Bildungspolitik / Gewalt an Schulen  

erstellt am
22. 11. 07

 BM Schmied: "Gemeinsam gegen Gewalt an Schulen vorgehen"
Strategie "Gemeinsam gegen Gewalt" präsentiert
Wien (bmukk) - "Gewalt an den Schulen ist ein sensibles Thema. Wir setzen konkrete Schritte um mit diesem Thema verantwortungsbewusst umzugehen", so Unterrichtsministerin Claudia Schmied bei der Präsentation eines Maßnahmenpakets auf Basis eines Konzeptes der Bildungspsychologin Universitätsprofessorin Christiane Spiel zur Gewaltprävention an unseren Schulen am 21.11.

Auf Basis des Konzeptes setzt das Unterrichtministerium kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen, die zu einer Verbesserung des Schulklimas beitragen sollen. Unter dem Titel "Gemeinsam gegen Gewalt" soll mit Betroffenen und Beteiligten an der Umsetzung gearbeitet werden. Ab sofort wird ein Projektteam des Ministeriums und der Universität Wien diese Maßnahmen initiieren und begleiten.

Christiane Spiel legt in ihrem Konzept dar: Eine zentrale Rolle bei diesem Thema spielen die Lehrerinnen und Lehrer. "Die Lehrerinnen und Lehrer stehen im Mittelpunkt. Wir müssen ihnen für ihre zentrale Aufgabe in diesem Bereich das pädagogische Rüstzeug und Know-How zur Verfügung stellen", so Unterrichtsministerin Schmied bei der heutigen Präsentation der Maßnahmen.

Folgende konkrete Maßnahmen werden gesetzt:

1. Weiterbildungsoffensive für Lehrerinnen und Lehrer
Gewaltprävention und Konfliktmanagement wird zum Schwerpunktthema in der Fort- und Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer ab Jänner für das gesamte Jahr 2008.

Als Sofortmaßnahme startet mit Jänner 2008 ein Train the Trainer-Programm an den Pädagogischen Hochschulen mit der verbindlichen Teilnahme von 1 bis 2 Weiterbildnern pro Pädagogischer Hochschule.

Thema dieses Programms ist die Prävention von aggressivem Verhalten nach den neuesten Erkenntnissen der Bildungspsychologie. Ziel ist die Qualitätssicherung in der Fortbildung unserer Lehrerinnen und Lehrer.

Parallel zu dieser Fortbildungsoffensive werden bis Jahresende 2007 in enger Kooperation mit Christiane Spiel neue Materialien für die Lehrerfortbildung an den Pädagogischen Hochschulen nach neuesten Qualitätskriterien erstellt. Diese Materialien sollen ab Jänner 2008 zur Anwendung kommen.

Neben dem Train the Trainer-Programm startet mit kommendem Schuljahr 2008/09 das Aus- und Weiterbildungsmodul "Persönlichkeitsbildung und soziales Lernen". Es ermöglicht über Gewaltprävention hinaus einen Schwerpunkt auf das breite Thema soziales Lernen für die Lehrerinnen und Lehrer.


2. Intensivierung von Information und Vernetzung der Betroffenen und Beteiligten
Bis zum Start des kommenden Semesters soll eine Homepage zur Information der Schulen und der Öffentlichkeit eingerichtet werden. Diese wird über die Problemlage, wissenschaftliche Daten, Krisenratgeber für LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen, Best-Practice-Modelle sowie AnsprechpartnerInnen informieren.

Im Rahmen dieser Homepage wird auch eine eigene Plattform zur Vernetzung der Betroffenen und Beteiligten (Schulpartner, SchulpsychologInnen, SchulärztInnen, Sicherheitskräfte….) geschaffen werden.

Ebenfalls soll über diese Homepage die Vermittlung von ExpertInnen für Informations- und Diskussionsveranstaltungen an Schulen ermöglicht werden.

3. Verhaltensvereinbarungen als gemeinsamer Weg zu einem guten Schulklima
"In den vergangenen Tagen wurde viel über bürokratische Verträge und Disziplinierungsmöglichkeiten gesprochen. Ich möchte den Weg des schulpartnerschaftlichen Miteinanders gehen", so Unterrichtsministerin Schmied.

Bereits jetzt haben es 41% aller Schulen geschafft, auf Basis einer funktionierenden Schulpartnerschaft verbindliche Verhaltensvereinbarungen für alle Schulpartner zu erarbeiten. Die Erfahrung zeigt: Der Weg des gemeinsamen Erarbeitens bringt mehr als der Weg des von oben Verordnens.

Aus diesem Grund wird ab Jänner 2008 intensive Informationsarbeit an den Schulen durchgeführt, um die Schulen zu ermutigen, im Miteinander klare Spielregeln zu erarbeiten. Die Broschüre "Verhalten vereinbaren: Schulkultur im Dialog" wird ab Jänner 2008 an alle Schulen übermittelt und soll einen Handlungsleitfaden zur Etablierung von schulpartnerschaftlichen Verhaltensvereinbarungen darstellen.

4. Mehr Schulpsychologen
Neben den Lehrerinnen und Lehrern sind die Schulpsychologen und Schulpsychologinnen das zweite zentrale Standbein für ein funktionierendes Schulklima. Sie sind zentrale MultiplikatorInnenn und ExpertInnen, die durch ihr Wissen eine wichtige Vermittlerrolle einnehmen. Die Anzahl der Schulpsychologen und Schulpsychologinnen ist zu gering. Momentan gibt es in Österreich rund 150 SchulpsychologInnen. "Ich strebe hier eine Erhöhung an. Ich habe bereits Gespräche mit den Landesschulräten aufgenommen um den genauen Bedarf zu erheben. Ich bin optimistisch, dass wir in den kommenden Budgetverhandlungen die dafür notwendige Budgetaufstockung erreichen werden", so Schmied im Rahmen der Präsentation.

5. Start und Ausbau konkreter Gewaltpräventionsprogrammen an den Schulen
Im Rahmen von "Gemeinsam gegen Gewalt" sollen bestehende Gewaltpräventionsprogramme ausgebaut und neue Programme etabliert werden. Zwei wichtige Beispiele sind die Programme "Faustlos" und "WiSK".


Volksschule
Im wichtigen Alter von 6 bis 9 Jahren soll durch die Aktion "Faustlos" wichtige Impulse gesetzt werden. Diese Aktion wurde bereits in einzelnen Bundesländern erprobt und wird nun bundesweit zum Einsatz kommen. Im Rahmen dieser Aktion können ab Jahresbeginn 2008 300 Projektmodule in den österreichischen Volksschulen eingesetzt werden. Diese Module werden an die SchulpsychologInnen ausgehändigt und können dann an Schulstandorten gezielt eingesetzt werden.


Hauptschule und AHS-Unterstufe
Eine zentrale Maßnahme von "Gemeinsam gegen Gewalt" ist das soziale Kompetenztraining "WiSK" (Wiener soziales Kompetenztraining), das mit dem Schuljahr 2008/09 startet. Es zielt auf 10- bis 16-Jährigen ab und ist ein ganzheitliches Schulkonzept, das auf die Einbindung der Schulpartner abzielt. Es wurde von Christiane Spiel entwickelt und soll in dieser Altersgruppe eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Thema "Gewalt an der Schule" ermöglichen. Ziel von "WiSK" ist die Reduktion von aggressivem Verhalten.

Neben diesen Maßnahmen soll der Schulgipfel am 31. März zum Thema "Arbeitsplatz und Lebensraum Schule" genutzt werden um mit Schulpartnern, VertreterInnen der Bundesländer, Sozialpartnern und ExpertInnen über das Thema Schulklima und Gewaltprävention zu diskutieren.

 

 Missethon: Problem erkannt, konkrete Maßnahmen weiterhin offen
Eklat bei Schmied-Pressekonferenz - Ignoranz gegenüber Schülern völlig unverständlich
Wien (övp-pk) - "Es ist gut, dass Ministerin Schmied endlich das Problem erkannt hat, auf das die ÖVP seit langem aufmerksam macht. Aber anstatt schon wieder mit Experten zu philosophieren, wären konkrete Maßnahmen notwendig", betont ÖVP- Generalsekretär Hannes Missethon zu den Aussagen von Unterrichtsministerin Schmied.

"Allein die Zahl der Schulpsychologen in Wien könnte man mit jenem Geld verdoppeln, das Schmied in ihre Inseraten-Kampagne gesteckt hat", verweist Missethon darauf, dass man mit der einen Million Euro für die Schmied-Inserate rund 20 Schulpsychologen bezahlen könnte. "Die Ministerin hat um 200 Millionen Euro mehr Geld für ihr Ministerium bekommen. Hier muss gezielt in den Kampf gegen Gewalt an Schulen investiert werden. Schmied sollte jedenfalls jenes Geld, das jetzt bei den Gesamtschulversuchen überbleibt, weil die Hälfte der Schulen abgesprungen ist, für den Kampf gegen Gewalt an Schulen verwenden", fordert Missethon.

"Zusätzlich brauchen unsere Lehrer mehr Handhabe, um für Ordnung und Disziplin an unseren Schulen sorgen zu können", betont der Generalsekretär und berichtet von einer Market-Umfrage, der zufolge 80 Prozent der Bevölkerung meinen, dass "Lehrer zu wenig Instrumente haben, um gegen Gewalt an Schulen vorgehen zu können", so Missethon. Die Verhaltensvereinbarungen, die die ÖVP eingeführt hat, seien gut, müssten aber konsequent umgesetzt werden.

"Völlig unverständlich" ist für Missethon jedoch "die Ignoranz der Ministerin gegenüber den Schülerinnen und Schülern. Wochenlang hat die Schülerunion an ihrer Kampagne gegen Gewalt an der Schule gearbeitet, hunderte begeisterte Schüler wirken derzeit mit, weil sie überzeugt sind, das Richtige zu tun. Die Schüler wollen wachrütteln und sensibilisieren. Nachdem Wilhelm Molterer und Günther Platter bereits das ‚Manifest gegen Gewalt an den Schulen' unterschrieben haben, hat sich heute Ministerin Schmied geweigert. Das ist völlig unverständlich. Die Schüler hätten die Unterstützung der Ministerin gebraucht", so Missethon abschließend.

 

 Brosz: Absichtserklärungen zur Gewaltprävention reichen nicht aus
Wien (grüne) - „Konkrete Maßnahmen zur Unterstützung der Schulen bei Konflikten sind überfällig“, betont Dieter Brosz, Bildungssprecher der Grünen. „Nach Vizekanzler Molterer äußert sich jetzt Unterrichtsministerin Schmied zur Gewaltprävention. Absichtserklärungen hören wir seit Jahren, sie reichen aber nicht aus. Immer wenn es um zusätzliche Mittel für SchulpsychologInnen und SozialarbeiterInnen, für MediatorInnen und geschulte Peers ging, waren die Regierungen der letzten Jahre auf Tauchstation. Auch im rot-schwarzen Doppelbudget wurde nicht für diese dringend notwendige Unterstützung der Schulen vorgesorgt," so Brosz.

Konkrete Projekte zur Gewaltprävention allein genügen dabei nicht. „Was wir brauchen sind bessere Lernbedingungen an Schulen. Dazu gehören verbesserte Bewegungs- und musische Angebote genauso wie Begabungsförderung und Förderunterricht“, erläutert Brosz.
 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament
vertretenen Parteien – sofern vorhanden! Die Redaktion

 
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