Österreich steuert derzeit auf Überlieferung zu
Wien (bmlfuw/aiz) - Die Milchanlieferungen an die Molkereien in der EU bewegen sich bereits seit
Mai unter dem Vorjahresniveau und sind im September und Oktober saisonal bedingt weiter zurückgegangen. Im
Kalenderjahr 2007 werden voraussichtlich nur 200.000 bis 300.000 t mehr Milch angeliefert werden als im Vorjahr,
teilt die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) in Bonn mit.
Die expansiven Anlieferungen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres und die erneute Quotenaufstockung hatten
ursprünglich einen stärkeren Anstieg der Milchmenge erwarten lassen. Besonders deutlich ist das Milchaufkommen
zuletzt in Großbritannien gesunken, weiters in Schweden und in Polen.
Steigende Milchpreise könnten Produktion wieder ankurbeln
Wenn der saisonale Tiefpunkt der Milchanlieferung durchschritten ist, könnten durchaus wieder expansivere
Tendenzen vorherrschen, betonen die ZMP-Experten. Zum einen dürften die in fast allen Mitgliedstaaten steigenden
Milchpreise einen Anreiz bieten, die Produktion auszuweiten. Außerdem bieten auch die Quoten in einer Reihe
von Mitgliedstaaten Spielräume, mehr Milch abzuliefern.
Im Milchjahr 2006/07 wurde die Gesamtheit der Quoten in der EU um 1,9 Mio. t unterliefert. Dies entspricht 1,6%
der gesamten Referenzmenge. Von April bis September 2007 sind in den Ländern der ehemaligen EU-25 rund 400.000
t weniger Milch angeliefert worden als im Vorjahreszeitraum, obwohl die Quoten in elf Mitgliedstaaten erneut um
0,5% angehoben worden waren.
Von der Europäischen Kommission liegt inzwischen ein Vorschlag vor, die Quoten in allen Mitgliedstaaten ab
April 2008 um 2% anzuheben, um damit auch einen Übergang zur endgültigen Abschaffung der Quoten 2014/15
zu schaffen. Eine Entscheidung des europäischen Rates über diesen Vorschlag wird im Frühjahr 2008
erwartet. Mehrere Länder sind gegen diesen Vorschlag. Österreich schlägt stattdessen flexiblere
Maßnahmen zur Produktionssteuerung vor.
Österreichische Milchquoten dürften 2007/08 um 40.000 t überschritten werden
Die österreichischen Bauern steuern im laufenden Milchquotenjahr 2007/08 weiterhin auf eine Überlieferung
ihrer Referenzmengen zu. Sie haben zwar heuer um 1% weniger Milch an die Molkereien geliefert als im Vorjahr, im
Oktober machte das Minus sogar 2,9% aus. Die Anlieferungsquoten wurden dennoch erneut überschritten, und zwar
bisher um knapp 16.000 t. Für das gesamte Quotenjahr rechnet die Agrarmarkt Austria derzeit mit einer Überschreitung
um etwa 40.000 t. Dies hätte für die Überlieferer eine Zusatzabgabe von rund EUR 11 Mio. zur Folge.
Zum Vergleich: Im Quotenjahr 2006/07 war für eine doppelt so hohe Überlieferung von 86.642 t eine "Superabgabe"
von EUR 24,7 Mio. zu zahlen.
Aus den jüngsten Berechnungen der AMA geht aber auch hervor, dass die aktuelle Quoten-Überlieferung nur
durch den höheren Fettgehalt der angelieferten Milch zustande kommt. Ohne diesen "Fettkorrekturfaktor"
würde die Molkereianlieferung im Berechnungs-Zeitraum (April bis Anfang November 2007) um etwa 28.000 t unter
der Quotenlinie liegen. Dieser Umstand erklärt auch, warum Österreich statt der von der EU vorgeschlagenen
Milchquotenerhöhung eher dafür eintritt, dass die Zusatzabgabe wegen Quotenüberschreitung verringert
beziehungsweise die Fettkorrektur auf null gestellt wird. |