Innsbruck (universitär) - Mag. Florian Hauser und Prof. Michael Hanke
vom Institut für Banken und Finanzen der Universität Innsbruck bewiesen in ihrer jüngsten Publikation,
dass sich Spam-E-Mails mit fiktiven Börseninformationen tatsächlich in den Aktienkursen niederschlagen.
An der Kursmanipulation verdienen allerdings nicht die Spam-Empfänger, sondern nur die Spammer selbst.
Spam-E-Mails, mit denen versucht wird, potenzielle Investoren zum Kauf bestimmter Aktien zu bewegen, erregten bereits
vor rund einem Jahr mediales Aufsehen. Während damals hauptsächlich der amerikanische Markt betroffen
war, wurde in den vergangenen Monaten eine zunehmende Verbreitung im deutschen Sprachraum beobachtet. Mag. Florian
Hauser und Prof. Michael Hanke vom Innsbrucker Institut für Banken und Finanzen beschäftigen sich seit
2005 mit den Auswirkungen von Aktienspam auf die Marktdaten. Kürzlich veröffentlichten sie als erstes
Forscherteam ihre Ergebnisse im renommierten „Journal of Financial Markets“.
Schnelles Geld: Spammer profitieren von kurzfristigen Kursanstiegen
1241 Spam-E-Mails waren der Ausgangspunkt für die Studie. Untersucht wurden 235 am US-Markt gelistete
Aktien, die im Jahr 2005 im Schnitt an 5 Tagen von Spam betroffen waren. „Auf Basis dieser Daten haben wir Spam-E-Mails
bestimmten Aktien und bestimmten Tagen zugeordnet. Mittels Regressionsanalyse konnten wir an Tagen, an denen E-Mails
für bestimmte Aktien eingegangen sind, systematische Effekte feststellen. Ebenso für die Tage vor und
nach den Spam-Events“, erklärt Florian Hauser die Forschungsmethode. Die Tage vor Spam-Events sind insofern
interessant, als dass sie Rückschlüsse über die Spammer und ihre typische Vorgangsweise zulassen.
„Die Spammer kaufen Aktien, solange sie noch billig sind, dann verschicken sie die Spam-Mails, hoffen, dass jemand
auf die Nachricht reagiert, und verkaufen die Aktien gleich wieder“, beschreibt Michael Hanke die Standardstrategie.
Kauf und Verkauf erfolgen sehr kurzfristig, bei den Spammern handelt es sich also nicht um Personen, die bereits
seit längerer Zeit Aktien besitzen.
Schon wenige Investoren machen Spam erfolgreich
Die meisten Spam-E-Mails landen zwar unbeachtet im Papierkorb, aber bereits wenige Empfänger, die auf die
Nachricht reagieren, bringen dem Spammer Gewinne ein. Ziel von Spamattacken sind nämlich vorwiegend sogenannte
Penny-Stocks, also Aktien, deren Kurswert unter einem US-Dollar liegt. „Die Titel sind so illiquid, dass vier oder
fünf Investoren ausreichen, um den Kurs zu bewegen. Bei einer IBM-Aktie wäre ein solches Unterfangen
völlig sinnlos“, so Hanke. „Manche reagieren vermutlich im vollen Bewusstsein, dass es sich um einen Manipulationsversuch
handelt und hoffen, auch davon zu profitieren“, meint Florian Hauser. Dies ist allerdings kaum möglich, denn
die positiven Kurseffekte sind auf einen Tag beschränkt, unmittelbar nach der Manipulation kommt es zu einem
Kursverlust. Der Investor hat also keine realistische Chance auf Profit.
Hinter Spamattacken stecken Profis
Aktienspam ist kein harmloser Bubenstreich: Die Spammer, die dahinterstehen sind bestens organisiert. Anfangs
bedienten sie sich einfach gestrickter Textnachrichten. Laut Florian Hauser ist eine zunehmende Professionalisierung
zu beobachten. Einige Spams sind kaum von echten Börsennachrichten zu unterscheiden. Wer ein E-Mail mit angeblichen
Insiderinformationen erhält, kann dieses allerdings auf jeden Fall mit gutem Gewissen in den Papierkorb werfen.
Denn egal, wie seriös eine Nachricht wirkt – nützliche Insiderinformationen gibt niemand gratis weiter. |