludwig
Ficker herausgegebene Kulturzeitschrift, ist sei 30.10.2007 unter http://www.aac.ac.at/brenner/
im Internet verfügbar. Von 1910 bis 1954 sind mit zeithistorisch bedingten Unterbrechungen 104 "Brenner"-Hefte
in Innsbruck erschienen. Das "AAC-Austrian Academy Corpus" der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
(ÖAW) hat die nun vorliegende digitale Edition in Kooperation mit dem "Brenner-Archiv" der Universität
Innsbruck entwickelt. "Der Brenner" Ihr Brief hat mich natürlich nicht angenehm berührt, obwohl ich mir ja Ihre Antwort ungefahr denken konnte. Ja, wo meine Arbeit untergebracht werden kann, das weiß ich selbst nicht! Wenn ich nur selbst schon wo anders untergebracht wäre als auf dieser beschissenen Welt", schreibt Ludwig Wittgenstein am 22.11.1919 an den Verleger Ludwig Ficker. Es geht um die Publikation des "Tractatus logico-philosophicus". Am 4.12.1919 insistiert Wittgenstein: "Und wie kann ich Ihnen mein eigenes Werk anempfehlen? - Ich glaube, es verhalt sich damit in allen solchen Fällen so: Ein Buch, auch wenn es ganz und gar ehrlich geschrieben ist, ist immer von einem Standpunkte aus wertlos: denn eigentlich brauchte niemand ein Buch schreiben, weil es auf der Welt ganz andere Dinge zu tun giebt. Andererseits glaube ich sagen zu können: Wenn Sie den Dalago, den Hecker, u.s.w. drucken, dann können Sie auch mein Buch drucken." Im Brenner-Verlag ist der Tractatus nicht erschienen: Dennoch sind Ludwig Fickers Verlag und seine Zeitschrift wichtige Träger österreichischer Kulturgeschichte. Vorbild des "Brenner" war "Die Fackel" von Karl Kraus (die Bezeichnung "Der Brenner" verweist also nicht nur auf den Gebirgspass, sondern auch auf DIE FACKEL). Ein erstes Ziel der Zeitschrift bestand darin, den erstarrten bürgerlichen und provinziellen Kulturbetrieb Tirols aufzubrechen. Zu Beginn waren denn auch im "Brenner" hauptsächlich Tiroler Autoren (Carl Dallago, Max von Esterle, Hugo Neugebauer, Karl Röck, Ludwig Seifert und Arthur von Wallpach) vertreten. Bald erhielt die Zeitschrift jedoch Beiträge von Autorinnen und Autoren aus dem gesamten deutschen Sprachraum (Theodor Haecker, Karl Borromäus Heinrich, Else Lasker-Schüler, Ludwig Erik Tesar). Sie entwickelte sich bis zum Ersten Weltkrieg zu einem brisanten kulturkritischen Blatt mit teilweise expressionistischem Einschlag. Die Lyrik Georg Trakls, Fickers wichtigster literarischer Entdeckung, gab der Zeitschrift von 1912 bis 1914 eine besondere Prägung. Der Erste Weltkrieg führte unter Beibehaltung der kritischen Urteilsschärfe zu einer intensiven Auseinandersetzung um Christentum und Kirche und damit zu einem neuen programmatischen Schwerpunkt. Seit 1926 widmete sich die Zeitschrift einer stark visionär ausgerichteten Erörterung theologischer Zeitfragen. Aus einem Blatt der literarischen Avantgarde war eine Plattform einer auf christliche Erneuerung bedachten Avantgarde geworden. Führende Autoren dieser Phase waren Ferdinand Ebner, Theodor Haecker (auch als Übersetzer Sören Kierkegaards) und John Henry Kardinal Newman. Nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen eschatologische Beiträge poetischer und essayistischer Art, aber auch Rückblicke auf die erst jetzt im vollen Ausmaß erkannte Bedeutung der Beziehungen des "Brenner" zu Trakl, Dallago, Rilke, Wittgenstein und Ebner. Die Online Edition: "Der Brenner" Die digitale "Brenner"-Edition liefert den gesamten Text der Zeitschrift sowie alle Heftseiten als Faksimiles. Ein innovatives Navigationsmodul wurde implementiert, mit dessen Hilfe nicht nur von Seite zu Seite, von Heft zu Heft oder von Jahrgang zu Jahrgang navigiert werden kann, sondern auch zu im jeweiligen Zusammenhang r elevanten Textpassagen. Die graphische Umsetzung kompensiert das Fehlen jener haptischen und visuellen Informationen, die nur durch die physische Präsenz des gedruckten Magazins gegeben sind, und schafft so einen Mehrwert der digitalen Edition. Neben den Möglichkeiten der Volltextsuche und der Suche nach Wortformen bietet der digitale "Brenner" eine Namendatenbank, in der Metadaten über sämtliche reale und fiktionale Personen, die im "Brenner" genannt werden, zur Verfügung stehen. Somit können Querverbindungen zwischen den in der Zeitschrift vorkommenden Autoren und anderen realen Personen sowie allen fiktiven Personen aufgezeigt werden. Eine statistische Auswertung ergibt etwa, dass Jesus Christus mit 2689 Erwähnungen vor Sören Kierkegaard (848), Karl Kraus (827), Carl Dallago (633) und Georg Trakl (545) die Liste der häufigsten Namensnennungen anführt. Die Edition wurde für kulturgeschichtlich Interessierte entwickelt. Die im Interface gebotenen Faksimiles der einzelnen Heftseiten ermöglichen zudem die quelleneditorisch korrekte Zitierung aller Texte. AAC-Austrian Academy Corpus und Brenner-Archiv: "Der Brenner" http://www.aac.ac.at/brenner/ Zum AAC-Austrian Academy Corpus Das AAC-Austrian Academy Corpus der ÖAW ist ein texttechnologisches Forschungsprogramm auf der Grundlage einer umfangreichen und komplex strukturierten Sammlung von digitalen Volltexten zur deutschen Sprache und Literatur im Untersuchungszeitraum 1848 bis 1989. Im Jänner 2007 hat das AAC den gesamten, 22.586 Seiten umfassenden Text der Zeitschrift "Die Fackel" von Karl Kraus in Form einer innovativen digitalen Edition online verfügbar gemacht. Zum Brenner-Archiv der Universität Innsbruck Das Brenner-Archiv ist ein Forschungsinstitut der Universität Innsbruck und zugleich das Tiroler Literaturarchiv. Es dient der Bewahrung und Kritik des kulturellen Gedächtnisses. Als Literaturarchiv sieht das Brenner-Archiv eine zentrale Aufgabe darin, auch die nicht-akademische Öffentlichkeit für literarhistorische Zusammenhänge zu interessieren. |
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