Lutherische Synode verabschiedet Wort zu "ChristInnen und MuslimInnen"  

erstellt am
31. 10. 07

Keine Alternative zu Gespräch und "verstehender Nachbarschaft"
Wien (epd Ö) - "Nur die gelebte Religionsfreiheit und die zuerst im Vertrauen gereichte Hand werden auf Dauer überzeugen", betont die evangelisch-lutherische Synode in ihrem Wort "ChristInnen und MuslimInnen", das 30.10. bei der Sitzung in Wien mehrheitlich angenommen wurde. Evangelische Gemeinden sollten initiativ auf MuslimInnen in ihrem Gemeindegebiet zugehen und sich um Verständigung bemühen. "Es gibt keine Alternative zu Gespräch und verstehender Nachbarschaft", heißt es in der Erklärung. Die Forderung, dass islamische Länder mit ChristInnen ebenso umgehen müssen, sei zwar berechtigt, könne jedoch nach Ansicht der Synode "keine Bedingung für unser Verhalten als ChristInnen und EuropäerInnen sein".

Gesehen werden wohl die Ängste, die ernst zu nehmen seien. "Gleichwohl ist es die christliche Aufgabe, Frieden zu stiften - durch Aufklärung, durch persönliche Begegnungen, durch Mediation bei Konflikten", unterstreicht die Synode. Sich der Welt nicht anzugleichen, bedeute heute eine Absage an die populistischen Versuche, Konflikte zu schüren.

Die wachsende Zahl von MuslimInnen in Österreich sei auch eine religiöse Herausforderung. Jeder Christ, jede Christin müsse mehr denn je Rechenschaft über den eigenen Glauben geben können. Das setze Bildung auch hinsichtlich anderer Religionen voraus. Oberflächliche Vergleiche, aus dem Zusammenhang gerissene Sätze muslimischer Rechtsschulen oder aus dem Koran verzerrten die Auseinandersetzung. Hier könne "Bildung als protestantisches Profil" in der Begegnung mit MuslimInnen einen "heilsamen Beitrag zur Versachlichung" bringen, ist die Synode überzeugt.

In dem Wort erinnert die Evangelische Kirche an ihre eigene Minderheitensituation. Lange sei sie "fremd im eigenen Land" gewesen und könne daher die Situation muslimischer ImmigrantInnen verstehen. Der biblische Aufruf, die Fremden zu lieben, habe nichts mit naiver Blauäugigkeit zu tun. "Wo Hass gepredigt wird, wo Verbrechen geschehen oder Terroranschläge vorbereitet werden, darf es keine Nachsicht geben. Es gehört aber zur protestantischen Überzeugung, dass die einzelnen Schuldigen dafür zur Verantwortung gezogen werden müssen und nicht die öffentliche Atmosphäre durch Pauschalverdächtigungen vergiftet werden darf", so die lutherische Synode.

Angeregt wird in der Erklärung die Einrichtung von Islambeauftragten in den sieben lutherischen Diözesen und die "Verbreiterung und Vertiefung" des schon bestehenden interreligiösen Dialogs.
 
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