Wien (rk) -.Am 26.11. wurden im Museum auf Abruf (MUSA) die Preise der Stadt Wien für bildende Kunst
überreicht. Die Preisträgerinnen und Preisträger des Jahres 2007 sind Renate Bertlmann, Ines Doujak,
Markus Schinwald und Peter Sengl. Der Preis ist mit je 8000 Euro dotiert und wird jährlich vergeben.
"Die heutigen Preisträgerinnen und Preisträger sind alle in der Sammlung der Stadt Wien vertreten",
freut sich Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Die Sammlung der Stadt Wien sei eine der bedeutendsten
in Österreich und resultiere aus den Ankäufen, mit denen die Stadt Kunstschaffende besonders in der Anfangsphase
unterstützt. "Das im Juni eröffnete Museum auf Abruf präsentiert in vier großen Ausstellungen
Kunstwerke aus der städtischen Sammlung und versucht so, bildende Kunst den Menschen näher zu bringen".
"Renate Bertlmann zählt seit Anfang der 70er Jahre zur europäischen Avantgarde", sagte Brigitte
Borchardt-Birbaumer in ihrer Laudatio. "Ihre Kunst war sehr umstritten, doch gab es immer Galerien und Institutionen,
die ihre Arbeit unterstützten". In einem erweiterten Kunstbegriff wurde der Körper zur künstlichen
Projektionsfläche im Raum; bei ihren Aktionen wurde das Publikum miteinbezogen vergleichbar dem amerikanischen
Happening.
"Die Stadt Wien hat allen Grund, sich über die internationale Wertschätzung von Ines Doujak zu freuen,
denn viele ihrer Werke haben ihre Ursprung in Wien", erzählt Hedwig Saxenhuber. Ihre Arbeiten setzten
sich mit Identitäten und mit dem Zustandekommen von Klischees und Vorurteilen auseinander.
"Markus Schinwald ist eine künstlerische Ausnahmepersönlichkeit", referierte Brigitte Borchardt-Birbaumer
einen Text der erkrankten Eva Schlegl. "In seinen Arbeiten geht es um Verführung, Verirrung und um Macht,
die unsichtbar ist".
Matthias Herrmann bezeichnete das Werk Peter Sengls als "unerschrocken, unmodisch, bunt, konsequent, obsessiv,
eitel, poetisch. Mit seinen ausschweifenden Bilderwelten schafft Sengl einen dem Theater nicht unähnlichen
Raum. Sengls Bilder behalten immer ein Geheimnis, versperren sich einer linearen Erzählung".
"Der schöpferische Mensch braucht den Schutz der Gruppe, mag sie auch noch so klein sein. Wir alle sind
Gemeinschaftswesen, die den Rückhalt brauchen, um sich entfalten zu können", betonte Renate Bertlmann
in ihren Dankesworten. Weiters zeigte sie die Schwierigkeiten von Frauen auf, sich durchzusetzen: 60 Prozent der
Uni-Absolventen seien weiblich, die Präsenz von Frauen in großen Ausstellungshäusern verdünne
sich auf 20 Prozent. Das Verhältnis der Preisträger der Stadt Wien sei jedoch ausgewogen, das sei eine
schöne Entwicklung.
Biographie Renate Bertlmann
Renate Bertlmann wurde 1943 in Wien geboren. Nach der Matura 1961 hielt sich Bertlmann längere Zeit
in England auf. Von 1963 bis 1964 studierte sie an der School of Arts in Oxford, von 1964 bis 1967 an der Akademie
der bildenden Künste in Wien bei Sergius Pauser und anschließend bis 1970 bei Helmut Kortan Konservierung.
Bertlmann schloss beide Studien ab und erlangte so das Diplom für Malerei und das Diplom für Konservierung
und Technologie. Zu ihrem Ausdrucksmitteln zählen Bilder, Zeichnungen, Objekte, Installationen, Fotografien,
Filme/ Digital-Videos, Texte, Performances und multimediale Events.
Biographie Ines Doujak
Ines Doujak wurde 1959 in Klagenfurt geboren. Sie studierte an der Hochschule (heute: Universität) für
angewandte Kunst, die sie mit Diplom abschloss. Doujak arbeitet und lebt in Wien. In ihren Fotografien, Plakaten,
Kollagen, Installationen und Aufführungen untersucht Ines Doujak stereotype Vorstellungen und Konstruktionen
von Geschlechtern und Identitäten. Sie fragt, wie Zuschreibungen, Klischees, Normen und Ausgrenzungen zustande
kommen, was es zum Beispiel heißt, dass jemand Frau, homosexuell, MigrantIn oder jüdisch ist. Sie befasst
sich anschaulich mit politischen Fragestellungen und Bildpolitiken aus einer feministischen Perspektive.
Biographie Markus Schinwald
Markus Schinwald wurde 1973 in Salzburg geboren. Er studierte experimentelle visuelle Gestaltung an der Hochschule
für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz und Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität
Berlin.Für seine Arbeiten bedient er sich filmischer, grafischer, skulpturaler und fotografischer Ausdrucksmittel,
wobei er starke Anleihen aus Theater und Tanz nimmt. Er befasst sich in seinem künstlerischen Schaffen vorrangig
mit Film, Fotografie und Installationen, wobei die Themen Mode und Körper eine wichtige Position einnehmen.
Seine künstlerische Beobachtung gilt sehr oft dem unter Zwang geratenen menschlichen Körper - verursacht
durch die Einbettung des Menschen in seine kulturelle Umgebung.
Biographie Peter Sengl
Peter Sengl ist einer der international erfolgreichsten österreichischen Maler der Gegenwart. Er wurde 1945
in Unterbergla/Steiermark geboren und studierte von 1963 bis 1968 an der Akademie der Bildenden Künste in
Wien bei Prof. Sergius Pauser. Von Otto Breicha gefördert, stellte Sengl 1971 erstmals im Forum Stadtpark
aus. Seine Arbeiten sind von einer Mischung aus Realismus und quasisurrealistischer Fantasie geprägt, wobei
er eine figurative Malerei ohne Zugehörigkeit zu einer bestimmten Stilrichtung betreibt. Im Zentrum seiner
Bilder steht der in Apparaturen gespannte, bedrängte und gequälte Mensch. Immer wieder nimmt er Bezug
auf Personen und Motive der Kunstgeschichte. Er setzt sich in seinen Werken mit den Abgründen der Gesellschaft
und des Menschen auseinander. |