Graz (universität) - Bislang hatte man zwei Möglichkeiten, seine Weihnachtkipferl nach Vanille
schmecken zu lassen: Entweder man nahm teure Vanilleschoten – oder man verwendete künstliches Vanille-Aroma,
für dessen Herstellung Erdöl verwendet wird. Ein ForscherInnen-Team der Karl-Franzens-Universität
Graz ist jetzt auf eine dritte Möglichkeit gestoßen: Die ChemikerInnen fanden heraus, wie sich Vanillin
umweltfreundlich, biologisch und vor allem einfach herstellen lässt – und zudem auch noch vollkommen
gleich wie ursprüngliche Vanille schmeckt.
„Wir sind durch Zufall auf unsere Erfindung gestoßen“, sagt Ao.Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kroutil vom Institut
für Chemie der Uni Graz, bescheiden. Gemeinsam mit drei jungen ForscherInnen – zwei Dissertanten aus Spanien
und Italien sowie einer Post-Doc-Stipendiatin aus Österreich – gelang es ihm, die Produktion von Vanillin
komplett „umzumodeln“: „Wir fanden eine Alternative für ein gängiges chemischen Verfahren, das nur unter
extrem gefährlichen Bedingungen – Ozon, explosiver Wasserstoff, organische Lösungsmittel und eine Temperatur
von minus 78 Grad Celsius – in Spezialapparaturen abgelaufen ist“, sagt Kroutil. Die neu entdeckte Methode macht
dies einfach: „Wir brauchen lediglich ein wässriges Milieu, einen Biokatalysator, Luftsauerstoff und Raumtemperatur.
Und der Vorgang kann in jedem Gefäß und in jeder Umgebung vollzogen werden“, sagt der 35-Jährige.
Dieses Verfahren wurde jetzt auch für die Herstellung von Vanillin angewendet – theoretisch ließe sich
daher der Aromastoff somit auch in der eigenen Küche herstellen.
Das Interessante dabei: Das dabei entstehende Vanillin ist ein natürlicher Aromastoff, dessen Molekül
völlig gleich aussieht wie jenes in der Vanilleschote. Hergestellt wird es aus einer sogenannten natürlichen
Aroma-Vorstufe, der Ferulasäure, die man beispielsweise in Weizenkleie oder Maispflanzen findet. „Die Säure
wird dann nach einer Vorbehandlung mit einem Biokatalysator versetzt, der in ganz gewöhnlichem Meerrettich,
dem Kren, zu finden ist. Das Ergebnis daraus ist ‚natürliches’ Vanillin.“
Vorteilhaft an der neuen Methode ist vor allem die Umweltverträglichkeit: „Weniger Energie für Kühlung,
kaum Lösungsmittel, kein Ozon“, zählt Kroutil auf. „Damit gehen wir weg von der so genannten, Schlotchemie’
und beschreiten umweltfreundliche Wege zu einer grünen Chemie.“ Auch auf den Preis wirkt sich dies aus: „Das
Vanillekipferl wird davon vermutlich nicht billiger – aber im Großhandel sollte die günstigere Methode
schon spürbar sein.“ Die aws (die Förderbank der Republik Österreich) unterstützt die Universität
als Eigentümerin bei der Suche nach wirtschaftlichen Verwertungsmöglichkeiten der „grünen Ozonisierung“
und begleitet die Erfinder und die Universität in Lizenzverhandlungen. Interesse seitens der Industrie ist
auf jeden Fall vorhanden: „Wir haben ein Patent für unsere Erfindung hinterlegt – und sämtliche großen
Aromaproduzenten haben bereits Interesse daran bekundet“, freuen sich die Forscher. |