Bundespräsident Fischer: "Ein Ort der Begegnung von Menschen aus vielen Ländern
und sozialen Schichten"
Wien (epd Ö) - "Im Albert-Schweitzer-Haus spiegelt sich der Geist der Aufklärung wieder.
Es ist ein Ort der Begegnung von Menschen aus vielen Ländern und sozialen Schichten." So beschrieb Bundespräsident
Dr. Heinz Fischer das Albert-Schweitzer-Haus in Wien in seiner Ansprache beim Festakt zur Neueröffnung des
Hauses 09.11. Fischer erklärte: "Die Evangelische Kirche steht für Reformation, das heißt
für offenen Dialog, für Gedankenaustausch und Toleranz."
Der Wiener Bürgermeister Dr. Michael Häupl, der zur Zeit der Studentenrevolution in den sechziger Jahren
VSStÖ-Vorsitzender war, sagte bei der Neueröffnung: "Beim Betreten des neu gestalteten Gebäudes
habe ich das Gefühl einer Rückkehr zu Freunden." Der Bürgermeister erinnerte sich an das damalige
Albert-Schweitzer-Haus als einen "Ort der Begegnung und des Streits". Unter großem Beifall der
zahlreichen Festgäste bemerkte er zu aktuellen Situation Österreichs: "Ich habe den Eindruck, dass
die Aufklärung in unserem Land einen dringenden Renovierungsschub braucht." Das Albert-Schweitzer-Haus
sei stets "ein wichtiger Ort des lebendigen Gesprächs und des lebendigen Geistes" gewesen. Das solle
sich auch im neu gestalteten Haus "fortschreiben".
Dass das Albert-Schweitzer-Haus ein "Ort der gelebten Konvivenz von Religionen und Kulturen" sei, unterstrich
der Wiener Systematiker Univ.-Prof. Dr. Ulrich H.J. Körtner in seinem Festvortrag über "Kultur und
Ethik in den Weltreligionen: Zur Aktualität Albert Schweitzers". Schweitzer sei ein "undogmatischer
Theologe" gewesen, der "die Orthodoxie der Kirchen" für suspekt gehalten habe. Mit seinem Grundgedanken
der "Ehrfurcht vor dem Leben" habe er einen "mythisch gewordenen Rationalismus" vertreten.
Diese Verbindung zwischen mythischem Denken und Verstand solle, so Körtner, ein "Markenzeichen"
des Albert-Schweitzer-Hauses bleiben.
Kritisch merkte der Theologe zu Albert Schweitzers Philosophie der Religionen an, sie enthalte eine bedenkliche
Abwertung des Islam, und ihre Reduktion der Religion auf Moral werde dem Wesen der Religion nicht gerecht. Grundsätzlich
forderte Körtner in seinem Festvortrag, die monotheistischen Religionen müssten "pluralismusfähig"
sein.
Bischof Sturm: "Ein Wagnis der Verantwortung in Freiheit"
"Das Albert-Schweitzer-Haus war bei seiner Gründung ein Wagnis der Verantwortung in Freiheit. Es bleibt
ein Wagnis, ob das gelingt." Mit diesen Worten segnete Bischof Mag. Herwig Sturm zusammen mit dem reformierten
Landessuperintendenten Mag. Thomas Hennefeld und Hochschulpfarrerin Mag. Gerda Pfandl das neu eröffnete Albert-Schweitzer-Haus.
In Kurzinterviews mit dem Moderator der Veranstaltung, dem ORF-Journalisten Gerald Gross, sprachen Grußworte
u.a. der Wiener Superintendent Mag. Hansjörg Lein, die Direktorin der Evangelischen Frauenarbeit in Österreich,
Pfarrerin Mag. Barbara Heyse-Schäfer, der Rektor des Evangelischen Diakoniewerkes Gallneukirchen, Dr. Gerhard
Gäbler, Prof. Hans Nickl von "Nickl & Partner Architekten", München, sowie ein Heimbewohner
aus Ghana.
Für den musikalischen Rahmen der Neueröffnung des Albert-Schweitzer-Hauses sorgte die Gruppe SaxoFrön
als integrative Band des Evangelischen Diakoniewerks Gallneukirchen und ein Saxophonquartett der Johann-Sebastian-Bach-Musikschule
Wien. |