Arbeitsminister Martin Bartenstein und Amtskollegin Monika Lamperth unterzeichnen Kontingente
der Grenzgänger- und Praktikantenabkommen für 2008
Budapest (bmwa) - „Österreich und Ungarn haben seit der Ostöffnung und dank des EU-Beitritts
starke wirtschaftliche Beziehungen aufgebaut. Derzeit sind über 2500 österreichische Firmen mit Niederlassungen
in Ungarn tätig. Das jährliche Handelsvolumen beträgt mehr als sechs Milliarden Euro. Österreich
ist der drittgrößte Investor in Ungarn. Diese guten Wirtschaftsbeziehungen sollen weiter ausgebaut werden",
sagte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein im Rahmen der zweiten gemeinsamen Sitzung der Regierungen Österreichs
und Ungarns, die am 29.11. in Budapest stattfand.
Ungarn ist Österreichs siebentgrößter Exportmarkt, das Volumen belief sich 2006 auf 3,5 Milliarden
Euro. Die österreichischen Importe aus Ungarn lagen unterdessen bei 2,6 Milliarden Euro. Damit liegt Ungarn
als Importmarkt für Österreich auf dem neunten Platz. Österreich ist Ungarns drittgrößter
Handelspartner.
Beim künftigen Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen solle auf verstärkte Zusammenarbeit im Bereich KMU besonders
Wert gelegt werden, so Bartenstein. „Synergien bieten sich nicht nur bei künftigen INTERREG-Projekten, sondern
auch in der Clusterpolitik."
Zum Thema Energieversorgung sagt Bartenstein: „Die geplante Gaspipeline Nabucco ist ein gemeinsames Projekt. Projektpartner
sind neben Österreich und Ungarn die Länder Bulgarien, Rumänien und Türkei. Mit Aserbaidschan
soll bald ein weiterer Partner dazu kommen. 2012 soll das erste kaspische Gas nach Europa kommen", so Bartenstein.
Das Nabucco-Pipeline-Projekt komme zügig voran.
Gute arbeitsmarktpolitische Zusammenarbeit
Auch die arbeitsmarktpolitische Zusammenarbeit zwischen Österreich und Ungarn ist traditionell gut, vor allem
zwischen den westungarischen Komitaten und der dortigen regionalen Arbeitsmarktverwaltung einerseits sowie dem
AMS Burgenland unter Beteiligung der Arbeitsministerien beider Staaten.
In Hinblick auf die Übergangsfristen sagte Bartenstein: „Mit der schrittweisen Öffnung des Arbeitsmarktes
haben wir gute Erfahrung gemacht." Das zeige sich bei Pflegern, Forschern, Schlüsselkräften und
auch bei der Fachkräfte-Verordnung. Diese ist seit Mai 2007 in Kraft und sieht ein Kontingent für 800
Dreher, Schweißer und Fräser vor. Der Großteil der 670 Fachkräfte, die heuer nach Österreich
gekommen sind, stammt aus Ungarn. Für 2008 wird Arbeitsminister Bartenstein eine weitere Fachkräfte-Verordnung
erlassen: Diese wird von den bisher drei auf 50 Berufe ausgeweitet, eine Kontingentierung der Fachkräfte wird
es bei diesen Berufen nicht mehr geben. „2009 soll der Arbeitsmarkt für Fachkräfte und Akademiker geöffnet
werden - Safeguards soll es bis 2011 für gering Qualifizierte geben", so Bartenstein.
Das sei nicht nur ein wichtiges Signal an die neuen EU-Mitglieder, sondern auch an die Europäische Kommission.
Bartenstein betonte einmal mehr, dass ausländische Fachkräfte den bestehenden Mangel in Österreich
nicht beheben können. „Die Top-Priorität hat auch schon bisher die Ausbildung junger Menschen. Denn die
Lehrlinge von heute sind unsere Fachkräfte von morgen. Zudem läuft eine breit angelegte Qualifizierungsoffensive.
Bis zum Sommer nächsten Jahres werden 10.000 Personen zu Metallfachkräften ausgebildet."
Abkommen mit Ungarn für Grenzgänger und Praktikanten
Gemeinsam mit der ungarischen Amtskollegin Monika Lamperth unterzeichnet Bartenstein heute im Rahmen der Regierungssitzung
in Budapest die neuen Kontingente für die Grenzgänger- und Praktikantenabkommen. Diese Abkommen werden
im besten Einvernehmen vom AMS und den ungarischen Arbeitsämtern vollzogen. Jährliche Grenzgänger-
und Praktikantenkontingente wurden im Laufe der Jahre kontinuierlich erweitert.
Das diesjährige Grenzgängerkontingent mit 2.350 ist ausgeschöpft und wird nunmehr für 2008
um 200 auf 2.550 aufgestockt. Die insgesamt günstige Arbeitsmarktentwicklung und insbesondere der zunehmende
Bedarf an Fachkräften lässt es zu, das Grenzgängerkontingent für 2008 aufzustocken.
Das Praktikantenkontingent wird sich für 2008 auf 1.800 belaufen und ermöglicht den Austausch von jungen
Arbeitnehmern im Alter zwischen 18 und 35 Jahren mit abgeschlossener Berufsausbildung. Es gilt für das gesamte
Bundesgebiet. Praktikanten können im jeweils anderen Vertragsstaat in einem befristeten Arbeitsverhältnis
ihre beruflichen und sprachlichen Kenntnisse erweitern. Praktikanten werden derzeit für maximal 50 Wochen
zugelassen und erwerben damit auch keine Arbeitnehmerfreizügigkeit.
„Beide Abkommen bieten ungarischen Arbeitskräften zusätzliche Möglichkeiten einer Beschäftigung
in Österreich und sind somit ein wichtiger Beitrag zur schrittweisen Öffnung des Arbeitsmarktes im Rahmen
der Übergangsregelungen", so Bartenstein.
Die Abkommen sind reziprok, wodurch auch österreichische Arbeitskräfte zu einer Beschäftigung in
Ungarn zugelassen werden.
Die Gemischte Österreichisch-Ungarische Kommission unter dem Vorsitz der beiden Ministerien überwacht
die Vollziehung der Abkommen und erarbeitet gemeinsam mit den Interessenvertretungen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer
Vorschläge für die Kontingente des nächsten Jahres.
Neben den Bewilligungsmöglichkeiten nach dem Ausländerbeschäftigungs-Gesetz können ungarische
Arbeitskräfte seit 1998 auch über ein Grenzgänger- und ein Praktikantenabkommen zu einer Beschäftigung
in Österreich zugelassen werden. |