Schmied:
"Fühle mich im eingeschlagenen Reformweg bestärkt"
Bildungsministerin setzt auf individuelle Förderung, kleinere Klassen und Bildungsstandards
Wien (sk) - Durch die jüngsten PISA- und PIRLS-Ergebnisse "fühle ich mich im eingeschlagenen
Reformweg bestärkt", auch weiterhin Maßnahmen zur Forcierung der individuellen Förderung zu
setzen, so Bildungsministerin Claudia Schmied Abend des 10.12. bei der Diskussion "PISA & PIRLS - Die
Ergebnisse der neuesten Schülerleistungsvergleiche und ihre Auswirkungen auf die österreichische Bildungspolitik".
Zudem sei mehr in die Bildungsqualität zu investieren, so Schmied, die hier auch auf die "konsequente
Fortführung des Projekts kleinere Schulklassen" verwies. Das neu gegründete Bundesinstitut für
Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung (BIFIE) sei zudem mit der Implementierung von Bildungsstandards und
der Erstellung eines Nationalen Bildungsberichts beauftragt, nannte Schmied weitere wichtige bildungspolitische
Maßnahmen.
Sie nehme die internationalen Studien PIRLS & PISA "sehr ernst", so Schmied, die angesichts der unterdurchschnittlichen
Leseleistung österreichischer SchülerInnen klarmachte, dass "Lesen der Schlüssel zu Bildung,
Beschäftigungsfähigkeit und auch zu einer gelungenen Integration ist". Daher komme dem mit Beginn
2008 startenden verpflichtenden Kindergartenjahr für Kinder mit Sprachdefiziten besondere Bedeutung zu. Den
relativ hohen Anteil an so genannten "RisikoschülerInnen" bezeichnete Schmied als "erschreckend",
schließlich würden hier "viele Schüler zurückgelassen". Schmieds Schlussfolgerung:
"Wir müssen hier mehr fördern und an der Spitze mehr fordern".
Handlungsbedarf ortete die Bildungsministerin auch im Zusammenhang mit dem nachgewiesenen Umstand, dass die "familiäre
Herkunft ganz maßgeblich den Bildungserfolg bestimmt". Hier brauche es dringend Maßnahmen in Richtung
"Chancengerechtigkeit", so Schmied, die hier auf Maßnahmen wie verstärkte Frühförderung
sowie einen "Ausbau besserer ganztägiger Schulangebote zur Leistungsförderung" verwies. Aber
auch die Modellversuche zur Neuen Mittelschule würden als "angewandte Bildungsinnovation" neue und
wichtige Erkenntnisse bringen, zeigte sich Schmied überzeugt. Erfreulich sei, dass Österreichs SchülerInnen
bei den Naturwissenschaften über dem OECD-Schnitt rangieren - offenbar ein Erfolg neuer didaktischer Maßnahmen,
wie etwa dem IMST-Programm (Innovationen machen Schulen top). Dass Österreichs SchülerInnen nur eine
sehr geringe Motivation hinsichtlich naturwissenschaftlicher Berufe aufweisen, "stimmt allerdings nachdenklich",
so Schmied mit Blick auf weiteren Optimierungsbedarf.
Paradigmenwechsel in Lernkultur erforderlich - BIFIE soll Bildungsstandards implementieren
Es brauche einen "Paradigmenwechsel in der Lern-, Lehr- und Prüfkultur", bekräftigte
Schmied bei der Diskussion, an der unter der Moderation von Kurt Kremzar (AK Wien) auch PISA-Koordinator Günter
Haider teilnahm. Hier sei die Implementierung von Bildungsstandards durch das neu geschaffene BIFIE ein weiterer
zentraler Schritt in die richtige Richtung, so Schmied, die hier auf Qualitätshebung, Feedbackmöglichkeiten
sowie Stärkung von Selbststeuerungsmöglichkeiten verwies. Das BIFIE werde als wichtiges Kompetenzzentrum
für eine faktenbasierte Bildungspolitik zudem einen "Nationalen Bildungsberichts" erstellen - für
Schmied eine weitere Maßnahme, die zur "Objektivierung der bildungspolitischen Debatte" beitragen
werde.
Bei Schulgipfel über Verbesserungen nachdenken
Klar sind auch Schmieds Erwartungen an den kommenden großen Schulgipfel, an dem Sozial-, und Schulpartner,
die parlamentarischen Bildungssprecher, Bundesländervertreter, Bildungsexperten und natürlich auch LehrerInnen
teilnehmen: "Denken wir gemeinsam über Verbesserungen im Sinne unserer Kinder nach, anstatt Energie ins
Verhindern zu stecken", so Schmieds Appell. Die Bildungsministerin bedankte sich weiters ausdrücklich
bei PISA-Koordinator Günter Haider und seinem Team für die gute und äußerst engagierte Arbeit.
Günter Haider plädiert für spätere Bildungslaufbahnentscheidung
Günter Haider, Leiter des Projektzentrums für Vergleichende Bildungsforschung (ZVB), präsentierte
vor rund 200 interessierten ZuhörerInnen sehr detailliert die wichtigsten Resultate des PISA- und PIRLS-Test.
Einmal mehr plädierte Haider dabei für eine Verlegung der Bildungslaufbahnentscheidung nach hinten. Ebenso
wie Arbeiterkammerpräsident Herbert Tumpel, der die Eröffnungsworte sprach, verwies auch Haider auf die
zentrale Bedeutung von Bildung und Qualifikation hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit. Die Devise müsse
daher lauten: "Wir müssen fördern, fördern, fördern", so Haider abschließend.
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Hahn: Schulabschluss ist Schlüssel zum beruflichen Erfolg
Wissenschaftsminister unterstreicht bei Bundesrats-Enquete Wert der Bildung
Wien (bmwf) - "Die Chancen am Arbeitsmarkt hängen in der Wissensgesellschaft immer stärker
am Bildungsabschluss", sagte Wissenschaftsminister Johannes Hahn in seiner Rede bei der Enquete des Bundesrats
"Bildung - Beruf - Wirtschaft - Mehr Chancen für alle". 81 % der österreichischen Erwerbsgesellschaft
verfügen über einen Sekundarabschluss. Damit liegt Österreich deutlich über dem OECD-Schnitt
von 68 %. "Es muss das Anliegen einer verantwortungsvollen Bildungspolitik sein, diesen Anteil in den nächsten
Jahren zu steigern", betonte Hahn.
Die Österreichischen Bemühungen im Ausbau des tertiären Sektors zeigen Wirkung. Die Absolventenzahlen
sind im Zeitraum 2001 bis 2006 von 19.100 auf 27.100 Studierende oder um rund 42% gestiegen. Bei den Erstzugelassenen
ist ein Zuwachs von 38 % im Zeitraum von 2001 bis 2006 zu verzeichnen, im Wintersemester 2007 ist Zahl der Erstzugelassenen
an Universitäten erneut um 2,5% auf 34.300 gestiegen. Dieser Entwicklung Rechnung tragend erhalten die Universitäten
in der laufenden Leistungsvereinbarungsperiode 525 Mio. Euro zusätzlich ins Budget; weitere 500 Mio. Euro
stehen für eine Generalsanierungsoffensive zur Verfügung. "Die Wettbewerbschancen Österreichs
liegen in hohem Maße an der Bildung und der Innovationskraft der Wissenschaften", meinte Minister Hahn
abschließend. |
Brosz: Modellversuche sind kein Sparmodell
Schmied muss zusätzliche Mittel für Neue Mittelschule zur Verfügung stellen
Wien (grüne) - "Unterrichtsministerin Schmied und der Vorsitzende der ExpertInnenkommission
Bernd Schilcher müssen Eltern und LehrerInnen zusätzliche Ressourcen für die Modellversuche zur
Verfügung stellen. Jetzt wird der Geldhahn wieder zugedreht. Unter Gehrer wurde unter Protest der SPÖ
gespart, was das Zeug hielt. Jetzt erklärt Schmied entgegen vorherigen Versprechungen, dass der Bund nicht
mehr bezahlt. Damit setzt sie den Gehrer-Sparkurs fort," so der Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz.
"Schmied hat die Modellversuche als Leuchttürme der neuen Bildung dargestellt, jetzt will sie nicht einmal
die Beleuchtungskosten übernehmen."
"Die Modellversuche müssen besseren Unterricht, individuelle Förderung, Chancengerechtigkeit und
Begabungsförderung ermöglichen, das kann ohne entsprechende Finanzierung nicht gelingen. Eine Finanzierung
aus dem Landesbudget ist zwar für steirischen Schulen erfreulich, löst aber die Probleme nicht. Die Versuche
können nicht evaluiert werden, wenn sie von Land zu Land unterschiedlich ausgestattet sind. Niemand garantiert,
dass die Länder für die gesamte Dauer der Versuche zusäztliche Mittel zur Verfügung stellen",
so Brosz. |