Bildung  

erstellt am
12. 11. 07

 Molterer dankt den Lehrerinnen und Lehrern
Wien (övp-pd) - Wilhelm Molterer dankt den Lehrerinnen und Lehrern in einem offenen Brief für ihr großes Engagement und erläutert die Schuleinigung. Gleichzeitig skizziert der Vizekanzler die aktuellen Probleme, die im Schulalltag dringend gelöst werden müssen. Hier der Brief im Wortlaut:

Sehr geehrte Lehrerin!
Sehr geehrter Lehrer!

Es gibt wenige Berufe, die in letzter Zeit so viel im Licht der Öffentlichkeit waren, wie Ihrer. Viele Gespräche mit Lehrerinnen und Lehrern an unterschiedlichsten Schulen sind für mich ausschlaggebend dafür, dass ich Ihnen heute persönlich schreibe.

Lehrerinnen und Lehrer wollen den jungen Menschen, die ihnen anvertraut sind, eine gute Schulzeit und vor allem beste Chancen im weiteren Leben ermöglichen. Sie arbeiten daran mit großem fachlichem und pädagogischem Wissen, oft mit Humor, manchmal mit Strenge. Und immer mit viel Herz.

Aus diesen Gesprächen mit Lehrerinnen und Lehrern weiß ich, dass der Schulalltag für Sie nicht immer einfach ist. Und das hat weniger mit der Organisationsform der Schule zu tun, sondern viel mehr mit geänderten Lebensumständen.

Immer häufiger gibt es Schülerinnen bzw. Schüler, die durch ihr Verhalten das Zusammenleben an der Schule schwieriger machen. Ich will Sie darin bestätigen, Ihre Schülerinnen und Schüler zu fördern, aber auch zu fordern. Die Jugend soll ihren Weg gehen. Einige Wegweiser und Grenzsteine können sie dabei aber gut brauchen. Wer jungen Leuten mit Mitmenschlichkeit und Konsequenz in ihrer Entwicklung hilft, leistet aus meiner Sicht den wichtigsten Dienst an der Gesellschaft, den man leisten kann. Ich weiß, wir alle erwarten sehr viel von Ihnen als Pädagogin bzw. Pädagoge und vor allem als Mensch.

Immer wieder höre ich von Lehrerinnen, Lehrern, Eltern und auch Schülerinnen und Schülern, dass in der Schule oder am Schulweg Kinder und Jugendliche körperlich und seelisch bedroht und einige sogar verletzt werden. Ich bitte Sie alle, hinzuschauen und zu handeln. Gleichzeitig verspreche ich, alles zu unternehmen, um einer derartigen Entwicklung entgegenzuwirken.

Lehrerinnen und Lehrer sind Expertinnen und Experten für die Zukunft der jungen Menschen. Sie meinen es gut, sie stellen den jungen Menschen in den Mittelpunkt ihrer Anstrengungen. Wir Politiker brauchen sie dringend als Begleiterinnen und Begleiter einer verantwortlichen, leistungsbereiten und mitmenschlichen Jugend.

Sie brauchen umgekehrt von uns Politikern Antworten auf offene Fragen und die Bereitschaft, unser Bildungssystem weiterzuentwickeln. Daran arbeiten wir hart. Wir haben in diesem Sinne aktuell fixiert, dass in Zukunft unterschiedliche Modellversuche an Österreichs Schulen unter folgenden Voraussetzungen stattfinden können:

  1. Die Eltern der Sekundarstufe 1 und die Lehrerinnen und Lehrer der betroffenen Schule werden in die Entscheidung einbezogen. Nur mit ihrer Zweidrittel-Zustimmung können Modellversuche beschlossen werden.
  2. Hauptschulen und Gymnasien innerhalb eines politischen Bezirks bleiben auch bei Modellversuchen im Bezirk erhalten.
  3. Jeder Modellversuch wird vom jeweiligen Landesschulrat beantragt und vom Unterrichtsministerium anschließend erlassen. Es werden so von den Ländern unterschiedliche Schulversuche durchgeführt werden.
  4. Jeder Modellversuch wird begleitend evaluiert, damit man auch einen seriösen Vergleich mit der „Regelschule“ anstellen kann.
  5. Modellversuche dauern grundsätzlich vier Jahre.


Ich will, dass Ihre Leistungen als Lehrerinnen und Lehrer die entsprechende Anerkennung in der Öffentlichkeit und vor allem auch in der Politik erfahren. Sie begleiten junge Menschen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden – keine einfache aber eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe.

Bei allen Rahmenbedingungen, die von der Politik gesetzt werden können, bin ich zutiefst davon überzeugt: Es sind die Lehrerinnen und Lehrer, die unsere Schulen prägen!

Ich bedanke mich bei Ihnen für das, was Sie täglich für unsere Jugend und damit auch für Österreich tun.

Herzliche Grüße
Mag. Wilhelm Molterer
Vizekanzler


 

 Kalina: Kalter Zynismus Molterers in Schulfragen
Wien (sk) - "Der ÖVP geht es beim Schulthema nicht um die Schüler, nicht um die Eltern und auch nicht um die Lehrer. Es geht ihr einzig und allein um den Versuch, das Thema parteipolitisch auszuschlachten", erklärte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina am 11.11. gegenüber dem SPÖ-Pressedienst. "ÖVP-Obmann Molterer schreckt in seinem eiskalten Zynismus weder vor parteipolitischem Missbrauch zurück - und nichts anderes ist der Brief des Vizekanzlers an die Lehrer - noch davor, die Eltern zu Sündenböcken für Verhältnisse an Schulen zu machen, für die die ÖVP mit Schüssel und Gehrer alleinverantwortlich ist", so Kalina.

Nachdem die ÖVP ständig versucht habe, den Schülern Verbesserungen vorzuenthalten, trete der ÖVP-Obmann mit seiner Idee eines Eltern-Vertrages nun in eine "neue Qualität" ein: "Jetzt geht es darum, die Eltern zu schikanieren. Besonders interessant wäre in diesem Zusammenhang auch zu erfahren, wie Molterer die Eltern bei Zuwiderhandeln bestrafen möchte oder mit welchen Konsequenzen zu rechnen ist", so Kalina.

"Das Problem an Österreichs Schulen ist sicherlich nicht, dass die Eltern die Hausübungen oder die Schultaschen zu wenig kontrollieren, auch die Sicherheit am Schulweg ist es nicht - das Problem ist, dass die ÖVP über Jahre Lehrer weggekürzt und Stunden gestrichen hat, dass keinerlei pädagogische Reformen durchgeführt wurden, dass viel zu wenig in die Schulen und damit in die Zukunft der Kinder investiert wurde. Zu leugnen, dass es die Eltern in der Gehrer-Ära wirklich nicht leicht hatten, dass immer horrendere Nachhilfekosten bezahlt werden mussten, weil die Kinder zu wenig gefördert wurden - und gleichzeitig jetzt die Eltern schuldig werden zu lassen, ist eine Frechheit", betonte der SPÖ-Bundesgeschäftsführer.

"Die SPÖ ist sich ihrer Verantwortung als soziales Gewissen dieser Regierung durchaus bewusst und wird weiterhin nicht lockerlassen, sozial gerechte Reformen auf die Beine zu stellen, trotz der ÖVP als Bremsklotz. Die Menschen werden genau erkennen, wer sich für sie einsetzt und wer immer nur auf einen vermeintlichen parteipolitischen Vorteil schielt, der im übrigen nicht so groß sein kann, wenn man sich die Verluste der ÖVP in den aktuellen Umfragen ansieht", erklärte Kalina abschließend.
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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