Durchschnittlicher Anstieg der Einkünfte der Landwirte um 15 %
Wien (pk) -Die traditionelle Gesamtschau über die Situation der Landwirtschaft in Österreich
liegt auch heuer wieder in Form eines 320 Seiten starken Grünen Berichts 2007 vor. Bundesminister Josef Pröll
weist in der Einleitung zum 48. Grünen Bericht darauf hin, dass Österreich mit dem Grünen Pakt als
erstes Land ein umfassendes und ausgewogenes Programm zur Förderung und Entwicklung des gesamten ländlichen
Raumes für den Zeitraum 2007 bis 2013 bei der EU eingereicht hat. Für die Periode 2007-2013 stehen insgesamt
3,9 Mrd. Euro an EU-Mitteln zur Verfügung, wobei eine ausreichende Kofinanzierung im Budget 2007/2008 vorgesehen
ist. In Übereinstimmung mit der EU-Strategie für die Ländliche Entwicklung wurden bei der nationalen
Programmerstellung klare Schwerpunkte gesetzt, und zwar auf das Umweltprogramm, die Bergbauernförderung und
die Stärkung der Wettbewerbskraft. Ein besonderer Erfolg sei, so Pröll, dass die Einkünfte aus der
Land- und Forstwirtschaft 2006 gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt aller Betriebe um 15 Prozent gestiegen
sind, wobei alle Betriebsformen nach Schwankungen der letzten Jahre Einkommenssteigerungen verbuchen. (www.gruenerbericht.at)
Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft um 7,4 % gestiegen
Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft erhöhte sich im Jahr 2006 - bedingt durch die Zuwächse
sowohl in der Land- als auch in der Forstwirtschaft - um 7,4 % auf rd. 7,1 Mrd. Euro (davon Landwirtschaft 5,7
Mrd. Euro und Forstwirtschaft 1,5 Mrd. Euro). Für den gesamten Sektor ergibt sich damit eine reale Steigerung
des Faktoreinkommens von 13,4 % (nominell +15,4 %) je Arbeitskraft. Der Anteil der Land- und Forstwirtschaft bzw.
Fischerei an der Bruttowertschöpfung der Volkswirtschaft 2006 machte insgesamt 1,7 % aus.
In der EU-25 stieg das landwirtschaftliche Einkommen je Arbeitseinheit (Indikator A) 2006 um 3,8 % (Veränderung
2005: -3,9 %). Die stärksten Zunahmen waren in den Niederlanden (+15,1 %) und Polen (+10,6 %) zu verzeichnen.
Die deutlichsten Rückgänge gab es in Irland (-13,3 %) und Finnland (-7,8 %).
Der Außenhandel mit agrarischen Produkten und Lebensmitteln hat auch 2006 sowohl bei den Exporten als auch
bei den Importen wieder zugelegt. Die Ausfuhren machten 6,65 Mrd. Euro (+10,7 %) aus, die Einfuhren stiegen auf
6,73 Mrd. Euro (+7,1 %). Insgesamt stammten 84 % aller importierten Agrargüter aus dem EU-Raum bzw. wurden
72 % aller exportierten Güter in die EU-Mitgliedstaaten verbracht.
Die Entwicklung des Agrarsektors im einzelnen
Was den Bereich der pflanzlichen Produkte angeht, so zeichnete sich der Getreideanbau (Erntemenge: 4,44 Mill. t)
durch einen leichten Rückgang der Anbaufläche aus. Vor allem aufgrund der niedrigen Erträge fiel
das Erzeugungsvolumen deutlich hinter das Vorjahresniveau zurück. Die Getreidepreise stiegen infolge des knappen
Angebots sprunghaft an (gegenüber 2005 um mehr als ein Viertel). Bei den Ölfrüchten erhöhte
sich das Erzeugungsvolumen insbesondere bei Ölraps und Ölkürbis. Bei den Zuckerrüben kam es
im ersten Jahr der Umsetzung der Zuckermarktreform zu einer deutlichen Reduktion der Anbaufläche. Der Erdäpfelanbau
(+43,3 %) profitierte vom Anstieg der Erzeugerpreise. Der Produktionswert von Gemüse stieg infolge deutlich
höherer Erzeugerpreise um 28,4 %, der von Wein um +5,7 %, bei Obst blieb er auf dem Vorjahresniveau.
Tierische Produkte: Die Erzeugung von Rindern wurde leicht ausgedehnt, und die Erzeugerpreise befanden sich weiterhin
im Hoch (Produktionswert: +6,1 %). Ähnlich hoch fiel der Anstieg des Produktionswerts von Milch aus (+6,3
%), sowohl das Produktionsvolumen als auch der Erzeugerpreis stiegen. Die Schweinehaltung (+2,9 %) profitierte
vom neuerlichen Anstieg der Erzeugerpreise. Der Holzeinschlag betrug 2006 insgesamt 19,1 Mill. Erntefestmeter,
das waren um 16,2 % mehr als 2005. Bei den Erzeugerpreisen gab es 2006 bei den pflanzlichen Produkten (+12,7 %)
eine deutliche Preissteigerung, auch die Preise für tierische Produkte (+3,1 %) stiegen. Die Holzpreise entwickelten
sich mit +10 % im Jahr 2006 sehr gut.
Agrarstruktur: Leichter Rückgang bei den Betrieben
Die Zahl der Betriebe in der Land- und Forstwirtschaft in Österreich betrug laut Agrarstrukturerhebung 2005
insgesamt 189.591. Die Anzahl der Betriebe nahm im Vergleich zu 2003 - nach dem starken Rückgang zwischen
1999 und 2003 - nur leicht um 791 oder 0,4 % ab. Die Zahl der Betriebe mit landwirtschaftlich genutzter Fläche
betrug 173.895, jene mit forstwirtschaftlich genutzter Fläche 150.229, wovon 15.405 reine Forstbetriebe sind.
Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei 18,8 ha LF (landwirtschaftlich genutzte Fläche) bzw.
34,7 ha Kulturfläche. Die in Österreich bewirtschaftete LF macht 3,27 Mill. ha aus, davon entfallen 1,40
Mill. ha auf Ackerland, 1,79 Mill. ha auf Dauergrünland, 50.119 ha auf Weingärten, 15.396 ha auf Obstanlagen
und 7.677 ha auf Sonstiges (Hausgärten, Reb- und Baumschulen sowie Forstbaumschulen). Die forstwirtschaftlich
genutzte Fläche beträgt 3,31 Mill. ha. In Österreich stehen 2,01 Mill. Rinder auf 80.200 Betrieben.
Der Schweinebestand lag wie im Vorjahr bei rund 3,14 Mill. Tieren. Weiters werden 312.000 Schafe und 53.000 Ziegen
gehalten.
2006 sank die Zahl der geförderten Biobetriebe im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 % auf 19.986 Betriebe. Die
Bio-Flächen nahmen um 0,3 % auf insgesamt 361.487 ha LF (ohne Almen und Bergmähder) zu, die Bio-Ackerfläche
umfasst 142.964 ha (+1 %). Der Anteil der Biobetriebe an allen INVEKOS-Betrieben (Summe aus Haupt- und Teilbetrieben)
beträgt 13 %. 2006 waren zudem 70.987 Bergbauernbetriebe mit BHK-Punkten (Berghöfekataster-Punkten) in
der Förderstatistik (minus 1,9 % im Vergleich zu 2005). Die durchschnittliche Fläche (ohne Almen und
Bergmähder) je Betrieb betrug 13,5 ha LF. Die durchschnittliche BHK-Punktezahl je Betrieb liegt österreichweit
derzeit bei 143 Punkten. Die Zahl der Milcherzeuger in Österreich nahm im vergangenen Jahr von 48.474 auf
45.847 ab. Das bedeutet einen Rückgang von 2.627 Betrieben oder 5,4 %. Die den Betrieben zugeteilte Milchquote
stieg um 1,2 % auf 2,74 Mill. kg im Bundesgebiet an.
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in der EU-27 liegt bei 14,5 Millionen. Sie bewirtschaften 172 Mill.
ha landwirtschaftlich genutzter Fläche. Davon entfallen 105 Mill. ha bzw. 61 % auf Ackerland. 69 % der Betriebe
in der EU-27 bewirtschaften weniger als 5 ha LF.
Deutliche Verbesserung der Einkommenssituation 2006: + 15,2 %. Im Jahr 2006 hat sich die Einkommenssituation im
Durchschnitt der Betriebe deutlich verbessert. Die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft je Betrieb sind
mit 22.263 Euro um 15,2 % höher als 2005; je nicht entlohnter Arbeitskraft (nAK) waren es 17.006 Euro (+16,3
%). Für den Ergebnisanstieg waren vor allem die höheren Erträge aus der Forstwirtschaft verantwortlich,
weiters die öffentlichen Gelder mit einer höheren Milchprämie als 2005 sowie die Zuwächse bei
der Betriebsprämie. Auch die besseren Erträge im Marktfruchtbau sowie bei Rindern und Schweinen durch
gestiegene Erzeugerpreise trugen zum Ergebnis bei.
Die mit Abstand größte Verbesserung bei den Einkünften aus Land- und Forstwirtschaft verzeichneten
nach einem sehr schlechten Vorjahr die Dauerkulturbetriebe (+31 %), gefolgt von den landwirtschaftlichen Gemischtbetrieben
(+24 %) und den Betrieben mit über 50 % bzw. 25 % bis 50 % Forstanteil (+18 % und +17 %). Die Veredelungs-
(+16 %) und Futterbaubetriebe (+11 %) verzeichneten einen weiteren Einkommensanstieg, bei den Marktfruchtbetrieben
(+15 %) wurden die Einkommensschmälerungen des Vorjahres mehr als ausgeglichen.
Die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft aller Bergbauernbetriebe 2006 waren mit 21.501 Euro um 12 % höher
als im Vorjahr. Die kräftigste Steigerung erzielten die Betriebe der BHK-Gruppe 4 mit +18 %, gefolgt von der
BHK-Gruppe 2 (+17 %), BHK-Gruppe 1 (+9 %) und BHK Gruppe 3 (+5 %). Die Ausgleichszulage trug wesentlich zu den
Einkünften bei, vor allem bei Bergbauernbetrieben mit hoher und extremer Erschwernis. Bei den Nichtbergbauern/bäuerinnen
war nach dem Einkommensrückgang im Vorjahr eine höhere Einkommenssteigerung (+18 %) zu verzeichnen, sodass
sich der Einkommensabstand zu den Bergbauernbetrieben im Vergleich zu 2005 auf 6 % vergrößert hat.
Bei den Biobetrieben lagen die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft mit 23.974 (+12 %) Euro je Betrieb
um fast 8 % über dem Durchschnitt aller Betriebe. Neben dem höheren Anteil an öffentlichen Geldern
ist dies vor allem auf das günstigere Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag (64 % im Vergleich zu durchschnittlich
70 %) zurückzuführen.
Aufteilung der Förderungen: EU 59 %, Bund 20 % und Länder 21 %
Die Förderungen und Leistungsabgeltungen betrugen 2006 insgesamt 2.369 Mill. Euro (-2 % zu 2005). Davon finanzierte
die EU 59 %, der Bund 20 % und die Länder 21 %. In Österreich entfallen 37 % der Mittel auf die 1. Säule
der gemeinsamen Agrarpolitik (im wesentlichen die Betriebs-, Flächen-, Tier- und Produktprämien) und
63 % auf die 2. Säule (Ländliche Entwicklung).
Im Rahmen der ersten Säule der GAP wurden für 128.849 Betriebe insgesamt 696 Mill. Euro ausbezahlt. An
Betriebsprämie wurden 2006 für 126.871 Betriebe auf Basis von 2,36 Mill. Zahlungsansprüchen 507
Mill. Euro überwiesen. Insgesamt 77.897 Betriebe haben 2006 noch Tierprämien erhalten (Mutterkuh- und
Schlachtprämie). Die Auszahlungen dafür beliefen sich auf rund 97,5 Mill. Euro. Im Rahmen der zweiten
Säule der GAP sind für 137.449 Betriebe insgesamt 1.021 Mill. Euro und an 3.521 sonstige Förderwerber
im ländlichen Raum insgesamt 88 Mill. Euro ausbezahlt worden.
Am Umweltprogramm (ÖPUL) nahmen 126.600 Betriebe mit einer LF von 2,22 Mill. ha teil (ohne Almen und Bergmähder).
Das sind 75 % aller Betriebe bzw. 88 % der gesamten LF in Österreich. Für die insgesamt 32 angebotenen
Maßnahmen wurden 638 Mill. Euro ausbezahlt. Mit der Ausgleichzulage wurden 101.930 Betriebe, davon 70.957
Bergbauernbetriebe, mit insgesamt 275 Mill. Euro unterstützt. Die von den AZ-Betrieben bewirtschaftete Fläche
macht 1,54 Mill. ha aus (ohne Almen und Bergmähder), das sind bei dieser Maßnahme 65 % der gesamten
LF Österreichs.
Soziale Sicherheit: Durchschnittliche Alterspension 672 Euro
Für die soziale Sicherheit wurden 2006 Leistungen im Wert von 2.484,7 Mill. Euro für die bäuerlichen
Familien erbracht. Davon werden 71 % für die Pensionsversicherung und 18 % für die Krankenversicherung
verwendet. Die restlichen 11 % entfallen auf die Unfallversicherung und das Pflegegeld. Die Zahl der Pensionsempfänger
beträgt 185.171. Die durchschnittliche Alterspension bei den Bauern/Bäuerinnen liegt bei 672 Euro (Arbeiter:
739 Euro, Angestellte: 1.257 Euro).
EU und WTO
2006 wurden die Zahlungen für Zucker und Tabak in die Betriebsprämie miteinbezogen. Bei Zucker gibt es
als Teil der Reform der Zuckermarktordnung eine schrittweise Erhöhung der Ausgleichszahlungen bis 2009. Das
neue Programm für die Entwicklung des ländlichen Raumes 2007 bis 2013 ist fertig und wurde bei der EU-Kommission
eingereicht, mit einer Genehmigung des Programms war bei Drucklegung des Berichts im Oktober 2007 zu rechnen. Von
den Agrarausgaben der EU (2005: 52.700 Mill. Euro) wurde bereits knapp ein Fünftel für die Entwicklung
des ländlichen Raumes aufgewendet. Im Rahmen der WTO-Verhandlungen konnte bislang, trotz intensiver Gespräche
auf technischer Ebene, noch kein Abschluss der Doha-Runde erreicht werden. |