Molterer
dankt den Lehrerinnen und Lehrern
Wien (övp-pd) - Wilhelm Molterer dankt den Lehrerinnen und Lehrern in einem offenen Brief für
ihr großes Engagement und erläutert die Schuleinigung. Gleichzeitig skizziert der Vizekanzler die aktuellen
Probleme, die im Schulalltag dringend gelöst werden müssen. Hier der Brief im Wortlaut:
Sehr geehrte Lehrerin!
Sehr geehrter Lehrer!
Es gibt wenige Berufe, die in letzter Zeit so viel im Licht der Öffentlichkeit waren, wie Ihrer. Viele Gespräche
mit Lehrerinnen und Lehrern an unterschiedlichsten Schulen sind für mich ausschlaggebend dafür, dass
ich Ihnen heute persönlich schreibe.
Lehrerinnen und Lehrer wollen den jungen Menschen, die ihnen anvertraut sind, eine gute Schulzeit und vor allem
beste Chancen im weiteren Leben ermöglichen. Sie arbeiten daran mit großem fachlichem und pädagogischem
Wissen, oft mit Humor, manchmal mit Strenge. Und immer mit viel Herz.
Aus diesen Gesprächen mit Lehrerinnen und Lehrern weiß ich, dass der Schulalltag für Sie nicht
immer einfach ist. Und das hat weniger mit der Organisationsform der Schule zu tun, sondern viel mehr mit geänderten
Lebensumständen.
Immer häufiger gibt es Schülerinnen bzw. Schüler, die durch ihr Verhalten das Zusammenleben an der
Schule schwieriger machen. Ich will Sie darin bestätigen, Ihre Schülerinnen und Schüler zu fördern,
aber auch zu fordern. Die Jugend soll ihren Weg gehen. Einige Wegweiser und Grenzsteine können sie dabei aber
gut brauchen. Wer jungen Leuten mit Mitmenschlichkeit und Konsequenz in ihrer Entwicklung hilft, leistet aus meiner
Sicht den wichtigsten Dienst an der Gesellschaft, den man leisten kann. Ich weiß, wir alle erwarten sehr
viel von Ihnen als Pädagogin bzw. Pädagoge und vor allem als Mensch.
Immer wieder höre ich von Lehrerinnen, Lehrern, Eltern und auch Schülerinnen und Schülern, dass
in der Schule oder am Schulweg Kinder und Jugendliche körperlich und seelisch bedroht und einige sogar verletzt
werden. Ich bitte Sie alle, hinzuschauen und zu handeln. Gleichzeitig verspreche ich, alles zu unternehmen, um
einer derartigen Entwicklung entgegenzuwirken.
Lehrerinnen und Lehrer sind Expertinnen und Experten für die Zukunft der jungen Menschen. Sie meinen es gut,
sie stellen den jungen Menschen in den Mittelpunkt ihrer Anstrengungen. Wir Politiker brauchen sie dringend als
Begleiterinnen und Begleiter einer verantwortlichen, leistungsbereiten und mitmenschlichen Jugend.
Sie brauchen umgekehrt von uns Politikern Antworten auf offene Fragen und die Bereitschaft, unser Bildungssystem
weiterzuentwickeln. Daran arbeiten wir hart. Wir haben in diesem Sinne aktuell fixiert, dass in Zukunft unterschiedliche
Modellversuche an Österreichs Schulen unter folgenden Voraussetzungen stattfinden können:
- Die Eltern der Sekundarstufe 1 und die Lehrerinnen und Lehrer der betroffenen Schule werden in die Entscheidung
einbezogen. Nur mit ihrer Zweidrittel-Zustimmung können Modellversuche beschlossen werden.
- Hauptschulen und Gymnasien innerhalb eines politischen Bezirks bleiben auch bei Modellversuchen im Bezirk
erhalten.
- Jeder Modellversuch wird vom jeweiligen Landesschulrat beantragt und vom Unterrichtsministerium anschließend
erlassen. Es werden so von den Ländern unterschiedliche Schulversuche durchgeführt werden.
- Jeder Modellversuch wird begleitend evaluiert, damit man auch einen seriösen Vergleich mit der „Regelschule“
anstellen kann.
- Modellversuche dauern grundsätzlich vier Jahre.
Ich will, dass Ihre Leistungen als Lehrerinnen und Lehrer die entsprechende Anerkennung in der Öffentlichkeit
und vor allem auch in der Politik erfahren. Sie begleiten junge Menschen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden – keine
einfache aber eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.
Bei allen Rahmenbedingungen, die von der Politik gesetzt werden können, bin ich zutiefst davon überzeugt:
Es sind die Lehrerinnen und Lehrer, die unsere Schulen prägen!
Ich bedanke mich bei Ihnen für das, was Sie täglich für unsere Jugend und damit auch für Österreich
tun.
Herzliche Grüße
Mag. Wilhelm Molterer
Vizekanzler
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Kalina: Kalter Zynismus Molterers in Schulfragen
Wien (sk) - "Der ÖVP geht es beim Schulthema nicht um die Schüler, nicht um die Eltern
und auch nicht um die Lehrer. Es geht ihr einzig und allein um den Versuch, das Thema parteipolitisch auszuschlachten",
erklärte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina am 11.11. gegenüber dem SPÖ-Pressedienst.
"ÖVP-Obmann Molterer schreckt in seinem eiskalten Zynismus weder vor parteipolitischem Missbrauch zurück
- und nichts anderes ist der Brief des Vizekanzlers an die Lehrer - noch davor, die Eltern zu Sündenböcken
für Verhältnisse an Schulen zu machen, für die die ÖVP mit Schüssel und Gehrer alleinverantwortlich
ist", so Kalina.
Nachdem die ÖVP ständig versucht habe, den Schülern Verbesserungen vorzuenthalten, trete der ÖVP-Obmann
mit seiner Idee eines Eltern-Vertrages nun in eine "neue Qualität" ein: "Jetzt geht es darum,
die Eltern zu schikanieren. Besonders interessant wäre in diesem Zusammenhang auch zu erfahren, wie Molterer
die Eltern bei Zuwiderhandeln bestrafen möchte oder mit welchen Konsequenzen zu rechnen ist", so Kalina.
"Das Problem an Österreichs Schulen ist sicherlich nicht, dass die Eltern die Hausübungen oder die
Schultaschen zu wenig kontrollieren, auch die Sicherheit am Schulweg ist es nicht - das Problem ist, dass die ÖVP
über Jahre Lehrer weggekürzt und Stunden gestrichen hat, dass keinerlei pädagogische Reformen durchgeführt
wurden, dass viel zu wenig in die Schulen und damit in die Zukunft der Kinder investiert wurde. Zu leugnen, dass
es die Eltern in der Gehrer-Ära wirklich nicht leicht hatten, dass immer horrendere Nachhilfekosten bezahlt
werden mussten, weil die Kinder zu wenig gefördert wurden - und gleichzeitig jetzt die Eltern schuldig werden
zu lassen, ist eine Frechheit", betonte der SPÖ-Bundesgeschäftsführer.
"Die SPÖ ist sich ihrer Verantwortung als soziales Gewissen dieser Regierung durchaus bewusst und wird
weiterhin nicht lockerlassen, sozial gerechte Reformen auf die Beine zu stellen, trotz der ÖVP als Bremsklotz.
Die Menschen werden genau erkennen, wer sich für sie einsetzt und wer immer nur auf einen vermeintlichen parteipolitischen
Vorteil schielt, der im übrigen nicht so groß sein kann, wenn man sich die Verluste der ÖVP in
den aktuellen Umfragen ansieht", erklärte Kalina abschließend. |