Celle (idw) - Dem Team um Prof. Oldhafer im Allgemeinen Krankenhaus in Celle ist zusammen mit den Experten
von MeVis und MiMed eine Pionierleistung geglückt: Die erste bislang bekannte erfolgreiche navigationsgestützte
Entfernung von nicht sichtbaren Lebertumoren weltweit - dies markiert einen Meilenstein in der Leberchirurgie.
Die aktuellen chemotherapeutischen Behandlungen bei Lebermetastasen sind hocheffektiv. Doch der Erfolg birgt auch
Nachteile: Die Metastasen können sich dermaßen verkleinern, dass sie weder bei Röntgenuntersuchungen
sichtbar sind, noch während einer Operation ertastet werden können. Kann ein Tumor nicht getastet oder
gesehen werden, ist die Operation nahezu unmöglich. Was kann der Chirurg in dieser Situation tun? Die Erfahrung
lehrt, dass Metastasen, obwohl sie nicht mehr nachzuweisen sind, in kürzester Zeit wieder wachsen und sich
weiter in der Leber verbreiten können.
Dieses technische Dilemma scheint nun gelöst.
Mit der Bildbearbeitungs- und Operationsplanungssoftware von MeVis Research in Bremen können die Metastasen
in ihrer Ausdehnung vor der Chemotherapie auf ein Bild nach der Therapie übertragen werden und so ein Operationsvorschlag
erstellt werden. Mit der Navigationstechnik des MiMed (Lehrstuhl Mikrotechnik und Medizingerätetechnik) der
TU München gelingt es jetzt, diese Planung direkt in das Operationsfeld zu übertragen und so einen Tumor,
den man nicht tasten oder sehen kann, sicher zu entfernen. Entwickelt wurde diese innovative Technik im Rahmen
des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes FUSION (Future Environment
for Gentle Liver Surgery Using Image Guided Planning and Intra-Operative Navigation). MeVis Geschäftsführer
Prof. Dr. Heinz-Otto Peitgen: "Dies ist ein entscheidender Schritt in Richtung schonender Eingriffe unter
Verwendung moderner informationstechnologischer Verfahren."
Bei dem 61-jährigen Ernst-Gustav Späth, Landwirt im Landkreis Celle, wurde Anfang des Jahres eine Darmkrebsoperation
durchgeführt. Im Verlauf wurden zwei Lebermetastasen entdeckt und eine chemotherapeutische Behandlung eingeleitet.
Die Metastasen reagierten auf die Therapie und verkleinerten sich deutlich, so dass eine erfolgreiche operative
Entfernung nicht möglich gewesen wäre. Der Klinikdirektor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
des Allgemeinen Krankenhauses in Celle, Prof. Dr. med Karl J. Oldhafer, dazu: "Eine Metastase konnte auf Grund
ihrer geringen Größe nicht mehr identifiziert werden. Wir befürchteten, den Herd auch während
der Operation nicht finden zu können und entschlossen uns daher zum Einsatz der MeVis-Software und der intraoperativen
Navigation".
Das Expertenteam plante den Eingriff auf der Basis der Bilddaten vor und nach der Chemotherapie, die intraoperative
Navigation ermöglichte es dann diesen Vorschlag auf die Leber zu übertragen. Eine der beiden Metastasen
war tatsächlich weder im intraoperativen Ultraschall auffindbar, noch zu ertasten. Die Entfernung der Metastase
wurde also allein durch die navigierte Planung gesteuert. Sie hätte ohne diese technische Innovation nicht
entfernt werden können. Die Pathologen bestätigten den Erfolg. Der Resttumor wurde in der Mitte des Präparates
aufgefunden, es ließen sich noch lebensfähige Tumorzellen nachweisen. Der Patient konnte am nächsten
Tag bereits die Intensivstation verlassen und hat sich eine Woche nach der Operation bereits sehr gut erholt.
Dem Team um Prof. Oldhafer in Celle ist zusammen mit den Experten von MeVis und MiMed eine Pionierleistung geglückt.
Es handelt sich um die erste bislang bekannte erfolgreiche navigationsgestützte Entfernung von nicht sichtbaren
Lebertumoren weltweit - dies markiert einen Meilenstein in der Leberchirurgie und zeigt wohin die Reise in der
Zukunft gehen wird. |