Wien (wwf) - Dieser Tage bereiten sich die Bären im Alpenraum auf ihre
Winterruhe vor. Die kalte Jahreszeit verbringen sie meist in Höhlen, die sie zwischendurch immer wieder für
kleine Ausflüge verlassen. Am Ende des heurigen Bärenjahres bilanziert der WWF über die Situation
der Alpenbären. "Wir freuen uns, dass 2007 wieder mehrere Braunbären aus dem italienischen Trentino
nordwärts nach Südtirol, in die Schweiz und bis an die Grenze Tirols gewandert sind", begrüßt
Christoph Walder, Bären-Projektleiter des WWF Österreich, die bärige Migration. Doch die Lage der
angestammten heimischen Bären hat sich 2007 weiter dramatisch verschlechtert: Mit nur noch höchstens
vier Exemplaren in den Nördlichen Kalkalpen und einigen slowenischen "Grenzgängern" in Kärnten
stehen die Bären in Österreich unmittelbar vor dem Aussterben.
"Es ist fünf vor zwölf: Wenn sich jetzt nicht alle Alpenländer gemeinsam tatkräftig für
den Bären einsetzen, haben sie ihn bald ein zweites Mal ausgerottet", mahnt Walder eindringlich. Nur
noch 38 Tiere gibt es derzeit in den Ostalpen - viel zu wenig für ein langfristiges Überleben. Ein vom
WWF, dem Forschungsinstitut für Wildtierkunde und der Universität Freiburg 2007 vorgelegter Statusbericht
zeigt jedoch, dass für die Bären in Österreich, Bayern, Italien, sowie Teilen der Schweiz und Sloweniens
genügend geeigneter Lebensraum vorhanden wäre.
In den slowenischen Alpen leben rund acht bis zehn großteils männliche Bären, die auch über
die Kärntner Grenze wandern. In Österreich konnten heuer in den Nördlichen Kalkalpen nur noch drei
bis vier Bären wissenschaftlich nachgewiesen werden. Etwa 20 Bären sind in den letzten Jahren auf bisher
ungeklärte Weise verschwunden - sogar illegale Entnahmen können nicht ausgeschlossen werden. Einzig im
italienischen Trentino existiert nach gezielten Schutzmaßnahmen eine wachsende, jedoch derzeit noch nicht
langfristig gesicherte Population von 25 Tieren im und rund um den Adamello-Brenta Naturpark.
Entscheidend für das Überleben einer gesunden Bärenpopulation im Alpenraum ist die Förderung
ihrer natürlichen Wanderbewegungen, damit der genetische Austausch der einzelnen Bärengruppen wieder
hergestellt werden kann. Weiters gilt es, den mit 300 bis 700 Tieren vergleichsweise hohen Bestand in den südlich
der Alpen gelegenen Gebieten Sloweniens zu sichern. Deshalb sucht der WWF Länder übergreifend die Zusammenarbeit
mit Naturschützern, Wissenschaftlern, Behörden und Interessensvertretungen.
Zur Aufklärung des ungeklärten Bärenschwundes wurde heuer in Österreich erstmals auch das Bundeskriminalamt
(BKA) aktiv: Eine gemeinsame Initiative von BKA, WWF, dem Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie,
dem NÖ Landesjagdverband, sowie den Bundesländern in der "Koordinierungsstelle Braunbär"
soll 2008 handfeste Hinweise über den Verbleib der Bären liefern. Weiters sei es Gebot der Stunde, die
wenigen verbliebenen Bären in den Nördlichen Kalkalpen mit einem Sendehalsband auszustatten. "Auf
diese Weise können wir unsere Schützlinge besser erforschen und überwachen", erklärt Bärenanwalt
Dr. Georg Rauer vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde. |