Bei Infektionen des Blutes gestaltet sich der
Nachweis des Infektionserregers oftmals als Wettlauf mit der Zeit
Wien (tu) - "Als wir 2004 mit dem Projekt begannen, lautete unsere Idee ein klassisches Diagnoselabor
auf möglichst kleinem Raum zusammenzufassen, zu miniaturisieren und mit Hilfe dieses 'Lab-on-a-Chip' Infektionserreger
innerhalb weniger Stunden nachzuweisen", erläutert Professor Michael Vellekoop vom Institut für
Sensor- und Aktuatorsysteme der Fakultät für Elektrotechnik, TU Wien. Erreger von Infektionskrankheiten
können in Patientenblutproben mit der neuen Chiptechnologie in nur fünf bis sechs Stunden nachgewiesen
werden. Christa Nöhammer von den Austrian Research Centers Seibersdorf fasst die Verbesserungen zusammen:
"Die Erreger und deren DNA werden direkt aus dem Patientenblut isoliert und mit Hilfe der sogenannten Polymerasen
Kettenreaktion (PCR) im Reagenzglas vervielfältigt, bevor sie mittels Chip identifiziert werden. Die klassischen
Nachweismethoden erfordern, dass die Erreger zunächst im Kulturmedium vermehrt werden, wodurch bis zur endgültigen
Diagnose mehrere Tage vergehen."
Bei der Chip-Methode wird die vermehrte DNA auf eine goldbeschichtete, feste Oberfläche aufgebracht und bindet
dort immobilisierte, für bestimmte Erreger-Spezies spezifische DNA Fängermoleküle, an. Klassischerweise
wird eine Bindung zwischen den Fängermolekülen und der Erreger-DNA aus der Patientenprobe durch Einbau
eines Fluoreszenz-Farbstoffs in die Keim-DNA, also optisch, sichtbar gemacht. Im Minilabor der TU-WissenschafterInnen
wird die Fluoreszenz nun durch einen Sensorchip ersetzt. Gabriel Hairer, TU-Dissertant in dem Projekt: "Kleine
Elektrodenfinger formen Kapazitäten, die sich abhängig vom Material zwischen den Fingern ändern.
Das ganze befindet sich in einer wässrigen Lösung, sodass die DNA schließlich elektrisch festgestellt
werden kann, in dem man eine Kapazitätsänderung misst, wenn der Erreger 'anwesend' ist." Im Vordergrund
steht für die WissenschafterInnen so früh wie möglich, die in den Proben enthaltene Keim-DNA zu
detektieren. Nöhammer: "Uns stehen für den Sensor-Chip spezifische Fängermoleküle für
23 bakterielle Erreger sowie zwei Pilzspezies zur Verfügung, die bereits mittels Fluoreszenztechnologie ausgiebig
getestet wurden. Auf diese 25 Infektionserreger können wir innerhalb weniger Stunden die Blutproben testen.
So kann der Patient frühzeitig mit dem optimalen Antibiotikum gezielt therapiert werden und der Einsatz von
Breitband-Antibiotika, der für die ständig steigende Resistanzbildung verantwortlich ist, kann vermieden
oder zumindest reduziert werden."
Bereits im kommenden Jahr soll der Prototyp des Mini-Diagnoselabors fertig entwickelt werden. Als nächster
wichtiger Schritt muss dann die Sensitivität des Lab-on-Chip Systems unter realen, in der klinischen Anwendung
gegebenen Bedingungen genauestens getestet und untersucht werden. |