Berlin/Braunschweig (idw) - Wissenschaftler am Helmholtz- Zentrum für
Infek-tionsforschung (HZI) in Braunschweig haben eine Klasse von Naturstoffen entdeckt, die von Bodenbakterien
produziert werden und Körperzellen an der Teilung hindern. Nach Jahren eingehender Forschung bringt das amerikanische
Pharma-Unternehmen Bristol-Myers Squibb diesen Wirkstoff nun als Krebsmedikament auf den US-Markt.
Die Epothilone, die Prof. Dr. Gerhard Höfle und Prof. Dr. Hans Reichenbach vom HZI bereits seit mehr als 20
Jahren untersuchen, werden von Myxobakterien produziert, die im Boden leben. Epothilone blockieren die so genannten
Mikrotubuli in Körperzellen, so dass Zellen sich nicht mehr teilen können, absterben und abgebaut werden.
Auf Krebszellen, die sich ja gerade durch hemmungslose Teilung auszeichnen, wirkt Epothilon besonders stark: Der
Tumor kann schrumpfen und sogar verschwinden.
"Ich gratuliere den Infektionsforschern vom HZI zu diesem großen Erfolg. Epothilon könnte in Zukunft
vielen Patienten helfen, den Krebs zu besiegen. Das Beispiel zeigt aber auch deutlich, wie wichtig es ist, mit
langem Atem Grundlagenforschung zu fördern. Denn die Epothilone sind eine völlig neue Klasse von Wirkstoffen,
die zunächst aus wissenschaftlichem Interesse und nicht gezielt unter dem Aspekt der Krebsbehandlung untersucht
wurden", sagt Professor Dr. Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. Das US-amerikanische
Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb hat die Substanz namens Epothilon B vom HZI einlizenziert und nun bis zur
Marktreife entwickelt. Mediziner in den USA können sie ab sofort unter dem Handelsnamen Ixempra gegen Brustkrebs
einsetzen, der bereits Metastasen gebildet hat und gegen andere Medikamente resistent ist. In Europa wird es voraussichtlich
im kommenden Jahr zugelassen.
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft,
Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde
und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie, Verkehr und Weltraum. Die Helmholtz-Gemeinschaft
ist mit 26.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,3 Milliarden
Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen
Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894). |