Neue Bevölkerungsprognosen von Demographen der ÖAW und des IIASA in "Nature"
/ Politik ist gefordert
Wien (öaw) - Die Geschwindigkeit des Alterungsprozesses der Bevölkerung wird in allen Teilen
der Welt in den kommenden zwei bis drei Jahrzehnten deutlich zunehmen. Das zeigen die Demographen des Instituts
für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und des International Institute
for Applied Systems Analysis (IIASA) in der Online-Ausgabe der Zeitschrift "Nature" (AOP 20. Jänner
2008, DOI 10.1038/nature06516).
Diese Beschleunigung im Alterungsprozess der Bevölkerungen findet auf der ganzen Welt statt, die Gründe
dafür differieren jedoch: "In den USA und in Teilen Westeuropas kommen die so genannten Babyboomer der
1960er Jahre in den Jahren 2020 bis 2030 ins Pensionsalter", erklärt Wolfgang Lutz, Direktor des Instituts
für Demographie der ÖAW und gemeinsam mit Warren Sanderson (Stony Brook University, USA, und IIASA) und
Sergei Scherbov (ÖAW-Institut für Demographie und IIASA) Autor der Studie. Zum anderen führt eine
weitere Zunahme der Lebenserwartung zur weiteren Alterung der Bevölkerungsstruktur. In China markiert die
Einführung der strikten Geburtenkontrollen Ende der 1970er Jahre den Bruch. In vielen Entwicklungsländern
sind Programme zur Familienplanung und wirtschaftliche Entwicklungen mit die Ursache für einen laufenden Geburtenrückgang
seit den 1960er und 1970er Jahren.
Im weltweiten Schnitt altert die Bevölkerung am schnellsten zwischen 2020 und 2030. Manche Regionen wie beispielsweise
Japan sind früher betroffen (zwischen 2010 und 2020). Nordamerika, China und der europäische Teil der
ehemaligen Sowjetunion liegen im Schnitt, in West- und Osteuropa dauert der Prozess länger (von 2010 bis 2030).
Schlusslichter sind Südasien (2035 bis 2045), der Mittlere Osten (2040 bis 2050) und Afrika (nach 2050).
Da die Anpassung an schnelle Veränderungen in der Regel schwieriger ist als an langsame, kommt diesen neuen
Prognosen auch eine wichtige politische Bedeutung zu: "Hier ist die Politik gefordert - sowohl das Pensions-
als auch das Gesundheitswesen muss sich an diese Entwicklung anpassen und nachhaltige Konzepte entwickeln",
sagt Lutz.
In den meisten Regionen der Welt wird der Höhepunkt bis zur Jahrhundertmitte erreicht sein. Ab der zweiten
Hälfte des Jahrhunderts werden die Geschwindigkeiten der Alterungsprozesse der Bevölkerungen wieder zurückgehen. |