Freiwilligenarbeit ist unbezahlt und wird für Personen außerhalb des eigenen Haushalts
erbracht
Wien (statistik austria) - Freiwilligenarbeit ist eine Leistung, die freiwillig und ohne Bezahlung
für Personen außerhalb des eigenen Haushaltes erbracht wird. Damit ist die im eigenen Haushalt geleistete
unbezahlte Haus- und Familienarbeit nicht einbezogen. Ebenso sind Tätigkeiten wie z.B. der Präsenz- und
Zivildienst oder auch die bloße Mitgliedschaft in einem Verein (ohne eigene Leistung) in dieser Definition
nicht enthalten. Es wird zusätzlich zwischen formeller und informeller Freiwilligenarbeit unterschieden. Unter
formeller Freiwilligenarbeit versteht man Aktivitäten, die im Rahmen von Organisationen oder Vereinen erfolgen
(z.B. Tätigkeiten bei der Feuerwehr). Informelle Freiwilligenarbeit (z.B. Einkaufen, Kinderbetreuung), oft
auch Nachbarschaftshilfe genannt, erfolgt auf persönliche Initiative, jedoch ohne institutionellem Rahmen.
Über 3 Millionen Österreicherinnen und Österreicher sind in der Freiwilligenarbeit aktiv
44% der über 15-jährigen Österreicherinnen und Österreicher leisten in irgendeiner
Form Freiwilligenarbeit (formelle und/oder informelle). Das entspricht in absoluten Zahlen rund 3 Millionen Menschen.
Davon sind rund 1,9 Millionen in Vereinen oder Organisationen, also in der formellen Freiwilligenarbeit, tätig.
1,9 Millionen Personen betätigen sich informell in der Nachbarschaftshilfe. Rund 800.000 Personen sind doppelt,
also informell und formell in der Freiwilligenarbeit aktiv.
Rund 1,9 Millionen Personen, das sind 27% aller Österreicherinnen und Österreicher, geben an, im informellen
Bereich aktiv zu sein. In diesen Bereich fällt die Nachbarschaftshilfe oder auch Hilfe für Verwandte
und Freunde außerhalb des Haushalts. Bei den freiwillig Tätigen im formellen Bereich, rund 1,9 Millionen
Personen (28% aller Befragten), wurden weiters die Bereiche ihrer Aktivität genauer abgefragt. Mit über
einer halben Million freiwillig Tätiger stellt der Bereich „Kunst, Kultur, Unterhaltung und Freizeit“ das
wichtigste Tätigkeitsfeld dar. Der Bereich „Sport und Bewegung“ ist mit rund 470.000 freiwillig Tätigen
ebenso von hoher Relevanz, gefolgt vom kirchlich/religiösen Bereich und den Katastrophenhilfs- und Rettungsdiensten.
Männer betätigen sich überdurchschnittlich häufig in den Bereichen „Sport und Bewegung“ und
bei den Katastrophenhilfs- und Rettungsdiensten. Frauen sind verstärkt im kirchlich/religiösen Bereich
und in der Nachbarschaftshilfe aktiv. Im Kunst- und Kulturbereich zeigen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede.
Freiwillig Tätige sind im Schnitt 3,9 Stunden pro Woche in der Freiwilligenarbeit aktiv
Im Schnitt erbrachten freiwillig tätige Personen einen Zeiteinsatz von 3,9 Stunden pro Woche für
die Freiwilligenarbeit. Im informellen Bereich liegt der Zeiteinsatz etwas höher bei 4,3 Stunden pro Woche.
Bei der formellen Freiwilligenarbeit im Kunst- und Kulturbereich liegt die durchschnittliche Stundenzahl bei 4,1
Stunden, im Sport- und Bewegungsbereich bei 3,5 Stunden, bei den kirchlich/religiösen Einrichtungen bei 3,0
Stunden und bei den Katastrophenhilfs- und Rettungsdiensten bei 4,6 Stunden.
Etwas mehr Männer als Frauen leisten Freiwilligenarbeit
Zwischen Männer und Frauen lassen sich leichte Unterschiede in der Beteiligung bei der Freiwilligenarbeit
feststellen. So beträgt der Anteil der in irgendeiner Form freiwillig tätigen Männer rund 47% und
jener der Frauen liegt etwas niedriger bei 41%.
Frauen sind eher in der Nachbarschaftshilfe aktiv, Männer engagieren sich verstärkt in Vereinen und Organisationen Eine
Betrachtung der Freiwilligenquote nach der Unterscheidung zwischen formeller und informeller Freiwilligenarbeit
zeigt, dass sich die Männer stärker in der formellen Freiwilligenarbeit, also in Vereinen und Organisationen
engagieren, die Frauen etwas häufiger in der informellen Freiwilligenarbeit tätig sind (z.B. Nachbarschaftshilfe).
Erwerbstätige sind häufiger freiwillig tätig als Nicht-Erwerbstätige
Erwerbstätige Personen (inklusive Lehrlinge) sind überdurchschnittlich häufig freiwillig
tätig (49%). Nicht erwerbstätige Personen, also Arbeitslose bzw. Pensionistinnen und Pensionisten, engagieren
sich weniger häufig (ca. 35%). Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich bei der Gruppe der Arbeitslosen.
Hier sind arbeitslose Frauen relativ häufiger freiwillig aktiv (42%) als arbeitslose Männer (30%).
Die Hälfte der Schülerinnen und Schüler bzw. der Studierenden sind bei der Freiwilligenarbeit aktiv Besonders
hohe Freiwilligenquoten (rund 50%) lassen sich bei der Gruppe der Schülerinnen und Schüler bzw. der Studierenden
beobachten. Neben ihrer Ausbildung leistet fast die Hälfte noch zusätzlich Freiwilligenarbeit.
Freiwilligenarbeit nimmt erst im hohen Alter ab
Betrachtet man das Engagement in der Freiwilligenarbeit nach Altersgruppen, so zeigt sich, dass vor allem
die 20- bis 24-Jährigen sowie die 40- bis 59-Jährigen überdurchschnittlich häufig freiwillig
tätig sind (Freiwilligenquoten von rund 47% bis 50%). Aber auch die 15- bis 19-Jährigen sowie die Personen
zwischen 25 und 39 Jahren liegen bei ihren Freiwilligenquoten um den Durchschnitt von 44%. Erst ab dem 70. Lebensjahr
zeichnet sich ein abnehmender Trend ab, der bei Frauen stärker ist als bei Männern.
Mit dem Bildungsabschluss steigt auch die Beteiligung bei der Freiwilligenarbeit Die abgeschlossene Bildung spielt
beim Engagement in der Freiwilligenarbeit eine relevante Rolle. Von den befragten Personen mit Pflichtschulabschluss
waren rund ein Drittel freiwillig tätig. Bei den Akademikerinnen und Akademikern steigt hingegen der Anteil
der freiwillig Tätigen auf rund 54%. Vor allem Absolventinnen und Absolventen von hochschulverwandten Lehranstalten
(d.s. Pädagogische Akademien, Sozialakademien) sind zu rund 60% freiwillig tätig
Wienerinnen und Wiener sind besonders selten in der Freiwilligenarbeit aktiv, Oberösterreicherinnen
und Oberösterreicher sind die Spitzenreiter
Ein Vergleich nach Bundesländern zeigt vor allem einen Ausreißer. Die Wienerinnen und Wiener
sind mit einer Freiwilligenquote von rund 35% besonders selten freiwillig tätig. Spitzenreiter sind die Oberösterreicherinnen
und Oberösterreicher (49%), gefolgt von den Tirolerinnen und Tirolern (48%) und annähernd ex aequo auf
Rang 3 den Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern sowie den Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern.
Je urbaner desto weniger freiwillig aktiv
Der Urbanisierungsgrad, gemessen an der Bevölkerungsdichte, spielt eine Rolle bei der Beteiligung
an Freiwilligenarbeit. Je höher die Bevölkerungsdichte einer Region ist, in der eine Person lebt, desto
niedriger ist die Aktivität in der Freiwilligenarbeit. In Regionen mit niedriger Bevölkerungsdichte sind
rund 48% der Personen in der Freiwilligenarbeit aktiv, wohingegen in Regionen mit hoher Bevölkerungsdichte
nur rund 37% eine Freiwilligenarbeit ausüben.
Freiwilligenarbeit macht Spaß!
Befragt nach den Beweggründen für das Engagement in der Freiwilligenarbeit antworteten über 90%
der Befragten mit „Es macht mir Spaß“. Weitere Motive waren der Dienst am Nächsten und die Förderung
des Gemeinwohls, die Knüpfung und Aufrechterhaltung sozialer Kontakte und die Einbringung der eigenen Fähigkeiten,
Kenntnisse und Erfahrungen.
Keine Freiwilligenarbeit aufgrund familiärer Aufgaben oder beruflicher Verpflichtungen
Jene Personen, die keine Freiwilligenarbeit leisten, wurden nach den Gründen gefragt, warum dies so
ist. Rund 70% gaben an, durch familiäre Aufgaben ausgefüllt zu sein. Weitere Motive waren die Vereinbarkeit
mit dem Beruf oder auch Erklärungen wie „Ich bin niemals gefragt oder gebeten worden“ bzw. „Darüber habe
ich nie nachgedacht“.
Freiwillige leisten ein Arbeitsvolumen, das mit dem einer halben Million Erwerbstätiger vergleichbar
ist
Zur Abschätzung des Arbeitsvolumens der freiwillig Tätigen wurden die durchschnittlich pro Woche
geleisteten Stunden mit der Zahl der freiwillig Tätigen multipliziert. Dadurch erhält man ein Arbeitsvolumen
durch freiwillig Tätige von über 18 Millionen Arbeitsstunden pro Woche. Dies entspricht 13% des wöchentlichen
Arbeitsvolumens aller Erwerbstätigen bzw. 16% des wöchentlichen Arbeitsvolumens aller unselbstständig
Erwerbstätigen. Laut Mikrozensus (4. Quartal 2006) betrug die tatsächlich geleistete Arbeitszeit eines
Erwerbstätigen im Schnitt 35,3 Stunden pro Woche. Wird das Arbeitsvolumen der freiwillig Tätigen durch
diese Stundenzahl dividiert, kommt man zu dem Resultat, dass rund eine halbe Million Erwerbstätige notwendig
wären um das Arbeitsvolumen, das freiwillig Tätige leisten, zu bewältigen. |