Krebsmedikament auf Naturstoffbasis   

erstellt am
20. 11. 07

Berlin/Braunschweig (idw) - Wissenschaftler am Helmholtz- Zentrum für Infek-tionsforschung (HZI) in Braunschweig haben eine Klasse von Naturstoffen entdeckt, die von Bodenbakterien produziert werden und Körperzellen an der Teilung hindern. Nach Jahren eingehender Forschung bringt das amerikanische Pharma-Unternehmen Bristol-Myers Squibb diesen Wirkstoff nun als Krebsmedikament auf den US-Markt.

Die Epothilone, die Prof. Dr. Gerhard Höfle und Prof. Dr. Hans Reichenbach vom HZI bereits seit mehr als 20 Jahren untersuchen, werden von Myxobakterien produziert, die im Boden leben. Epothilone blockieren die so genannten Mikrotubuli in Körperzellen, so dass Zellen sich nicht mehr teilen können, absterben und abgebaut werden. Auf Krebszellen, die sich ja gerade durch hemmungslose Teilung auszeichnen, wirkt Epothilon besonders stark: Der Tumor kann schrumpfen und sogar verschwinden.

"Ich gratuliere den Infektionsforschern vom HZI zu diesem großen Erfolg. Epothilon könnte in Zukunft vielen Patienten helfen, den Krebs zu besiegen. Das Beispiel zeigt aber auch deutlich, wie wichtig es ist, mit langem Atem Grundlagenforschung zu fördern. Denn die Epothilone sind eine völlig neue Klasse von Wirkstoffen, die zunächst aus wissenschaftlichem Interesse und nicht gezielt unter dem Aspekt der Krebsbehandlung untersucht wurden", sagt Professor Dr. Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. Das US-amerikanische Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb hat die Substanz namens Epothilon B vom HZI einlizenziert und nun bis zur Marktreife entwickelt. Mediziner in den USA können sie ab sofort unter dem Handelsnamen Ixempra gegen Brustkrebs einsetzen, der bereits Metastasen gebildet hat und gegen andere Medikamente resistent ist. In Europa wird es voraussichtlich im kommenden Jahr zugelassen.

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 26.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,3 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
 
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