Temelin-Frage im Mittelpunkt der Unterredung
Wien (pk) - Nationalratspräsidentin Barbara Prammer empfing am Nachmittag des 07.01. Tschechiens
Premier Mirek Topolanek zu einem Gedankenaustausch im Hohen Haus. Bei dieser Gelegenheit würdigte die Präsidentin
die exzellenten Kontakte zwischen den beiden Parlamenten und meinte, gerade die Zusammenarbeit auf Ausschussebene
sei hervorragend. Topolanek schloss sich dieser Ansicht an und vertrat dabei die Ansicht, die parlamentarische
Diplomatie sei oft wichtiger als die echte, da Abgeordnete die Probleme direkt angingen und Klartext redeten.
Topolanek zeigte sich zufrieden damit, dass Österreich den Vertrag von Lissabon im Parlament zu ratifizieren
gedenke und verwies darauf, dass Tschechien heuer des 40. Jahrestags des "Prager Frühlings" gedenke,
wozu entsprechende Veranstaltungen geplant seien. In diesem Zusammenhang trat er für eine gemeinsame Veranstaltung
im österreichischen Parlament ein, "um das herauszustellen, was uns vereint", zumal Tschechien Österreich
für seine damalige Hilfe sehr zu Dank verpflichtet sei. Er bat Prammer daher, sich dieses Anliegen zu eigen
zu machen. Schließlich würdigte Topolanek die einzigartigen bilateralen Beziehungen auf wirtschaftlicher
und kultureller Ebene, wobei er insbesondere auf das Wirken des tschechisch-österreichischen Schriftstellers
Michael Stavaric verwies, der jüngst den Bachmann-Preis erhalten habe.
Prammer betonte, es wäre für Europa von Vorteil, wenn der Lissaboner Vertrag per 1. Januar 2009 in Kraft
treten könnte. Es gehe generell um die Frage, wohin Europa in der Zukunft gehen werde. Dabei stehe manchmal
die soziale Dimension etwas zu wenig im Fokus. Prinzipiell müsse ein entsprechender Dialog mit der Bevölkerung
geführt werden, um sicherzustellen, dass die positiven Aspekte des Vertrages von Lissabon auch adäquat
bekannt würden.
Schließlich wandten sich die Gesprächspartner dem Thema Temelin zu. Hier zeigte sich Prammer mit der
Arbeit der parlamentarischen Temelin-Kommission zufrieden. Diese arbeite hervorragend, die nächsten Schritte
seien klar vorgezeichnet. Im Februar und im März fänden weitere Workshops auf Expertenebene statt, im
Mai soll die nächste Sitzung der Kommission über die Bühne gehen. Prammer äußerte sich
optimistisch bezüglich der Zukunft der Kommissionsarbeit, denn wenn diese weiterhin in einem Klima der Konstruktivität
vonstatten gehen könne, dann sei sie, Prammer, sicher, dass man zu einem guten Ende kommen könne. Dazu
bedürfe es freilich weiterhin der Unterstützung der tschechischen Seite. Prammer betonte, dass Österreich
vehement dafür eintrete, dass das Brüsseler Abkommen eingehalten werde und umzusetzen sei.
Dies sicherte Topolanek zu, wobei er erklärte, seine Regierung wolle zu einem Informationsabkommen gelangen
und biete weiterhin umfassende Information und entsprechende Sicherheitsgarantien. Prammer trat für die Fortsetzung
des Dialogs ein, betonte jedoch, dass die österreichische Seite die Atomenergie nach wie vor für einen
falschen Weg halte. Beide Seiten kamen überein, die Debatte weiterzuführen. |