Wien (wifo) - Die Entwicklung der österreichischen Versicherungswirtschaft
unterschied sich 2006 vom internationalen Trend. Auf dem Weltmarkt verzeichnete die Lebensversicherung starke Zuwächse,
während die Prämieneinnahmen der Nicht-Lebensversicherung wesentlich schwächer zunahmen. In Österreich
war hingegen die Nicht-Lebensversicherung die treibende Kraft, während die Lebensversicherung, vom hohen Ausgangsniveau
des Vorjahres ausgehend, kaum zulegte.
Der Rückgang der Prämieneinnahmen in der klassischen Lebensversicherung wurde vom Aufschwung der fondsgebundenen
Lebensversicherung nicht vollständig wettgemacht. Die klassische Lebensversicherung mit Einmalzahlung war
von dieser Entwicklung besonders betroffen (–16,4%). Unter diesen Rahmenbedingungen lieferte die prämienbegünstigte
Zukunftsvorsorge der Branche 2006 wesentliche Impulse. Bereits 20% der Bevölkerung im erwerbsfähigen
Alter hatten 2006 einen Vertrag abgeschlossen, davon knapp 90% in Form einer Versicherung. Die hohe Steigerung
in diesem Geschäftsbereich (+36,8%) schlug sich insgesamt in einer Zunahme der Prämieneinnahmen der österreichischen
Lebensversicherer nieder (+0,9%).
Im Rahmen der prämiengeförderten Zukunftsvorsorge verwalteten die Versicherungsunternehmen knapp 1,5
Mrd. Euro für die Versicherten. Etwa 40% davon wurden an der Wiener Börse veranlagt, weil die Möglichkeiten
zur Diversifikation an anderen Börsen mit niedriger Börsenkapitalisierung (d. h. niedrigem Verhältnis
zwischen Börsenkapital und nominellen Bruttoinlandsprodukt) kaum genutzt wurden. In Anbetracht der starken
Kurssteigerungen an der Wiener Börse wurde der für die Veranlagung der prämiengeförderten Zukunftsvorsorge
wichtige Grenzwert der Börsekapitalisierung für die Einstufung als unterkapitalisierte Börse von
30% des nominellen BIP im mehrjährigen Durchschnitt auf 40% angehoben. Die Wiener Börse erreichte im
Jahresdurchschnitt 2006 bereits eine Börsekapitalisierung von 49,1%, sodass in nächster Zeit mit einer
weiteren Anhebung des Grenzwertes gerechnet werden kann.
In der Schaden-Unfallversicherung ermöglichte die steigende Zahl versicherter Risken ein stabiles Prämienwachstum
(+1,9%), obwohl in der wichtigen Kfz-Versicherung die Preise gesenkt wurden. In der Krankenzusatzversicherung wirkten
sowohl Preissteigerungen als auch die Ausweitung der versicherten Risken umsatzsteigernd. Insgesamt sank 2006 die
Versicherungsdurchdringung, weil die Prämieneinnahmen schwächer zunahmen als das nominelle Bruttoinlandsprodukt.
Die starke Ausweitung der Zahlungen an die Versicherten wurde durch hohe Finanzerträge und die Verringerung
des Aufbaus versicherungstechnischer Reserven aufgewogen, sodass die Gewinnentwicklung im Wesentlichen ruhig verlief. |