Wien (erste bank) - Seit Juli 2007 gibt es zwei Erste Banken in Österreich: Die Erste Holding und die
Erste Bank Österreich. Der Hintergrund: Die Erste Bank hat sich aufgrund der erreichten Größe -
sie beschäftigt heute 10 mal mehr Mitarbeiter als vor 10 Jahren - organisatorisch neu aufgestellt. Formalrechtlich
wird das Österreichgeschäft im Sommer 2008 in einer eigenen Gesellschaft zusammengefasst werden. Ziel
ist es, mit der Erste Bank Österreich und den Sparkassen die Marktführerschaft zu erlangen. In einigen
Bereichen hat das die Gruppe bereits geschafft. Im Rahmen einer Pressekonferenz stellt das neue Management unter
der Führung von Elisabeth Bleyleben-Koren die neuen Pläne vor und begründet die organisatorischen
Veränderungen.
"Österreich ist ein Wachstumsmarkt und kein Konsolidierungsmarkt", fasst die designierte Generaldirektorin
die Startvoraussetzungen der Erste Bank Österreich zusammen. "Österreich ist und bleibt für
uns ein interessanter Markt, den wir, von einer profitablen Basis aus, in Zukunft stärker bearbeiten werden",
sagt Bleyleben-Koren. In den vergangenen Monaten hat sich die Erste Bank eine neue Struktur verpasst: In der Erste
Bank Holding sind zentrale Steuerungsfunktionen sowie das Kapitalmarktgeschäft und Investment Banking zusammengefasst.
In der Erste Bank Österreich liegt hingegen die Verantwortung für das Privat- und Firmenkundengeschäft
sowie die Kooperation mit den Sparkassen. "Unsere Organisationsstruktur bildet unsere Philosophie ab: Der
Glaube an lokale Märkte und lokale Kundenbedürfnisse. Kunden lassen sich nicht durch mehrere Länder
"divisionalisieren", so die neue Österreich-Chefin. Ab Sommer 2008 soll die Erste Bank Österreich
auch formalrechtlich eine eigene Gesellschaft sein. Sie wird eine 100prozentige Tochter der Erste Holding sein
und das heimische Kundengeschäft verantworten.
Neue Zielgruppen im Privatkundengeschäft
Im Privatkundengeschäft, das im Vorstand Peter Bosek verantwortet, will die Erste Bank ihren Kundenanteil
bis Jahresende 2010 auf 25 Prozent steigern (derzeit 21 Prozent). Das bedeutet einen Zuwachs von rund 20.000 Kunden
pro Jahr. Um dies zu erreichen, werden auch neue Wege eingeschlagen: Die Bank arbeitet gerade an neuen Vertriebskooperationen.
Eine davon ist ein Joint-Venture mit der Wiener Städtischen. Die "Finanzpartner GmbH" soll das cross-selling
zwischen Bank und Versicherung intensivieren und die "Convenience" für die Kunden erhöhen.
Die Zielgruppe: Arbeitnehmer in enger Zusammenarbeit mit den Betriebsräten der Unternehmen. Eine weitere,
neu definierte Zielgruppe sind ältere Menschen: Ein erstes Produkt der Versicherungstochter s Versicherung
ist dabei die s Pflegevorsorge mit dem 24-Stunden Pflegetelefon. Einen Gegentrend zum Mitbewerb setzt die Erste
Bank mit 80 Servicemanagern, die ab Jänner den Kunden in den Filialen rund ums Kassageschäft zur Seite
gestellt werden.
Das Firmenkundengeschäft ist Kerngeschäft
Auch im Firmenkundengeschäft, das im Vorstand Thomas Uher verantwortet, möchte die Erste Bank
Österreich neue Spuren hinterlassen. In den nächsten Monaten soll ein neuer, eigener Bereich für
Klein- und Mittelbetriebe entstehen. Einen großen "Hebel" sieht die Bank in der Zusammenarbeit
mit den Sparkassen: "Wir planen in den nächsten drei Jahren rund eine Milliarde Euro in den heimischen
Mittelstand zu investieren. Das bedeutet, dass wir im Firmenkundengeschäft zweistellig wachsen werden",
kündigt Bleyleben-Koren an. Zum Vergleich: Der heimische Kreditmarkt wächst derzeit rund vier Prozent.
Sparkassen: "Vom Haftungsverbund zum Produktions- und Vertriebsverbund"
Den "Haftungsverbund Neu" bezeichnet Elisabeth Bleyleben-Koren als "Meilenstein auf dem
gemeinsamen Weg mit den Sparkassen". 51 der 53 regionalen Sparkassen haben bereits Beschlüsse für
den Beitritt zum Haftungsverbund Neu gefasst. Der wirtschaftliche Zusammenschluss mit 34 Sparkassen ist "rechtlich
bereits durch". "Bevor wir unseren Weg weitergehen, wollen wir auf die 2.Welle warten", so Bleyleben-Koren.
Wie der Weg genau aussieht, so Bleyleben-Koren weiter, "werden wir noch gemeinsam mit den Sparkassen festlegen".
"Eines ist allerdings bereits vorgezeichnet.: Wir wollen gemeinsam mit den Sparkassen die Marktführerschaft,
das heißt die Bank der ersten Wahl, in Österreich werden. Wir werden uns von einem Haftungsverbund zu
einem starken Produktions- und Vertriebsverbund entwickeln. Jeder Sparkassenkunde soll zukünftig auf die Produkte
einer internationalen Großbank zugreifen können, der Kunde soll aber in den regional stark verankerten
Sparkassen betreut werden", so die Österreich-Chefin des Sparkassen-Leitinstituts Erste Bank, Elisabeth
Bleyleben-Koren.
Die Bank näher an den Kunden, der Kunde näher an die Bank: Gründung eines Kundenparlaments
Die Erste Bank Österreich will sich zukünftig noch stärker über Kundenberatung und
Servicequalität vom Mitbewerb unterscheiden. Um das zu erreichen, will die Bank "näher an den Kunden
und den Kunden näher an die Bank bringen". Ein eigenes Kundenparlament soll den Privat- und Firmenkunden
die Mitbestimmung ermöglichen.
Bleyleben-Koren: "Bevor der Kunde mit seinen Füßen abstimmt, soll er es bei uns mit seiner Stimme
tun können. Unser Unterscheidungsmerkmal soll die gute Kundenbetreuung, Beratungs- und Servicequalität
sein."
Die Erste Bank und Sparkassen bilden in Österreich den zweitgrößten Anbieter von Finanzdienstleistungen.
Rund 15.000 Mitarbeiter betreuen in knapp 1.000 Filialen 2,8 Millionen Kunden. Ihr Marktanteil im heimischen Retailgeschäft
beträgt rund 20 Prozent.
Die Erste Group ist einer der führenden Finanzdienstleister in Zentral- und Osteuropa. Über 52.000 Mitarbeiter
betreuen mehr als 16 Millionen Kunden in 2.800 Filialen in 8 Ländern. Die Bilanzsumme der Erste Group betrug
per 30. September 2007 201 Milliarden Euro. Die Bank erwirtschaftete in den ersten drei Quartalen 2007 einen Nettogewinn
von 838 Millionen Euro, der ROE lag bei 13,5 Prozent. |