Neue Projekte für Twin-Cities Wien und Bratislava   

erstellt am
28. 11. 07

VOR als wichtiges Instrument - die VOR-Dialoge als regelmäßiges Forum dazu
Wien (rk) - Die Twin-Cities Wien und Bratislava liegen nur 60 Kilometer voneinander entfernt, in der Zeit vor dem 1. Weltkrieg verband sogar eine Straßenbahnlinie die beiden Städte, es gab einen regen Austausch in wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Belangen. Nach dem 2. Weltkrieg sah auch hier die Welt leider anders aus - für vier Jahrzehnte senkte sich der "Eiserne Vorhang", und erst mit dem Abflauen des Kalten Krieges Ende der 80er-Jahre kam man sich wieder näher. Mit dem Beitritt der Slowakei zur Europäischen Union im Jahr 2004 ist eine Dynamik zu Tage getreten, die durch die räumliche Nähe der beiden Städte zusätzlich begünstigt wird und für die Region Centrope als beispielgebend gelten kann. Die VOR-Dialoge als Expertenforum haben sich in der jüngsten Veranstaltung - bereits die siebente seit 2005 - speziell mit den Twin-Cities und ihrem Umfeld befasst, Leitthema: "Bratislava - Wien: die Twin-Cities auf Schiene".

Einleitend gibt Mag. Roman Filistein, Abgeordneter zum Landtag Bratislava (die Stadt verfügt zusammen mit 3 angrenzenden Bezirken über einen eigenen Landtag) und Beauftragter für Kooperationen mit Niederösterreich, Sektion Europäische Integration des Regierungsamtes SK, in gepflegtem Deutsch auch immer von "Preßburg" sprechend, einen umfassenden Überblick über die Gesamtregion, naturgemäß mit dem Schwerpunkt Verkehr. Er sieht das Zusammenwachsen in mehreren Ketten, in der Staatspolitik, in der Regionalpolitik und bei den Verkehrunternehmen selbst, denn: "Aus der Sicht des Landes und der Stadt Preßburg gibt es mehrere Projekte, die einen integralen Bestandteil von Centrope darstellen und wichtige Fragen der Infrastruktur lösen werden. Die soeben erfolgte Eröffnung der A 6 kann nur als erste Etappe gesehen werden, wir warten auf die Marchegger Schnellstraße, auch auf die neue Marchegger Brücke", setzt er deutliche Akzente. Der Abgeordnete spricht von einer Verkehrsspange zum Bereich südlich der Donau in Gestalt eines Autobahnringes, nicht nur auf slowakischem Gebiet, und die Einmündung der A 6 zugleich als Ausgangspunkt neuer Autobahnen nach Brünn und Prag. Wie überhaupt der Wegfall der Schengen-Grenzen wieder bestehende alte Straßen öffnen werde, etwa im Raum Kittsee.

In nächster Zukunft soll die Straßenverkehrssituation durch eine Querung der Donau in Tunnelform im Bereich Engerau/Petrschalka deutlich verbessert werden, Zeithorizont für die Fertigstellung etwa 2012/2015. Die politische Willensbildung zwischen der Stadt und der Republik sei gegeben, zwar ist Bratislava kein "Ziel 1-Gebiet" der EU, aber Filistein ist zuversichtlich, dass Mittel aus dem Kohäsionsfonds der EU bereitgestellt würden. Auch an die Verlängerung der Straßenbahn auf das rechte Donauufer wird gedacht, diese werde bis 2009 über die alte Brücke fahren, allerdings hat die Straßenbahn eine schmälere Spur (1000 Millimeter). Für den "Preßburger Integrierten Verkehr" seien vermehrte Anstrengungen notwendig, denn in den letzten Jahren sei ein Rückgang des ÖPNV-Anteils am innerstädtischen Verkehrsaufkommen von rund 70 auf etwa 55 Prozent festgestellt worden - wahrscheinlich auch bedingt durch den wirtschaftlichen Aufschwung und damit mehr PKW-Benützer. Für das Jahr 2008 ist eine einheitliche Tarifgestaltung vorgesehen. An der genannten Verkehrsgesellschaft ist nur die öffentliche Hand beteiligt, sie kauft Dienstleistungen von den Verkehrsunternehmen an. "In der Slowakei gibt es derzeit keine öffentlichen Ausschreibungen im Verkehr, weder auf der Straße noch bei der Schiene", erläutert der Abgeordnete die Situation und deponiert einen Wunsch: "Verlängerung des Preßburger Stadtverkehrs bis nach Österreich". Um beim Schienenverkehr zu bleiben, die Stadt und die Slowakische Eisenbahn konnten sich über den neuen Zentralbahnhof einigen (im östlichen Zentralbereich der Stadt), ein entsprechendes Memorandum zwischen der Stadt und dem Verkehrsministerium wurde unterzeichnet.

Der Geschäftsführer der Central Danube Region Marketing & Development GmbH, Dr. Ronald Schrems - übrigens auch der "Erfinder" des Schnellkatamarans Wien - Bratislava - geht auf den Erfolg dieser Verkehrsverbindung ein, der schon durch bisher 200.000 Passagiere dokumentiert werde. Das Boot verbindet Zentrum mit Zentrum, sei nicht laut, habe keinen großen Tiefgang, sozusagen "maßgeschneidert für den Donaukanal", ein Luftkissenfahrzeug etwa wäre nicht tragbar gewesen; das zweite Schiff wird zurzeit in Norwegen gebaut. Eine kürzlich von Raiffeisen in Auftrag gegebene Studie ( der zweite Geschäftsführer Dr. Andreas Hopf kommt aus diesem Bereich) weist aus, dass 90 Prozent der Fahrgäste die Verbindung weiterempfehlen werden, 60 Prozent wollen sie wieder einmal benützen. Schrems verweist, den Donauverkehr betreffend, auf ein ganz großes Projekt: Bratislava hab Probleme mit dem Hochwasserschutz, nun ist die Entscheidung für eine neue Schifffahrtsrinne, "sozusagen einen Bypass", gefallen, und damit wird auch hier eine Donauinsel entstehen.

Der bei den ÖBB im Personenverkehr Verantwortliche für die Ostregion, Dr. Werner Kovarik, weist darauf hin, dass "die Infrastruktumaßnahmen im Bereich der Schiene anlaufen", man peile Stundentakte über Kittsee und auch über Marchegg an, die Fahrzeiten sollen von 57 Minuten auf 45 Minuten reduziert werden. Das 1. Quartal 2007 habe bei den Fahrkarten einen Zuwachs von 43 Prozent gebracht, den Busbetrieb mit eingeschlossen, denn, so der anerkannte Experte "Als Verkehrsunternehmen haben wohl alle Platz auf dem Markt. Es geht um die Schaffung eines integrierten Systems in der Centrope- Region". Neben Schiene, Straße und Wasser kommt auch die Einbindung der Flughäfen zur Sprache, hier bereitet gemäß Filistein die Anbindung des Flughafens in Bratislava Probleme, per Bahn bis jetzt nicht, die Straßenbahn hat nur Schmalspur. Der Chef der Wiener Linen, DI Günther Steinbauer, urgiert bezüglich der beiden Flughäfen, diese Frage müsse gelöst werden, die Auswirkungen auf den Binnenverkehr, egal ob Personen oder Cargo, seien zu gravierend.

Für den VOR als Veranstalter sieht Geschäftsführer Direktor Manfred Novy die Teilnehmer nicht nur als interessierte Gäste, sondern vielmehr als die Partner, die zusammen mit dem VOR an der Gestaltung der Region engagiert mitwirken, allein schon die neuen Projekte in Wolfsthal und Hainburg seien dazu Ansatzpunkte. Und: "Die Verdichtung und das Zusammenwachsen des Busnetzes in Richtung Bratislava sind Vorhaben mit Priorität". VOR-Geschäftsführer Mag. Wolfgang Schroll spricht die "nördlich der Donau triste Lage auf dem Straßensektor " an, "solange keine Brücken bestehen", die nächste Brücke über die March befinde sich in Hohenau. Einheitliche Tickets, etwa Stadtverkehr Bratislava mit Petrschalka/Wolfsthal in der einen, und mit Marchegg in der anderen Richtung, hätten Signalwirkung.
 
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