"Begnadeter Schauspieler und beispielgebend
in der Mitmenschlichkeit"
Wien (bpd) - Bundeskanzler Alfred Gusenbauer verlieh dem Schauspieler und Regisseur Otto Tausig am
20.11. das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse. In seiner Würdigung
hob Gusenbauer das soziale Engagement des „begnadeten Schauspielers“ hervor, der „sein Talent seit vielen Jahren
für eine außerordentliche Sache einsetzt“.
Otto Tausig wurde 1922 in Wien geboren. Als 16-Jähriger konnte er mit dem letzten Kindertransport nach England
emigrieren, wo er von 1939 bis 1945 lebte. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er nach Österreich zurück
und absolvierte das Reinhardt-Seminar. Sein Schauspieldebüt gab er am Neuen Theater in der Scala in Wien,
wo er bis 1956 auch als Regisseur und Chefdramaturg tätig war. Die Stationen seiner weiteren Karriere führten
ihn nach Ostberlin, Zürich, Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt, München und schließlich an das
Theater in der Josefstadt. In den Jahren 1970 bis 1983 gehörte Otto Tausig als Ensemblemitglied dem Wiener
Burgtheater an. Danach gastierte er an allen großen Bühnen im deutschen Sprachraum. Seit den sechziger
Jahren war er auch wiederholt als Regisseur und Schauspieler für Film und Fernsehen tätig. Otto Tausig
lebt heute in Wien und ist seit vielen Jahren mit Leidenschaft in der Entwicklungs- und Flüchtlingshilfe tätig.
Er spendet alle Einnahmen seiner Auftritte für Entwicklungsprojekte in der Dritten Welt.
Bundeskanzler Gusenbauer erinnerte in seiner Rede an die Umstände, unter denen Tausig sein Zuhause als Jugendlicher
verlassen musste: „Otto Tausig gehört zu jenen Vielen, denen ein unmenschliches Regime nicht nur die Kindheit
gestohlen hat. Man raubte ihm die Heimat, die Sprache, die Eltern und alles, was ihm vertraut war.“ Der Geehrte
sei jedoch an seinem Schicksal nicht zerbrochen, so wie viele andere Vertriebene. Er habe es trotz aller Schwierigkeiten
geschafft, sich „nie mit Ungerechtigkeit zu arrangieren“. Nicht zuletzt durch sein soziales Engagement für
unbegleitete jugendliche Flüchtlinge habe Otto Tausig die „erbarmungslose Spirale der Härte“ durchbrochen
und vielen „neue Hoffnung auf ein besseres Leben gegeben“. Mit seinem Einsatz zeige er, „dass persönliches
Engagement etwas bewirken kann“.
„In der Kunst hat Otto Tausig bereits ein bleibendes Vermächtnis gesetzt, in der Mitmenschlichkeit ein anhaltendes
Beispiel“, so Gusenbauer abschließend. |