Freising (idw) - Die nahezu fettfreie Wurst kommt jetzt bei EDEKA Südbayern ins Kühlregal. Gemeinsam
ist es einem Metzgermeister aus Mindelheim und Fraunhofer-Wissenschaftlern gelungen schmackhafte Wurstsorten mit
nur zwei bis drei Prozent Fettanteil herzustellen.
Der Metzger Josef Pointner aus Mindelheim hatte die Idee zur fettarmen Wurst "Bierschinken, Leberkäse
oder Weißwurst mit wenig Fett fehlten bisher auf dem Markt. Bei der Herstellung dieser Wurstwaren hatte ich
jedoch nur zum Teil Erfolg", sagt Pointner. Die Fraunhofer- Wissenschaftler konnten helfen. Die Kunst ist
es, das Fett in der Wurst durch Proteine zu ersetzen. Damit das gelingt, müssen sich die Proteine des Fleischs
stärker vernetzen, also ihre Struktur so auffalten, dass möglichst viel Wasser gebunden wird.
"Dreh- und Angelpunkt ist der Kutter, eine Schüssel, die um scharfe, rotierende Messer kreist. In ihr
kommen die Zutaten zusammen: mageres Fleisch, Gewürze und Eis. Bei herkömmlichen Kuttern entstehen an
den Messern Temperaturspitzen von bis zu 75 Grad Celsius. Das führt zu einer Denaturierung der Proteine. Sie
bilden unerwünschte kleine Klümpchen im Brät und verlieren teilweise die Fähigkeit, Wasser
zu binden", erklärt Dr. Peter Eisner vom Fraunhofer-Institut für Verfahrens- und Verpackungstechnik
IVV. In der institutseigenen Wurstküche wurde eine Reihe von Versuchen gefahren, um den idealen Fettgehalt
und die richtige Konsistenz des Bräts zu erreichen. "Der Trick ist, die Temperatur zu kontrollieren und
Kuttermesser sowie Brät immer wieder zu kühlen. Dabei kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an: Nur einen
Moment zu spät, dann werden die Messer heiß", verrät Eisner. Auf das Herstellungsverfahren
halten Fraunhofer und Josef Pointner das Patent. Ab Mitte Januar 2008 ist die fettarme Wurst "VielLeicht"
bei EDEKA Südbayern erhältlich.
Knackige Wiener, saftige Bierschinken und Co. sind sehr beliebt: Etwa 1,5 Mio Tonnen Wurstwaren essen die Deutschen
im Jahr. Zweidrittel davon sind Brüh- und Kochwürste. Doch diese Sorten enthalten meist viel Fett, damit
sie die entsprechende Konsistenz haben und gut schmecken. Bisher als fettarme Wurst verkaufte Waren enthalten bis
zu 20 Prozent Fett. Selbst sehr magere Geflügelwurst ist im Vergleich fetter. Professor Ulrich Buller, Forschungsvorstand
der Fraunhofer- Gesellschaft betont: "In der fettarmen Wurst steckt Fraunhofer-Know- how. Unsere Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler forschen für die Menschen. In diesem Fall entwickelten sie in Kooperation mit einem kleinen
Unternehmen magere Wurstprodukte für eine gesundheitsbewusste Ernährung." |