Wien (bpd) - Bundeskanzler Alfred Gusenbauer traf am 24.10. in Wien mit dem
Friedensnobelpreisträger und ehemaligen Vizepräsidenten der USA, Al Gore, zu einem kurzen Meinungsaustausch
zusammen. Gusenbauer hob nochmals Al Gores Beitrag hervor, den Klimaschutz an die Spitze der internationalen Agenda
gesetzt zu haben. "Wir sprechen viel über die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels, für Millionen
von Menschen geht es aber schlicht um's Überleben. Konflikte um immer knapper werdende Ressourcen, wie Wasser
oder die absehbaren Flüchtlingsströme, die durch den ungebremsten Klimawandel ausgelöst würden,
zeigen die sicherheitspolitische Dimension des Problems.
Der Bundeskanzler wies auf die Notwendigkeit von massiven öffentlichen Investitionen in energieeffiziente
Technologien hin. "Wir brauchen eine technologischen Revolution ähnlich wie im Telekommunikationssektor.
Erneuerbare Energien und Energieeffizienz sind die Wachstumssektoren der Zukunft. Ein Umdenken etwa in der Verkehrspolitik
ist ebenfalls notwendig. "Hier muß nichts mehr erfunden werden. Vorläufig fehlt aber noch der politische
Wille." Gleichzeitig wies er darauf hin, dass diese Maßnahmen alleine nicht ausreichend wären,
um den Klimawandel zu stoppen. Gusenbauer: „Wir benötigen zusätzlich zur Technologieförderung strikte
und absolute Reduktionsverpflichtungen samt Etablierung eines globalen CO2-Marktes.“ Teilnehmen an diesem Markt
sowie allen internationalen Verpflichtungen müssen aber, so der Bundeskanzler, alle Staaten, einschließlich
der USA sowie die großen Schwellenländer. Das Kyoto Protokoll war ein erster aber ungenügender
Schritt. Eine neue UN-Konvention, die verbindliche Ziele für alle festschreibt, soll bis 2009 ausverhandelt
werden.
Der Bundeskanzler forderte auch zu einem Umdenken bei der Entwicklungshilfe auf. Diese solle verstärkt auch
den Ausbau von erneuerbaren Energien forcieren, Technologiekooperationen stärken und Technologietransfer unterstützen.
Die Kosten für eine konsequente Klimapolitik und eine nachhaltige Entwicklungspolitik erscheinen auf den ersten
Blick exorbitant. Die Kosten, die der Klimawandel verursacht, würden aber ein Vielfaches ausmachen. Man sollte
auch bei Finanzierungsvarianten kreativer sein. So gäbe es sehr vernünftige und realistische Modelle
für eine Steuer auf Devisentransaktionen im globalen Rahmen. Bereits durch eine minimale Abgabe von ca. 0,01%
könnten weltweit jährlich viele Milliarden Dollar eingehoben werden. Man sollte auch über eine Steuer
auf Kerosin oder eine Flugticketabgabe diskutieren. "Der Klimawandel ist eine globale Überlebensfrage.
Die Bevölkerung hat das bereits verstanden. Einzelne Lobbies noch nicht", schloß Bundeskanzler
Gusenbauer. |