Österreichs Industrie überflügelt Euroraum, Weltmarktanteil gehalten – Österreich
durch Exportstruktur und Euroeinführung besser gegen Dollarschwäche geschützt
Wien (ba-ca) - Der Konjunkturindikator der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) konnte im November
wieder leicht auf 4,1 steigen (Oktober 4,0). "Der zumindest vorläufige Stopp des Stimmungsrückganges
bestätigt uns in unserer Erwartung, dass die Abschwächung der Konjunktur 2008 nicht sehr stark ausfällt",
sagt Regina Prehofer, BA-CA Vorstand für das Firmenkundengeschäft.
Allerdings ändert dies nichts an der Tatsache, dass die Stimmung ihren Höhepunkt im Sommer bereits überschritten
hat. Dies ist angesichts der starken Entwicklung der letzten Jahre auch nicht überraschend gekommen. Besonders
Österreichs Industrie konnte seit der Konjunkturschwäche 2003 eine beachtliche Performance bieten, das
Wachstum lag mit 24 Prozent mehr als doppelt so hoch wie im Euroraumdurchschnitt von 11 Prozent und auch höher
als jenes von Deutschland mit 21 Prozent. Wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hatten die Exporte, die in diesem
Zeitraum um 40 Prozent stiegen. Im Euroraum nahmen die Exporte um 35 Prozent zu. "Österreichs Industrie
konnte vom starken Exportboom der letzten Jahre deutlich stärker profitieren als die meisten Länder des
Euroraums", so Prehofer.
Österreich kann Weltmarktanteil halten
Österreichs Industrie konnte dabei seit 2003 seinen Weltmarktanteil von 1,1 Prozent knapp halten,
während im selben Zeitraum die Eurozone einen Rückgang ihres Weltmarktanteils um fast 2 Prozentpunkte
auf 28 Prozent hinnehmen mußte. Der Weltmarktanteil Österreichs von 1,1 Prozent ist umso höher
zu bewerten, als Österreich lediglich 0,1 Prozent der Weltbevölkerung und 0,5 Prozent der Weltproduktion
aufweist. "Mit nur einer Promille Anteil an der Weltbevölkerung und einem Weltwirtschaftsanteil von nur
0,5 Prozent schafft es Österreichs Industrie, in manchen Branchen Weltmarktanteile von über 5 Prozent
zu erreichen", so Prehofer. Bei alkoholfreien Getränken und Schienen sind es sogar über 10 Prozent.
Noch immer beachtliche 3 bis 4 Prozent beträgt Österreichs Anteil in so wichtigen Branchen wie Motoren
und Spezialmaschinen.
Zwar sind die Nachbarländer die wichtigsten Abnehmer, dennoch hat Österreichs Industrie auch in fernen
Destinationen beachtliche Exporterfolge. So konnte Österreich seinen Marktanteil in den USA erhöhen,
in den Boomregionen Asiens und des Nahen Ostens halten. Marktanteilsgewinne gab es im Übrigen auch bei unserem
weiterhin wichtigsten Handelspartner, Deutschland. Diese Erfolge sind angesichts des starken Euros, der auch Österreichs
Export belastet, umso bemerkenswerter. Allerdings ist Österreichs Wirtschaft zumindest gegen die direkten
Effekte des schwachen Dollar besser geschützt als andere Euroraummitglieder. "Obwohl der Euro gegenüber
dem Dollar seit 2005 um 18 Prozent aufgewertet hat, ist der exportgewichtete Wechselkurs für Österreich
nur um 2,4 Prozent gestiegen", sagt Prehofer. Die meisten anderen Länder des Euroraumes mussten stärkere
Anstiege hinnehmen. Dafür gibt es nach Meinung der BA-CA zwei Gründe: Zum einen die Struktur unseres
Außenhandels, aber auch die Fixierung des Wechselkurses zu einigen wichtigen Exportpartnern durch die Euroeinführung
1999. "Mitte der 90er Jahre, als der Dollar ähnlich stark abwertete wie derzeit, musste Österreichs
Industrie einen exportgewichteten Anstieg des Wechselkurses von über 12 Prozent verkraften", resümiert
Prehofer. Grund war damals die Abwertung anderer europäischer Währungen, allen voran die Lira. Die indirekten
Effekte des schwachen Dollars, die den gesamten Standort Europa treffen, belasten jedoch auch Österreich.
Hinsichtlich der direkten Auswirkungen der Subprimekreditkrise auf Österreichs Bankkunden ist die BA-CA optimistisch.
"Österreichs Banken haben den starken Anstieg der Geldmarktzinsen nicht voll in den Kreditzinsen weitergegeben,
Das Kreditwachstum, vor allem bei Firmenkrediten, hat sich in den letzten Monaten sogar beschleunigt", so
Prehofer. Der starke Anstieg des Einlagenwachstums auf 10 Prozent ist nach Ansicht der BA-CA zwar vor allem auf
die gestiegenen Zinsen und die Umschichtungen der Veranlagung zurückzuführen, gleichzeitig ist es aber
auch ein Zeichen des Vertrauens in Österreichs Banken.
Österreichs Banken werden damit auch 2008 die Entwicklung der österreichischen Wirtschaft positiv unterstützen,
allen voran die Investitionen, auch wenn deren Wachstum konjunkturbedingt sich von den sehr hohen 5 Prozent auf
rund 3 Prozent abschwächen wird. Einen Einbruch erwartet die BA-CA nicht, dagegen spricht die weiterhin sehr
hohe Kapazitätsauslastung von 85 Prozent.
Inflation wird nach hohen Werten zu Jahresbeginn sinken, Konsum wird sich beleben
Bei der Inflation sehen die Ökonomen der BA-CA derzeit noch keine Entwarnung, allerdings sollte nach dem April
2008 die Inflationsrate wieder deutlich zurückgehen. "Wir erwarten bei den Energiepreisen nach 2,7 Prozent
2007 einen Anstieg auf 3,2 Prozent. Bei den Nahrungsmittelpreisen rechnen wir jedoch mit einem Rückgang des
Preisanstieges von 3,9 auf 2,9 Prozent 2008. Insgesamt dürfte damit die Inflation im Durchschnitt von 2008
bei 2 Prozent und damit knapp unter den 2,1 Prozent von 2007 liegen", meint Marianne Kager, Chefvolkswirtin
der BA-CA. Der Arbeitsmarkt sollte sich nach Meinung der BA-CA Ökonomen auch 2008 positiv entwickeln, allerdings
verliert das Beschäftigungswachstum etwas an Schwung. Es wird von 1,8 Prozent heuer auf 1 Prozent zurückgehen,
der Rückgang der Arbeitslosenquote wird sich von 0,6 Prozentpunkten heuer auf 0,3 Prozentpunkte 2008 halbieren.
Trotzdem fällt die Arbeitslosenquote zum ersten Mal seit 2001 unter 6 Prozent auf 5,9 Prozent im Jahresdurchschnitt.
Trotz der weiterhin verhaltenen Entwicklung des Einzelhandels erwarten die Ökonomen der BA-CA für 2008
eine deutliche Verbesserung beim privaten Konsum. "Allen Enttäuschungen der letzten Jahre zum Trotz sind
wir aufgrund der guten Arbeitsmarktsituation, der Lohn- und Pensionsabschlüsse und der im Jahresverlauf sinkenden
Inflation optimistisch für den Privaten Konsum", so Kager. Die Ökonomen der BA-CA gehen dabei auch
von einer leicht sinkenden Sparquote aus. Die Neuveranlagung der Österreicher wird dennoch mit rund 17 Milliarden
Euro nur knapp unter dem Wert der vergangenen Jahre liegen.
Der Konsum wird damit 2008 zum Teil einen Ausgleich für die sich verschlechternden internationalen Rahmenbedingungen
bieten, die direkt rund 0,7 Prozentpunkte Wachstum kosten.. Insgesamt rechnen die Ökonomen der BA-CA mit 2,3
Prozent Wachstum 2008, nach 3,3 Prozent heuer. Die Risken für 2008 sind jedoch weiterhin hoch und reichen
von einer stärkeren Abschwächung in den USA als Folge der Subprimekreditkrise, einer sich daraus ergebenden
stärkeren Abschwächung im Euroraum bis zu einem starken Anstieg des Euro gegenüber dem Dollar. Aber
auch bei deutlich schlechteren Rahmenbedingungen rechnet die BA-CA mit keiner Rezession. "Selbst wenn das
US-Wachstum auf 0,7 Prozent, das Euroraumwachstum auf 1 Prozent fällt und der Euro gegen den Dollar auf 1,60
steigt, dürfte sich für Österreich ein Wachstum von knapp über 1 Prozent 2008 ausgehen",
meint Marianne Kager. |