Software der Universität Hohenheim senkt Unternehmens-Risiken
Hohenheim (idw) - Kleine und mittlere Unternehmen im Maschinenbau und Handwerk müssen besonders
aufpassen: Fällt ein einziger Auftrag aus, steht manchmal das gesamte Unternehmen auf dem Spiel. Hilfe kommt
vom Hohenheimer Controlling-Lehrstuhl. Speziell zugeschnitten auf kleine und mittlere Unternehmen prüft das
Computerprogramm "RIPROCON-CHECK" genau, wie problematisch ein Auftrag werden könnte. Entwickelt
und erprobt wurde die Software in Kooperation mit zwölf Klein- und Mittelbetrieben, dem Baden-Württembergischen
Handwerkstag sowie der Stiftung Industrieforschung. Der Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft
zeichnete das Konzept mit dem "Siemens Best Practice Paper Award" aus.
Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind in Deutschland enorm wichtig: Knapp 70 Prozent aller sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten arbeiten in Betrieben mit bis zu 500 Mitarbeitern. Besonders im arbeitsintensiven Handwerk und
bei kleineren Maschinenbauern gibt es aber ein Problem: Ein konsequentes Risikomanagement wird vernachlässigt.
Auch die Forschung konzentriert sich bislang eher auf die Risikosteuerung in Großunternehmen.
Diese Lücke füllt nun die Software "RIPROCON-CHECK" (Risiko- Projektcontrolling). Dafür
hatten Prof. Dr. Ernst Troßmann und Dr. Alexander Baumeister vom Lehrstuhl Controlling der Universität
Hohenheim die Anforderungen von zwölf Unternehmen präzise analysiert, in Software umgesetzt und umfassend
in der Praxis getestet. Ergebnis ist ein einfaches, kostengünstiges und flexibles Steuerungssystem, das Anwender
nach zwei Stunden Einarbeitungszeit bereits einsetzen können.
"Mittelständler stehen oft vor dem Problem, dass ein Auftrag Sonderwünsche enthält und so von
der Standardfertigung abweicht. Und genau dort steckt daher die Gefahr, sich beim Angebot zu verkalkulieren",
erklärt Dr. Baumeister.
Das Programm konzentriert sich auf die Risiken, die bei einem neuen Auftrag besonders gefährlich werden könnten.
Schritt für Schritt prüft die Software, welche auftragsspezifische Wagnisse zum Beispiel durch neue Zulieferer,
besondere technische Kundenwünsche oder andere Abweichungen vom Standardprozedere entstehen. Eine Ampel empfiehlt
schließlich, wie der Unternehmer am besten mit dem Antrag umgehen soll: annehmen, ablehnen oder nur mit Risiko-Zuschlag
anbieten.
"Natürlich bleibt das Ergebnis immer noch eine Prognose", resümiert Prof. Dr. Troßmann.
Erstbenutzer würden aber häufig erst durch die klare Struktur auf die Risiken im Detail aufmerksam und
gezwungen, sich mit allen Aspekten eines Risikos auseinander zu setzen. "Außerdem lernt das Programm
mit jeder Anwendung dazu und passt sich immer besser dem jeweiligen Unternehmen an."
Nach rund zwei Jahren Entwicklungszeit sind die Rückmeldungen aus der Industrie durchweg positiv. "Die
Nutzer lobten vor allem, wie einfach das Programm in der Anwendung ist", erzählt Baumeister. Trotzdem
ist auch das dahinter stehende Konzept fundiert, was die Auszeichnung mit dem "Siemens Best Practice-Award"
beweist.
Verlagsangaben RIPROCON-CHECK Unter dem Titel "Controlling von Projektrisiken: Praxishandbuch für den
Mittelstand" ist die Software mit Begleitbuch inzwischen im W. Kohlhammer Verlag erschienen. Der Band der
Autoren Ernst Troßmann, Alexander Baumeister und Markus Ilg hat 122 Seiten. Er ist zum Preis von 24,- Euro
unter der ISBN 978-3-17-019987-3 erhältlich. |