Twin Peaks-Gefühle in der Portierswohnung des Volkskundemuseums   

erstellt am
21. 01. 08

Kunstprojekt "Space Invasion" startet am 23. Jänner mit Installation von Corinne L. Rusch
Wien (rk) - Die seit einiger Zeit leer stehende, kleine Portierwohnung im Volkskundemuseum ist Adresse einer dreiteiligen Ausstellungsschiene junger Künstler unter dem griffigen Titel "Space invasion", die am 23. Jänner eröffnet wird. Kuratiert von Museums-Mitarbeiter Herbert Justnik, der zuletzt maßgeblich an der bereits zu Ende gegangenen erfolgreichen "inside/out"-Ausstellung des Museums mitgewirkt hat, und Elsy Lahner zeigt als erste Künstlerin Corinne L. Rusch bis 17. Februar ihre künstlerische Auseinandersetzung mit besagter Wohnung.

Bewusst an David Lynchs erfolgreiche Mistery-Serie "Twin Peaks" angelehnt, spielt Rusch mit den herrschaftlichen Symbolen des einst aristokratischen Gebäudes. So findet sich der Besucher in der ohnehin schon schmalen Wohnung in einem dunkelblau ausgemalten noch schmäleren Gang wieder, der in einem einzigen Raum mündet. Wo seinerzeit einmal eine ganze Familie ihre Dienstwohnung besaß - in den Türrahmen des ehemaligen Wohnzimmers eingeschraubte Haken für eine Kinderschaukel erinnern deutlich daran - findet man nun gemalte Übertragungen des eigentlichen Prunksaales des Museums in der Portierswohnung, in die sich wohl trotz kürzester Gehdistanz niemals ein Adeliger verirrt haben wird. Hocharistokratie trifft Diener: Goldene Muster auf dunkelblauer Grundfläche, dazu zwei Fotografien, die einen großen Mann - der "Riese" aus Twin Peaks? - inmitten der unaufgeräumten Wohnung zeigen, unterstreichen nochmals den surrealen Charakter dieser Intervention. Anstelle von Lynchs "red room" ist es ein blauer Salon, der die aufgelassene Dienstwohnung zumindest temporär zum geheimnisvollen Raumgefüge im Museum macht. Der ehemalige Zustand der ursprünglichen Wohnung ist durch Zimmerspione im Gang ersichtlich.

Für Lahner, die als Kuratorin bereits mehrere leerstehende Lokale und Räume für Kunst-Interventionen genutzt hat, darunter ein leerstehendes Geschäftslokal in der Nähe des Südbahnhofes, ist die dreiteilige Künstler-Ausstellung eine bewusste Ansage gegen den üblichen white cube im Kunstgeschehen.

Die Intervention der 1973 in Guatemala und seit geraumer Zeit in Wien lebenden Corinne L. Rusch ist bis 17. Februar zu sehen. Am 27. Februar folgt dann Markus Hofer (bis 24. März), den Abschluss bestreitet Gregor Graf (1. April bis 27. April).

Neben Wien, wo Corinne L. Rusch zwischen 1996 und 2001 ihr Studium an der Universität für angewandte Kunst absolvierte, spielt die Schweiz eine wichtige Rolle für ihr künstlerisches Arbeiten. Mehrere Stipendien, darunter vor fünf Jahren auch das MAK-Schindlerstipendium, aber auch Ausstellungen, zuletzt im vergangenen Jahr u.a. im Kunsthaus Chur, wie auch in der Fotogalerie Wien im WUK, zeigen den konsequenten Weg von Rusch, die mit ihren Foto-Arbeiten für satirisch-ironische Verdichtungen sorgt.

Informationen: http://www.volkskundemuseum.at
 
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