Außenministerin beim 25-Jahr-Jubiläum des Wiener Instituts
für die Wissenschaften vom Menschen
Wien (bmeia) - "Durch konsequente und hartnäckige Arbeit, vor allem der Innenminister,
wurde ein europäischer Quantensprung möglich gemacht. Dort, wo früher der Eiserne Vorhang stand,
wird es in nicht einmal sechs Wochen keine Grenzkontrollen mehr geben", erklärte Außenministerin
Ursula Plassnik am 10.11. bei ihrer Rede vor dem Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM).
Die Außenministerin hatte anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums des Instituts zu einem gemeinsam Mittagessen
geladen, an dem unter anderen die ehemaligen Außenminister von Deutschland und Polen, Joschka Fischer und
Bronislaw Geremek, sowie eine Reihe hochrangiger Vertreter des IWM-Netzwerks teilnahmen.
"Hinter der technisch klingenden Bezeichnung "Schengen-Erweiterung" steht eine tiefgreifende Neuerung
mit weitreichenden Folgen, vor allem für die Menschen in unseren Nachbarländern. Nichts könnte die
epochalen Änderungen der letzten Jahrzehnte besser verdeutlichen als dieses Ereignis. Europa - das neue Europa
- ist das Europa der Überwindung von Grenzen und Trennlinien auf friedlichem Weg. Erinnern wir uns: Alois
Mock und Gyula Horn haben am 27. Juni 1989 bei Klingenbach gemeinsam den Stacheldraht durchschnitten. Das zeigt,
worum es bei der europäischen Integration im Kern geht: das friedliche Zusammenwachsen des Kontinents durch
gemeinsame Definition von Zielen und konkrete Zusammenarbeit", so Plassnik weiter. Die Ministerin verwies
auch darauf, dass sich heute der Fall der Berliner Mauer in der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 zum 18. Mal
jährt.
Die über 1200 Kilometer österreichische Grenze mit der Tschechischen Republik, der Slowakei, Ungarn und
Slowenien würden demnächst sein, wie die Grenzen mit Deutschland und Italien, unterstrich die Ministerin.
"Wir haben den neuen Schengen-Staaten geholfen, ihre Sicherungsmaßnahmen kräftig aufzurüsten.
Personell, mit gründlichen Schulungen, mit neuem modernen Gerät. Früher hatte zum Beispiel die Slowakei
240 Polizeibeamte an ihrer Grenze zur Ukraine, jetzt sind 886 dort im Einsatz. Um die 100 Millionen Euro hat die
Slowakei für ihre Schengen-Maßnahmen ausgegeben; über 50 Millionen davon stammen aus EU-Geldern.
Wir haben uns also gründlich auf diesen Schritt vorbereitet."
Plassnik würdigte die Arbeit des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen in interreligiösen
Dialog und sprach in diesem Zusammenhang auch das Thema Frauen und Religion an. "Dieses Thema darf kein akademisches
sein, hier muss vielmehr auf ganz praktischer Ebene konsequent gearbeitet werden. Denn Religionen tun sich oft
im Umgang mit Frauen nicht leicht. Es ist Zeit, auch dieses Thema in einem breit angelegten Dialog anzusprechen",
so Plassnik. Hier könnten gerade Institute wie das IWM wichtige Beiträge leisten.
Die Ministerin unterstrich die Notwendigkeit, den Stimmen der Frauen gerade in Konflikt- und Postkonfliktsituationen
Gehör zu verschaffen und ihnen einen gleichberechtigten Platz am Verhandlungstisch einzuräumen. "Das
ist schlicht eine Frage der Vernunft und des Social Engineering. Keine Gesellschaft kann es sich auf Dauer leisten
auf das Potential und die Kreativität von Frauen zu verzichten. Auch für die Menschen- und Bürgerrechte
gilt: sie sind weder "männlich" noch "weiblich". Da darf es weltweit keine religiös
oder traditionell begründeten Abstriche oder Unterscheidungen geben." |