WKÖ-Wirtschaftsbarometer prognostiziert 2,8 % BIP-Wachstum für 2008 – Energie- und Rohstoffpreise,
fallender Dollar und Auswirkungen der US-Finanzkrise als Risiko-Faktoren
Wien (pwk) - „Während Europa beim Wirtschaftswachstum für 2008 um den 2er vor dem Komma
kämpft, bemüht sich Österreich um den 3er.“ So skizziert WKÖ-Präsident Leitl die aktuelle
Konjunkturlage der heimischen Wirtschaft aufgrund des WKÖ-Wirtschaftsbarometers (WBA), dem die Meinung von
rund 13.000 Unternehmen in Österreich als Datenbasis zugrunde liegt. „Die Wirtschaft ist zwar nicht mehr ganz
so optimistisch wie im Vorjahr, aber dennoch guter Stimmung, sodass wir von einem Wirtschaftswachstum von 2,8 Prozent
für 2008 ausgehen“, zeigte sich WKÖ-Präsident Christoph Leitl heute, Donnerstag, bei der WBA-Präsentation
überzeugt. Mit gemeinsamen Anstrengungen und wenn alle Faktoren stimmen, könnte mit ein wenig Rückenwind
sogar der 3er vor dem Komma erreicht werden, was dreimal hintereinander eine wahre Erfolgsstory für Österreich
darstellen würde. Auch voriges Jahr zeigte die WKÖ Optimismus aber auch Treffsicherheit bei Ihrer Wachstumsprognose:
Während die Wirtschaftsforscher damals 2,5 Prozent prognostizierten, lag das WBA mit 3 Prozent deutlich darüber.
„Tatsache ist, das wir heuer mindestens 3,3 Prozent erreichen werden“, freute sich Leitl über das gute Ergebnis.
Das Umfeld von Prognosen sei allerdings schwieriger geworden, betonte Leitl und zeigte auch Risikofaktoren für
2008 auf, welche das Wachstum noch beeinträchtigen könnten: „Eine weitere Zunahme der Energie- und Rohstoffpreise,
ein fallender Dollar oder ein Wirtschaftseinbruch in den USA aufgrund der Finanz- und Immobilienkrise sind internationale
Unsicherheiten, die das kommende Jahr entsprechend beeinflussen können.“ Auch höhere Lohnnebenkosten
und Löhne sowie eine Normalisierung der bislang sehr guten Auftragslage würden die Gewinnsituation vermindern.
Anders als heuer sieht das WBA 2008 vor allem Klein- und Mittelbetriebe und Dienstleistungen als die dynamischen
Kräfte, während die Industrie stabil bleibt und die Exportwirtschaft sich etwas weniger dynamisch als
im Vorjahr entwickeln werde.
Neben Risiken gibt es nächstes Jahr auch positive Faktoren für Österreichs Wirtschaft: Die EURO
2008 werde unserem Land gut tun und etwa im Tourismus nicht nur Einmaleffekte sondern auch nachhaltige Belebung
bringen, rechnet Leitl. „Wir freuen uns auch über Schengen-Neu, wodurch ein großer Wirtschaftsraum einen
freien Verkehrsraum erhält, der die allgemeine Dynamik vor allem mit Mittel-, Ost- und Südosteuropa weiter
fördert.“ Die Wirtschaft hoffe, dass die hohen Lohnsteigerungen in diesem Herbst 2008 auch der Kaufkraft Impulse
verleihen werden. Keinesfalls dürfe es zu einer Situation „Strom und Progression frisst Lohn“ kommen, dann
wären die KV-Abschlüsse gleich wieder verspielt, warnt der WKÖ-Präsident.
„Wie beim Fußballtraining darf man in erfolgreichen Zeiten auch in der Wirtschaft und Politik nicht das Training
einschränken“, sprach sich Leitl für ein konsequentes Arbeiten an der Qualität des Wirtschaftsstandorts
Österreich aus. Österreich führe zwar noch beim DACH-Reformbarometer, wo Deutschland, Österreich
und die Schweiz verglichen werden, „aber wir befinden uns in ständigem Wettbewerb“. Positiv sei für den
Standort die Abschaffung von Erbschafts- und Schenkungssteuer sowie das In-Kraft-Treten der Arbeitszeit-Flexibilisierung.
Auch eine qualifizierte Zuwanderung nach Kriterien des Arbeitsmarktes parallel zu massiven Qualifikationsmaßnahmen
für Inländer sei für Österreich lebenswichtig und zukunftsentscheidend. „Der Wettkampf um die
besten Köpfe hat bereits begonnen“, so Leitl und fordert daher rasches Handeln. Als weiteren wichtigen Bereich
nannte er die Reform des Bildungswesens, wo Österreich insbesondere bei der beruflichen Aus- und Weiterbildung
noch deutlichen Handlungsbedarf habe, um an die notwendige Spitze zu gelangen. In Anspielung an das PISA-Ergebnis
sagte Leitl: „Österreich darf nicht im Mittelfeld bleiben, sondern muss sich deutlich verbessern.“ Und schließlich
müssten im Zuge einer Verwaltungs- und Gesundheitsreform, die diesen Namen auch verdiene, Doppelgleisigkeiten
beseitigt und schlanke, effiziente Systeme erreicht werden.
„2009 wird über die nächste Steuerreform entschieden. Wir müssen und werden 2008 - trotz nationaler
und internationaler Risikofaktoren - eine positive Ausgangsbasis dafür schaffen und unseren Weg in Richtung
mehr Wachstum und Beschäftigung weiter fortsetzen“, schloss Leitl seinen vorsichtig optimistischen Ausblick
auf das neue Wirtschaftsjahr. |