St. Pölten (nöwpd) - Die Industriekonjunktur in Niederösterreich schwächt sich zwar
leicht ab, bleibt aber weiterhin klar über dem Durchschnitt der letzten Jahre. Das ist das Ergebnis einer
Sonderauswertung des WIFO-Konjunkturspiegels.
"Die Produktion ist in den vergangenen drei Monaten deutlich gewachsen", erklärt der Geschäftsführer
der Sparte Industrie in der NÖ Wirtschaftskammer (WKNÖ) Herwig Christalon, im Gespräch mit dem NÖ
Wirtschaftspressedienst. Er verweist gleichzeitig auf die hohe Produktionsauslastung. Sie liegt im Durchschnitt
bei rund 85 Prozent, im exportorientierten Stahlsektor sogar bei über 91 Prozent. Christalon: "Der Export
boomt. Alle Unternehmen, die im Ausland Geschäfte abwickeln, sind derzeit besonders erfolgreich."
Insgesamt bezeichnet der Sparten-Geschäftsführer die blau-gelbe Industriekonjunktur als überdurchschnittlich
gut, es gebe aber auch leichte Schattenseiten in der Konjunktursonne, denn: "Erstmals seit Mitte 2006 berichten
auch wieder mehr als 10 Prozent der Unternehmen von einem Produktionsrückgang innerhalb der letzten drei Monate.
Auch der Anteil an Unternehmen mit Produktionssteigerungen ist von 40 auf 32 Prozent gesunken."
Dennoch: Die Auftragsbücher der heimischen Industrieunternehmen sind gut gefüllt. Knapp 77 Prozent der
mehr als 500 Industrieunternehmen in Niederösterreich berichten von ausreichenden bzw. mehr als ausreichenden
Auftragsbeständen. Christalon: "Bei den Exportaufträgen ist nach wie vor kein Rückgang feststellbar,
der Bestand befindet sich weiterhin auf Rekordhöhe. Die gesicherte Produktionsdauer liegt bei knapp einem
halben Jahr und ist um einen halben Monat höher als bei der letzten Erhebung."
Die Erwartungen würden auf weitere überdurchschnittliche Produktionssteigerungen hinweisen, "was
sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt auswirkt", so Christalon, auch stellvertretender Kammerdirektor der
WKNÖ: "Es wollen deutlich mehr Firmen neue Beschäftigte einstellen als abbauen, speziell mittelgroße
Unternehmen mit 50 bis 99 Mitarbeitern legen deutlich zu."
Der zuletzt viel zitierte Fachkräftemangel sei auch vor diesem Hintergrund zu sehen, berichtet der Sparten-Geschäftsführer.
Dabei seien regionale Schwerpunkte etwa in der Region Neunkirchen-Ternitz, aber auch im gesamten Mostviertel
zu erkennen, "weil hier auch die Betriebe stark wachsen", verweist Christalon beispielsweise auf
den erst vor wenigen Tagen eröffneten Erweiterungsbau beim Auto-Zulieferer Zizala in Wieselburg.
Während die gesamte Maschinen- und Metallwarenindustrie, aber auch der Bereich Bergwerke, Stein- & Glasindustrie,
die Chemische Industrie sowie die Nahrungs- und Genussmittelindustrie weiterhin mit einer überdurchschnittlichen
Konjunktur rechnen dürfen, sind in anderen Bereichen die Aussichten schon weniger rosig. In der Leder-, Textil-
& Bekleidungsindustrie sowie in der Papierindustrie hat sich die Auftragslage - insbesondere auch im Export
- seit Jahresbeginn deutlich verschlechtert. Beide Branchen erwarten für die nächsten Monate eine Stagnation.
In der Leder-, Textil- und Bekleidungsindustrie rechnet man allerdings mit einer deutlichen Zunahme der Zahl der
Beschäftigten. |