Große Forscherpersönlichkeiten, außergewöhnliche Denker und zwei geistreiche
"Heimkehrer/innen" ausgezeichnet – Philosoph Ernst von Glasersfeld, Altösterreicher mit "mehreren
Muttersprachen", geehrt
Wien (bmwf) – Bundesminister Dr. Johannes Hahn überreichte am 19.11. im Bundesministerium für
Wissenschaft und Forschung das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich,
das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, das Österreichische Ehrenkreuz
für Wissenschaft und Kunst sowie den Berufstitel „Professor/in“ an außergewöhnliche Denker/innen
und großartige Persönlichkeiten, die im öffentlichen Leben wirken, sowohl national als auch international.
Dr. Helmut Kasper, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, wird heute mit dem Großen
Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich geehrt. Der gebürtige Kärntner
hat durch Fleiß und Einfallsreichtum den Post Graduate Management-Kurs nicht nur zum erfolgreichsten Kurs
der WU Wien gemacht, sondern auch eine einmalige Stabilität dieser Art der Aus- und Weiterbildung am deutschsprachigen
Markt erreicht. Kaspers Einsatzgebiet war und ist nicht nur Österreich, sondern vor allem auch China und Israel.
Seine Kontakte auf höchster diplomatischer und wissenschaftlicher Ebene nützte er als Teilnehmer bedeutender
österreichischer Delegationen in die Volksrepublik China. Im Zuge seines Engagements für die Außenpolitik
österreichischer Forschung und die Herausgabe wissenschaftlicher Schriften und Publikationen ist er ein Forscher
mit Vorbildcharakter.
Von der Wirtschaft zur Medizin: Mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
wird heute Universitätsprofessorin Dr. Elisabeth Herz ausgezeichnet. Ihre größte
Errungenschaft ist die Etablierung der Psychosomatik in der Frauenheilkunde und internationale Impulse für
weitere Forschungen auf diesem Gebiet. Als Ärztin war sie außer in Österreich auch in den USA,
in Japan, im Iran und Saigon erfolgreich tätig, wobei sie während des Vietnamkrieges beim American Association
Volonteerprogramme humanitäre Hilfe leistete. Als Mitglied des Kuratoriums Alpbach hat sie zahlreiche Auftritte
Carl Poppers initiiert und begleitet. Zweifellos hat sie wesentlich zur Bereicherung der intellektuellen Landschaft
Österreichs beigetragen. Seit ihrer Rückkehr nach Österreich 1993 ist sie Gastprofessorin am AKH.
Die hohe Auszeichnung der Republik gebührt ebenso Professor DDr. h.c. Ernst von Glasersfeld,
einem sogenannten „Alt-Österreicher“, geboren in München und heute irischer und amerikanischer Staatsbürger,
der sich unserem Land sehr verbunden fühlt und „mehrere Muttersprachen“ beherrscht, wie er selbst sagt. Er
gilt als einer der bedeutendsten Denker der Gegenwart, dem der Ausbruch des 2. Weltkrieges einen Strich durch seinen
Lebensplan zog. Das Mathematikstudium zwangsweise abgebrochen, emigrierte er nach Irland und lebte dort als Farmer.
Als Journalist kehrte er nach dem Krieg nach Südtirol zurück und bewies dort Fähigkeiten als scharfsinniger
Kunstkritiker und bot erste konstruktivistische Reflexionen. Die interdisziplinäre Form des wissenschaftlichen
Arbeitens blieb bestimmend in seinem Leben. Später wurde er als Professor für Kognitive Psychologie an
die Universität Georgia berufen, seine Beiträge zur Primatenforschung machten ihn berühmt. Grundlagenforschung
hat er in so unterschiedlichen Disziplinen wie Psychologie, Mathematik, Literaturwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften
geleistet. Erst kürzlich hat Glasersfeld seine Autobiographie geschrieben. Sein wissenschaftlicher Nachlass
wird nach seinem Ableben der österreichischen Forschung zur Verfügung stehen.
Ein ideenreicher Erwachsenenbildner wurde mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
ausgezeichnet: Dr. Michael Ludwig. Vom Start seiner Berufslaufbahn weg gleich in der allgemein- und
berufsbildenden Erwachsenenbildung tätig, führte sein Weg steil nach oben. Seit 1995 ist er Vorsitzender
des Verbandes Wiener Volksbildung und Vizepräsident der Österreichischen Volkshochschulen. Auf seine
Initiative hin startete 1998 die Kampagne „University meets Public“, wodurch das breite Leistungsspektrum der Universität
einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Die Volkshochschulen will er dabei als zentralen
Ort der Wissensvermittlung positionieren und die Popularisierung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse fördern.
Bei Mag. DDr. Johann Huberger kam ein Titel dazu, nämlich der des Professors. Er war Senatspräsident
in der Arbeits- und Sozialgerichtsbarkeit und ist nunmehr Vorsitzender eines Senats, der sich vornehmlich mit allgemeinen
zivilrechtlichen Fragen beschäftigt. Er ist ein begnadeter Vortragender beim niederösterreichischen Landesfeuerwehrverband,
an der Sozialakademie, für die Wirtschaftskammer, am Berufsförderungsinstitut und im Oberlandesgericht.
Aber auch Schüler/innen bringt er Staats- und Bürgerrechtskunde näher. Darüber hinaus findet
er noch Zeit für einschlägige Publikationen, wobei seine Themen vor allem arbeits- und sozialrechtliche,
allgemein zivilrechtliche und prozessrechtliche Fragen sowie das Sachwalterrecht umfassen.
Ebenfalls Professor wurde Dr. Rudolf Donninger. Der Experte für Gesundheit, Umwelt
und Verbraucherschutz im Normungsbereich ist nicht nur durch sein Engagement und seine Kompetenz für die Belange
des Normungswesens sowie des Umweltschutzrechts, sondern auch in der Aus- und Weiterbildung durch besonders wertvolle
Leistungen aufgefallen. Außerdem kann er eine beeindruckende Liste an Publikationen vorweisen, in denen er
sich zu Fragen des Rechts, der Politik und der Verwaltung auf den Gebieten Umwelt, Energie und Infrastruktur äußert.
Der dritte im Bunde ist Professor DDr. Paul Nechvatal, ehemaliger Richter am Bezirksgericht Innere
Stadt Wien. Diese Funktion war der Anstoß für eine bemerkenswerte Berufslaufbahn, die ihn über
das Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien an das Oberlandesgericht führte. Seit 1994 hielt Nechvatal
Übungskurse zur Ausbildung von Rechtspraktikanten und Richteramtskandidaten ab. Durch sein Lehrprogramm lieferte
er ein schönes Beispiel für die „Einheit von Theorie und Praxis“. Lange Zeit betreute er Seminar-Reihen
der Manz´schen Verlags- und Universitätsbuchhandlung. Seminarteilnehmer/innen beim Verein für juristische
Fortbildung klärte er über die Ansprüche bei Verkehrsunfällen auf. Seine Lehrtätigkeit
führte ihn auch an die Österreichische Anwaltsakademie. Ständiger Vortragender ist er bis heute
in den Seminaren der Akademie für Recht und Steuern in Wien. Nicht verwunderlich, dass zahlreiche Unterlagen
und Skripten aus seiner Vortrags- und Seminartätigkeit erwachsen sind. |