Schönborn: "Vor der Wahrheit brauchen wir keine Angst zu haben"   

erstellt am
18. 12. 07

Die Resignation gegenüber der Wahrheit sei der Kern der Krise Europas, erklärte der Wiener Erzbischof.
Wien (kath.net / pew) - Die untrennbare Verbindung von Wissenschaft und Wahrheit hat Kardinal Christoph Schönborn am 15.12. im Wiener Erzbischöflichen Palais bei der Verleihung der diesjährigen Kardinal-Innitzer-Preise betont. Wenn die Kirche Wissenschaftspreise vergebe, dann wolle sie damit ausdrücken, „dass wir vor der Wahrheit keine Angst zu haben brauchen“, weil „Wahrheit durch die innere Kraft ihrer Argumente überzeugt“, so Schönborn in seiner Ansprache.

Wo es historisch Konflikte zwischen Wissenschaft und Kirche gegeben habe, da seien oft beidseitig „Grenzüberschreitungen“ erfolgt, betonte der Kardinal. Die Bilder von Jesus als Kind und Jesus am Kreuz zeigten, dass sich Wahrheit nicht mit äußerer Macht durchsetzt, sondern aus der „inneren Kraft ihrer Argumente“, so der Wiener Erzbischof.

Der Papst habe am 8. September bei der Festmesse zum 850-Jahr-Jubiläum von Mariazell die entscheidende Bedeutung der Wahrheit betont, erinnerte Kardinal Schönborn. Es gebe eine verbreitete Haltung der Resignation, „die den Menschen als der Wahrheit unfähig ansieht“, zitierte er Papst Benedikt XVI. Diese Resignation der Wahrheit gegenüber sei auch der Kern der Krise Europas.

Wenn es Wahrheit für den Menschen nicht gebe, dann könne er letztlich auch nicht Gut und Böse unterscheiden. Dann würden auch die „großen und großartigen Erkenntnisse der Wissenschaft zweischneidig“; sie könnten bedeutende Möglichkeiten zum Guten, zum Heil des Menschen sein, sie könnten aber auch zu furchtbaren Bedrohungen, zur Zerstörung des Menschen und der Welt werden.

Mit dem Großen Kardinal-Innitzer-Preis wurde der Wiener Zivilrechtler Professor Franz Bydlinski ausgezeichnet. Er lehrte lange Jahre Zivilrecht und Juristische Methodenlehre an der Universität Wien und war Vorstand des Instituts für Zivilrecht. Er hatte mehrfach schwere Bedenken gegen die Tendenzen zur Legalisierung der aktiven Sterbehilfe geäußert und den fundamentalen Rang des Lebensschutzes herausgearbeitet.
 
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