Eine genetische Grundlage der Selbsterneuerung des blutbildenden Systems entschlüsselt
Hannover (idw) - Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben gemeinsam mit
portugiesischen Kollegen die Stammzell-Forschung des blutbildenden Systems vorangetrieben. Dank ihrer Arbeit, bei
der sie die genetischen Grundlagen der Regeneration der Stamzellen erforschten, ergeben sich neue Angriffspunkte
für die Entwicklung von Medikamenten oder gentherapeutischen Eingriffen. Die Arbeit mit dem Titel "HOXB4's
Fahrplan zur Stammzellexpansion" ist jetzt in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift "Proceedings of
the National Academy of Sciences of the United States of America" veröffentlicht worden.
Vorstufe aller Blutzellen sind adulte Stammzellen des blutbildenden Systems, die so genannten hämatopoetischen
Stammzellen. Diese Stammzellen können sich entweder in reife Blutzellen differenzieren oder sich ständig
selbst erneuern. Sie sind damit die Garanten der lebenslangen Blutbildung. Welchen Weg die Stammzellen einschlagen,
hängt zum einen von der Aktivität bestimmter Gene in den Stammzellen selbst ab; zum anderen wird die
Entscheidung gesteuert durch unterschiedliche Signale, die verschiedene Zellen in ihrer unmittelbaren Umgebung
aussenden. Bisher sind nur wenige Gene bekannt, die wesentlich an der Regulation der Selbsterneuerung der blutbildenden
Stammzellen beteiligt sind. Eines dieser Gene ist HOXB4 aus der so genannten Homeobox-Genfamilie. Genetisch modifizierte,
veränderte Blutstammzellen der Maus mit erhöhter HOXB4-Dosis schlagen bevorzugt den Weg der Selbsterneuerung
ein.
Dr. Bernhard Schiedlmeier und Dr. Hannes Klump aus der Abteilung Experimentelle Hämatologie der MHH ist es
nun in Kooperation mit Wissenschaftlern der Arbeitsgruppe von Dr. Moises Mallo am Instituto Gulbenkian de Ciencia
(Portugal) gelungen, erste Einblicke in die molekularen Mechanismen der Regeneration von Stammzellen zu erhalten,
die vom HOXB4-Protein vermittelt werden.
Die Forscher konnten molekulare Schaltstellen identifizieren, über die das HOXB4-Protein wirkt. Dazu analysierten
sie, welche Regenerationssignale von HOXB4 beeinflusst werden. Daraus ergeben sich Angriffspunkte für die
Entwicklung von Medikamenten oder gentherapeutischer Eingriffe, um die Regeneration von Blutstammzellen klinisch
nutzbar zu machen. "Das könnte für Patienten mit angeborenen oder erworbenen Störungen der
Blutbildung von besonderem Interesse sein, weil gegenwärtig verfügbare Alternativen suboptimal oder sogar
potenziell toxisch sind", sagt Professor Dr. Christopher Baum, Leiter der Abteilung Experimentelle Hämatologie
der MHH.
Die Arbeit wurde mit einer Projektförderung der Deutschen Krebshilfe und durch das DFG-geförderte Exzellenzcluster
Rebirth der MHH finanziert. |