Außenministerin Plassnik organisiert serbisch-kosovarisches Frauensymposium
Wien (bmeia) - "Gerade in dieser schwierigen Zeit für die Region ist es wichtig, den Blick
nach vorne zu richten und gemeinsam unsere europäische Zukunft zu gestalten. Wir dürfen uns nicht ausschließlich
auf die Statusfrage einengen lassen. Die Herausforderung liegt darin, über das unmittelbare Statusproblem
hinaus in die gemeinsame europäische Zukunft zu blicken", erklärte Außenministerin Ursula
Plassnik im Anschluss an das Kosovo-Frauensymposium in Wien. Das Symposium brachte unter dem Motto "Shaping
our European Future - Networking of Serbian and Kosovar Women" über zwei Tage führende serbische
und kosovarische Frauen aus Politik, Medien, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft an einen Tisch.
"Jede Teilnehmerin hat schon enorm viel für ihre Gemeinschaft und für Europa geleistet, ob als Menschenrechtskämpferin,
Lehrerin, Parlamentarierin oder Wirtschaftstreibende. Dafür verdienen sie Wertschätzung und Anerkennung.
Gerade jetzt in dieser heiklen Phase des europäischen Aufbaus ist ihr Engagement dringend gefordert",
so Plassnik weiter. "Zu oft sind am Balkan die Träume der einen zum Trauma der anderen geworden. Diese
Phase ist jetzt endgültig überwunden. Für jeden von uns ist Platz in diesem neuen, friedfertigen
und demokratischen Europa."
"Die Herausforderungen und Probleme am Balkan sind gemeinsame Aufgabe und gemeinsame Verantwortung. Sie sind
weder "männlich" noch "weiblich"", betonte die Ministerin, die fortfuhr: "Frauen
sind nicht a priori die besseren Friedensstifter. Sie können die Probleme am Balkan alleine weder besser noch
rascher lösen. Sehr wohl muss ihnen aber ein Platz auch am Verhandlungstisch eingeräumt werden. Ihre
Anliegen und ihre praktischen Beiträge zu einem besseren Miteinander müssen sichtbar gemacht werden."
Die Ministerin organisierte deshalb am Rande der Konferenz auch ein Treffen der Teilnehmerinnen mit der Kosovo-Troika,
Botschafter Wolfgang Ischinger und Botschafter Frank Wisner.
Entscheidender Punkt sei - so die Außenministerin - die "Barrieren in den Köpfen der Menschen"
zu überwinden. "Serbische und kosovarische Frauen stellen 50 Prozent des Potentials, der Kreativität
und des Talents ihrer Gesellschaften. Dieses Potential muss aktiv genützt werden. Frauen übernehmen zugleich
in vielen Gesellschaften zu 100 Prozent die Erziehung der Kinder. Sie schaffen damit Rollenmodelle und tragen entscheidend
zum jeweiligen "Bild des Anderen" in ihrer Gesellschaft bei. Sie sollten daher stärker als Veränderer
und Impulsgeber wahrgenommen und eingesetzt werden."
"Die Konferenz zeigte eine ausgeprägte Bereitschaft, einander zuzuhören und neue Wege der Verständigung
und der Zusammenarbeit auszuloten. Die intensiven Gespräche machten deutlich, wie wichtig belastbare Netzwerke
der Nachbarschaft zwischen den Menschen in Serbien und im Kosovo sind. Viele der Teilnehmerinnen haben sich hier
in Wien zum ersten Mal getroffen. Die Konferenz ist daher eine Botschaft der Ermutigung - der Ermutigung an die
Frauen in der Region, ihr Engagement und ihren Beitrag zur Überwindung von Grenzen am Balkan weiterzuführen.
Gefordert ist jetzt Nachbarschaft in neuer Qualität. Dazu gehört mehr Kommunikation, mehr Mobilität
und mehr Vertrauen in einander."
Die Ministerin hob dabei insbesondere die Arbeit der drei Arbeitsgruppen zu Medien, Bildung sowie Wirtschaft und
Soziales hervor. Sie haben eine Reihe von konkreten und praktischen Empfehlungen erarbeitet, wie etwa Twinning-Projekte
für serbische und kosovarische Schulen oder die Stärkung der regionalen Netzwerke von Unternehmerinnen.
"Integration beginnt an der eigenen Haustür. Die europäische Idee kann nicht verordnet werden, sie
muss in jeder Gesellschaften wachsen und gelebt werden."
Alle Teilnehmerinnen stimmten darin überein, dass die europäische Perspektive die zentrale Antriebskraft
für die Reformen in der gesamten Region ist. "Wie eine Teilnehmerin zu Recht feststellte, geht es jetzt
darum, aus den vielen parallelen Erzählungen und "Wahrheiten" in der Region eine gemeinsame, alle
umfassende - europäische - Erzählung zu entwickeln. Keine einzelne Erzählung darf vergessen oder
verfälscht werden, aber alle sollen in die aktive Mitgestaltung des neuen Europa münden", betonte
Plassnik. |