Südeuropa als Magnet für Produkte "Made in Austria"   

erstellt am
08. 11. 07

Ein Fünftel der Austro-Exporte geht nach Südeuropa – Potenzial nicht ausgeschöpft, Region auf Grund der "Osteuropa-Euphorie" zu wenig beachtet
Wien (pwk) - Nach dem guten Exportjahr 2006 setzt sich die positive Entwicklung bei den österreichischen Ausfuhren auch im laufenden Jahr wieder fort und der Export bleibt der Wachstumsmotor der österreichischen Wirtschaft. „Einen besonderen Beitrag zur guten Exportperformance tragen die Länder Südeuropas bei. Das Exportvolumen in die Region machte im ersten Halbjahr 9,9 Mrd. Euro aus. Das entspricht einem Zuwachs gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres von 8,7%“, sagte Gudrun Hager, stv. Leiterin der Außenwirtschaft Österreich (AWO) der WKÖ, anlässlich der „Außenwirtschaftstagung Südeuropa“ mit den österreichischen Handelsdelegierten aus Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland und der Türkei. Österreich lieferte in die Region mehr als dreimal so viel Waren wie in die USA (2,9 Mrd. Euro). Die Importe legten um 7,5% auf 7,2 Milliarden Euro zu, was somit auch eine positive Handelsbilanz ergibt.

Die Bedeutung der Region für die österreichische Exportwirtschaft hält sich seit Jahren stabil. Der Exportzuwachs entspricht fast dem weltweiten Zuwachs und der Anteil der Exporte nach Südeuropa an den weltweiten Ausfuhren liegt konstant bei etwa einem Fünftel (17,9% im ersten Halbjahr). Die Bedeutung der Region zeigt sich auch darin, dass mit Italien, Frankreich und Spanien drei Länder unter den Top-ten der österreichischen Exportzieldestinationen liegen. Besonders erfreulich ist die Exportentwicklung mit den Top-Nationen der Region: Nach Italien, Spanien, Griechenland und Portugal legten die Exporte im ersten Halbjahr überdurchschnittlich zu und mit den beiden weiteren Big-Playern Frankreich und Türkei wurden ebenfalls solide Zuwächse verzeichnet. Italien (10,7%), Spanien (17,4%), Griechenland (25,8%), Portugal (26,9%), Frankreich (3,9%), Türkei (3,5%).

Hager betonte, dass es sich für österreichische Unternehmen durchaus lohne, „in die Märkte Südeuropas, die bisher in der ‚Osteuropa-Euphorie’ etwas untergegangen sind, hineinzuschnuppern.“ Österreich kann hier mit Qualitätsprodukten und auch hochqualifizierter Wertarbeit punkten – vor allem in den Bereichen Energie- und Umwelttechnik (Solaranlagen, Wasseraufbereitung, Abwasserentsorgung etc.), Infrastrukturausbau, Hightech oder im (Bio)Lebensmittelsektor. In all diesen Bereichen ist die AWO im Inland und vor Ort mit ihren Außenhandelsstellen für die österreichische Wirtschaft aktiv. Insgesamt organisiert(e) die AWO heuer 120 Veranstaltungen zu dieser Region. Hager: „Betonen möchten wir aber auch, dass wir nicht nur österreichische Unternehmen auf ihrem Weg in diese Märkte unterstützen. Unsere Außenhandelsstellen sind auch täglich für österreichische Niederlassungen und Tochterfirmen in ihren Betreuungsbereichen aktiv. Wir organisieren Meetings für österreichische Unternehmen vor Ort zum Erfahrungsaustausch, helfen bei rechtlichen Problemen und intervenieren im Anlassfall bei den politischen Entscheidungsträgern.“ In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres nahmen 3.600 österreichische Unternehmen die verschiedenen Serviceleistungen der AWO und ihrer Außenhandelsstellen nur für die Region Südeuropa in Anspruch.

Neben den hervorragenden Exportzahlen konnten die Handelsdelegierten auch über einzelne Unternehmenserfolge in ihren Betreuungsbereichen berichten. „In Frankreich sind einige österreichische Firmen als Zulieferer für den Airbus gut im Geschäft“, berichtete Philipp Marboe, österreichischer Handelsdelegierter in Paris. Die Firma Frequentis hat die Ausschreibung für die Wartung des Flugsicherheitssystems am Pariser Flughafen Charles De Gaulle gewonnen, ein österreichisches Kleinunternehmen (König-Maschinen) hat bei Spezialbacköfen für Croissant einen Marktanteil von 80% und die Firma Zeiler lieferte die Windbrecher für die höchste Autobahnbrücke der Welt. Mit Italien konnte der frühere Überhang an Rohstoffen und Vormaterialien bei den Exporten weiter abgebaut werden. Handelsdelegierter Michael Pötscher: „Wir liefern nicht mehr nur Schnittholz und Rinderhälften, sondern Möbel und qualitativ hochwertige Lebensmittel. Österreich exportiert mittlerweile mehr Fruchtsäfte nach Italien, als es italienischen Wein importiert.“

Spanien, das auf Grund seiner guten Wirtschaftsentwicklung wahrscheinlich ab 2013 EU-Nettozahler sein wird, ist für etliche Austro-Unternehmen ein goldener Boden. „Die Exporte nach Spanien steigen genauso stark wie jene nach Osteuropa“, betonte Handelsdelegierter Friedrich Steinecker. Als Erfolgsbeispiele nannte Steinecker u.a. die Firma Rosenbauer, die einen Großauftrag am neuen Madrider Flughafen erhielt, die Aigner GmbH lieferte das Tunnelfiltertechnologie für die Untertunnelung des Madrider Autobahnrings und fast die gesamte Biodieselerzeugung Spaniens erfolgt durch österreichische Unternehmen.

„In der Türkei ist nicht nur die OMV als Big-player aktiv“, so Handelsdelegierter Michael Bandera, „unter vielen KMU, die mittlerweile die Türkei entdeckt haben, möchte ich ein Beispiel hervorheben. Die Firma M.U.T. hat ein weltweit einzigartiges Projekt in der Türkei gestartet und liefert speziell entwickelte Abfallreinigungsanlagen für Olivenölproduzenten, die ihre Ölabflüsse bisher umweltgefährdend einfach versickern ließen.“ Griechenland ist der größte europäische Absatzmarkt für Swarovski-Kristallprodukte und in Griechenland ist österreichische Milch ein Renner geworden, so Handelsdelegierter Jürgen Schreder. Peter Rattinger, Handelsdelegierter in Lissabon: „Ähnliches gilt für Portugal, wo österreichische Lebensmittel immer stärker präsent sind. So ist etwa die Oberwarter Molkerei Marktführer bei Soja-Drinks und Edelschokoladenproduzent Zotter wird demnächst ein Flagshipstore in Lissabon eröffnen.“
 
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