Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und UN Sprecher Kemal Dervis präsentierten den jüngsten
UNDP-Bericht mit Schwerpunkt Klimawandel
Wien (bpd) - "Der Kampf gegen die Armut in der Welt muss heute ein Kampf gegen den Klimawandel
sein!" betonte UN-Sprecher Kemal am 03.12. bei der Vorstellung des "Berichts über die menschliche
Entwicklung 2007/2008" der Vereinten Nationen (UNDP) im Bundeskanzleramt. Denn der Klimawandel treffe schon
heute die Ärmsten am stärksten.
Es sei klar, so Dervis, dass die erforderlichen Politikkonzepte hohe Kosten mit sich brächten, "aber
sie sind die beste Versicherung gegen spätere, noch höhere Verluste." Denn die industrialisierte
Welt müsse nicht nur Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel sein, sie müsse auch die Schwellen- und
Entwicklungsländer in ihren Bemühungen um den Klimaschutz finanziell unterstützen. Bereits heute
spürten nämlich gerade die ärmsten Teile der Welt die Folgen des Klimawandels am stärksten:
Dürren, Überflutungen, Seuchen und Stürme seien dort alltäglich geworden, notwendige Anpassungen
könnten sich die Entwicklungsländer aber nicht leisten. "Wir haben nur eine Welt!" mahnte Dervis,
"Das Zeitfenster ist noch offen, aber nicht mehr lange."
Bundeskanzler Gusenbauer bekräftigte, dass solidarisches Handeln dringend notwendig sei. "Politiker müssen
Anwälte des globalen Gemeinwohls werden!". Es genüge nicht, allein in Europa tätig zu werden
"Wir produzieren 14 Prozent der Emissionen, die USA und China zusammen aber 50 Prozent!" Daher müsse
man gerade die Schwellenländer durch Technologietransfer unterstützen. "Wir brauchen einen Quantensprung
in der Entwicklung, denn solange Verschmutzung billig ist, gibt es keinen Anreiz für neue Technologien!".
Zudem werde Österreich bis 2010 seinen Beitrag zur Entwicklungshilfe auf 0,51 Prozent des BIP erhöhen.
Kritische Worte fand der Kanzler zur österreichischen Situation. Die EU 15 würden bis 2012 das Kyoto-Ziel
erreichen, doch Österreich weiche in hohem Maße ab. "Das heißt, wir müssen unser Tempo
erhöhen!" Österreich müsse die Energie-Effizienz steigern und technologische Innovationen fördern,
Österreich müsse Energie sparen - "Zur Zeit verpuffen etwa 50 Prozent unserer Heizenergie. Wir müssen
daher die Wohnbauförderung umkrempeln!", so Gusenbauer. "Doch das allergrößte Problem
haben wir mit dem Verkehr!" Der Ausstoß habe sich europaweit seit 1990 um 21 Prozent erhöht, in
Österreich aber um 91 Prozent. Gusenbauers Lösungsansatz: Massiver Ausbau des öffentlichen Verkehrs:
"Wir müssen nicht nur in wunderbare Langstrecken investieren, sondern in den Nahverkehr, insbesondere
in den urbanen und suburbanen Nahverkehr!" Diese Lösung sei auch sozial verträglich, wenn heute
Mobilität von allen gefordert wird.
"Der Klimawandel ist begrenzbar und vermeidbar!" betonte Gusenbauer abschließend. Er hoffe, dass
die UN-Klimaschutzkonferenz in Bali nun weitreichende Ergebnisse bringe "denn der Kampf gegen den Klimawandel
ist nur mit gemeinsamer Anstrengung und globaler Solidarität zu gewinnen!" |