Bratislava (nöwpd) - Im Bewusstsein dessen, was sie historisch und aus Gründen gemeinsamer Interessen
verbindet, sind die Länder der Zentraleuropäischen Region centrope auf der Suche nach neuen Formen der
Zusammenarbeit. Einig sind sie sich darüber, dass sich diese Gemeinsamkeit auf wirtschaftlich leistungsstarke
Grundlagen stützen soll. In diesem Zeichen tagten die Vertreter von centrope erstmals und wenige Tage nach
der Eröffnung des letzten Teilstückes der Wiener Autobahn in der slowakischen Hauptstadt Pressburg -
Bratislava.
Der Landeshauptmann der Region Bratislava Vladimir Bajan würdigte die Führungsrolle, die die österreichische
Seite beim Aufbau der Administration von centrope übernommen habe, und kündigte ein stärkeres Engagement
der slowakischen Seite an. "Es ist notwendig", sagte er, "dass wir die Initiative übernehmen
und damit auch die gleiche Verantwortung." In der in Gang gebrachten grenzüberschreitenden Kooperation
erkennt er eine neue Qualität der Zusammenarbeit.
Eugen Antalovsky, Geschäftsführer der Europaregion Mitte - centrope sowie des Europaforums Wien, stellte
fest, dass sich die neue Region im fünften Jahr ihres Bestandes auf ein stabiles Netzwerke von Experten stützen
könne, die derzeit damit befasst seien, die wichtigsten Anliegen der 16 Partner zu identifizieren. Als Planungsgrundlage
habe man sich auf die Vision 2015 mit einem bis dahin zu entwickelnden Sollzustand verständigt. Antalovsky
betonte, dass sich centrope bereits international etabliert habe und zu einem Begriff geworden sei.
Für die 16 Partner aus vier unterschiedlichen Staaten bieten sich gleichwertig und auch gleichzeitig zwei
Varianten der Zusammenarbeit an, erklärte er. Eine Basiskooperation sämtlicher Partner mit einem schlanken
multilateralen Management sowie Allianzkooperationen verschiedener Partner, die in speziellen Sachfragen mit gleichen
Interessen zusammenarbeiten.
Peter Huber, WIFO-Experte für Regionale Arbeitsmärkte, Regionale Konjunktur und Wachstumsfaktoren sowie
Räumliche Effekte von Integrationsprozessen, stellte fest, dass die centrope-Region über beste Voraussetzungen
für arbeitsteilige Prozesse verfüge. Schon jetzt verschaffe sie der Zulieferindustrie Standortvorteile
und insbesondere den Klein- und Mittelbetrieben (KMU) kostengünstige Entwicklungschancen. Allerdings brauche
eine solche Region eine starke Infrastruktur, auch mehr grenzüberschreitende Investitionen sowie die Kooperation
auch im öffentlichen Bereich. So sollte jedes Thema, das von einer Landesregierung behandelt werde, auf mögliche
Synergien untersucht werden. Angesichts des hüben wie drüben beklagten Fachkräftemangels schlägt
Huber Sondierungen vor um herauszufinden, inwieweit "ein centrope-Ausbildungs- und Qualifizierungsverbund
machbar ist."
Niederösterreichs Landeshauptmannstellvertreter Ernest Gabmann bezeichnete die Unterstützung von innovativen
Prozessen, die oft von Visionen ihren Ausgang nehmen, als einen besonders treffsicheren Beitrag, den die Regionalpolitik
zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und zur Stärkung der Konkurrenzfähigkeit der
Betriebe leisten könne. In diesem Sinne habe sich die Förderung der arbeitsteiligen Zusammenarbeit von
Unternehmen des gewerblichen Mittelstandes in verschiedenen Branchenclustern als sehr erfolgreich für die
teilnehmenden Firmen erwiesen und in Summe auch die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes erhöht. Die
centrope-Region bedeute mehr Marktchancen für alle Partner.
Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl rückte die bedarfsorientierte Ausbildung in den Mittelpunkt seiner
Überlegungen. "Es müssen jene Schwerpunkte gesetzt werden", sagte er, "die den Anforderungen
der Wirtschaft entsprechen." Niessl plädiert für die Schaffung eines "Europäischen Verbundes
für territoriale Zusammenarbeit", die zwar in den Grundzügen auf europäischer Ebene bereits
beschlossen sei, wozu aber auf nationaler Ebene noch die Beschlüsse über die Durchführungsbestimmungen
fehlten.
Hatte Ernest Gabmann in seinem Konferenzbeitrag an erster Stelle die Ausbildung als die größte Herausforderung
genannt, so wurde er darin von einer Reihe namhafter Delegierter bestätigt. So meinte der Bürgermeister
von Sopron, Tamas Fodor, es gelte eine neue Ausbildungsstruktur zu schaffen, den die derzeitige könne sich
nicht rasch genug dem Bedarfswandel anpassen. Während sich Vladimir Bajan dafür aussprach, Prioritätsbereiche
für gemeinsame Bildungsstandards festzulegen und diese zu definieren, setzte sein Stadtkollege Andrej Durkovsky,
Oberbürgermeister von Bratislava, die Tagung von der Absicht in Kenntnis, "die Kapazität der Universitätsausbildung
zu erweitern und der ganzen Region anzubieten." Oliver Pospisil, Vizebürgermeister von Brünn, räumte
ein, man habe zwar genug Mittelschüler allgemeiner Art, "uns fehlen aber die Fachkräfte", betonte
er. Dem müsse man "die Stirn bieten und das Schulwesen reformieren."
Wiens Bürgermeister Michael Häupl meinte, die strategischen Anleitungen, die man zu vermitteln trachte,
sollten nicht allein auf die Marktentwicklung und den Wettbewerb ausgerichtet sein, man dürfe kein Politikfeld
auslassen. Dabei unterstrich er die Bedeutung der Forschungs-, Bildungs- und Innovationspolitik, insbesondere auch
der außeruniversitären Forschung und der privaten Grundlagenforschung. Eine Aufgabe für centrope
sieht er darin, sich nicht allein an den Großen zu orientieren. Wer sich an die Häuptlinge wende, dürfe
die Indianer nicht vergessen. Den Klein- und Mittelbetrieben stellte Häupl das Zeugnis aus, "ein wichtiges
Element zur Schaffung von Lebensqualität zu sein."
In der centrope-Region eine feste Basis auch für relativ kleine Partner sieht der Bürgermeister von St.
Pölten Matthias Stadler. "Centrope schafft auch den kleineren Partnern Chancengleichheit", sagte
er. Eine klare "centrope-patriotische" Haltung demonstrierte er in der Frage der Öffnung des österreichischen
Arbeitsmarktes. Im internationalen Wettstreit um gute Arbeitskräfte sollte man die Fachkräfte in der
Region halten. Daher sei es besser, wenn ein Slowake nach Österreich ginge, statt nach Irland. Denn von dort
sei die Rückkehr in seine Heimat weniger wahrscheinlich, als wenn er eine Zeitlang in Österreich arbeite.
Sonst sei er für die gesamte centrope-Region verloren.
Eine besondere Grußadresse an Niederösterreich deponierte David Macek, Kreis-Abgeordneter von Südmähren.
Dort habe man den Familienpass aus Niederösterreich übernommen, teilte er mit. Dieser Pass berechtigt
jeden der bereits 12.000 Besitzer zur Konsumation spezieller Familienpassangebote in Niederösterreich wie
umgekehrt den Inhaber eines NÖ Familienpasses zur Konsumation der Angebote in Südmähren. |