Außenministerin bei Fragestunde im Nationalrat
Wien (bmeia) - "Es ist zweifellos eine innen- wie außenpolitisch anspruchsvolle Mission,
die von uns entsprechend sorgfältig und präzise vorbereitet wurde", erklärte Außenministerin
Ursula Plassnik am 06.12. in der Fragestunde im Nationalrat zum österreichischen Tschad-Einsatz. "Wir
helfen mit dieser EU-Überbrückungsmission den Menschen in der Region, nicht Frankreich", verwies
Plassnik auf die klare Trennlinie zwischen der militärischen Präsenz Frankreichs und der EU-Mission.
"An der überparteilichen und unparteiischen Vorgangsweise der EU gibt es keinen Zweifel. Ich habe mich
bei der Ausarbeitung des Mandates bei unseren französischen Partnern nicht gerade beliebt gemacht. Sehr nachhaltig
habe ich mich für die Klarstellung der politischen Rahmenbedingungen der Mission eingesetzt. Dazu gehören
auch ihre strikte Unabhängigkeit, ihre klare zeitliche Begrenzung und ihre enge Verzahnung mit der UNO."
Die Ministerin verwies auf die "multidimensionale internationale Präsenz" im Tschad, die durch die
Resolution 1778 (2007) des UNO-Sicherheitsrats geschaffen wurde und folgende Komponenten umfasst: die UNO-Mission
(MINURCAT) zur Verbesserung der Sicherheit der Zivilbevölkerung und der Gewährleistung internationaler
Menschenrechtsstandards, die ihrerseits die tschadische Polizeikraft zur Sicherung der Flüchtlingslager ausbilden
wird, und die EU-Überbrückungsoperation, die ein sicheres Umfeld zur Rückkehr der Flüchtlinge
und intern Vertriebenen und zur Durchführung der UNO-Mission schaffen soll.
"Der neue EU-Reformvertrag ändert nichts an unserer Neutralität", stellte Plassnik auf wiederholte
Fragen zum künftigen Vertrag von Lissabon klar. "Österreich kann auch künftig nicht gezwungen
werden, sich an einer militärischen Aktion der EU zu beteiligen. Das Bekenntnis zur gemeinsamen solidarischen
Außenpolitik im Rahmen der EU und die Neutralität sind gleichermaßen Bestandteile unserer Bundesverfassung.
Und das bleibt auch so".
Dasselbe gelte auch für den für Österreich so wichtigen Bereich der Wasserversorgung und des Managements
der Wasserressourcen. "Hier bleibt es bei der Einstimmigkeit. Es kann und wird hier gegen unseren Willen keine
Änderungen geben." Die Ministerin betonte auch die zusätzliche Absicherung durch den EU-Reformvertrag,
der eindeutig die Zuständigkeit der Nationalstaaten für die Daseinsvorsorge klarstelle, worunter etwa
auch die kommunale Wasserversorgung falle.
"Die Europäische Union ohne Kärnten will ich mir nicht vorstellen, Kärnten ohne die Europäische
Union kann ich mir nicht vorstellen", erklärte Plassnik zu einer Frage nach der Unterschriftensammlung
gegen den EU-Reformvertrag des BZÖ in Kärnten. Die Ministerin erinnerte daran, dass gerade Kärnten
nach den Worten des Landesrates Josef Martinz ein "Europameister im Abholen von EU-Förderungen"
sei und seit dem EU-Beitritt rund 1,9 Mrd. Euro an konkreter Unterstützung erhalten habe. "Der Zuspruch
zur Unterschriftensammlung ist nicht überzeugend. Ich werde jedenfalls weiterhin geduldig und beharrlich die
Kärntnerinnen und Kärntner über die EU und den neuen Reformvertrag informieren. Ich bin überzeugt,
dass das entsprechend wahrgenommen wird."
Die Ministerin betonte die anhaltende internationale Besorgnis über die Natur des iranischen Atomprogramms.
"Der jüngste Bericht der US-Geheimdienste ist weder Grund für Erleichterung noch für Triumphgeheul.
Jetzt ist es wichtig, sich auf allen Seiten einen Ruck zu geben und endlich in eine Verhandlungssituation zu kommen.
Ein paralleles Moratorium - ein Stopp der Urananreicherung und ein Einfrieren der Sanktionen - könnte den
Weg zum Verhandlungstisch ebnen."
Auf die Entwicklung im Nahen Osten angesprochen, verwies die Ministerin auf den "Energieschub", den die
Friedensbemühungen durch die Nahostkonferenz in Annapolis erlebt hätten: "Jetzt besteht die Möglichkeit
für konkrete Fortschritte. Ein Friedensfahrplan, der alle Kernthemen umfasst, liegt auf dem Tisch. Der politische
Wille dazu muss aber letztlich aus der Region kommen." Es bestehe allerdings die Gefahr, dass extremistische
Kräfte versuchen könnten, solche Fortschritte zu untergraben, so Plassnik. Es sei daher gerade jetzt
wichtig, engagiert zu bleiben und die Öffentlichkeit in der Region zu überzeugen. "Dafür habe
ich mich in Annapolis besonders eingesetzt. Dabei ist es auch wichtig, die Frauen und die Jugend in der Region
einzubeziehen. Wir brauchen eine breite und tragfähige Allianz aller Gemäßigten".
In diesem Zusammenhang verwies Plassnik auch auf das Follow-up zu der von ihr im Frühjahr organisierten Nahost-Frauenkonferenz:
"Wir veranstalten Ende Jänner in Wien ein Medienseminar mit Journalistinnen aus der Region, wir fördern
im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit in den palästinensischen Gebieten ganz konkrete Frauenprojekte, etwa
im Gesundheitsbereich, und meine griechische Amtskollegin Dora Bakoyannis veranstaltet im Frühjahr eine Folgekonferenz." |