Entkoppelte Beihilfen für Milchbauern in Berggebieten wahrscheinlich
Wien/Berlin (bmlfuw/aiz) - Auch wenn das Ende der Milchquotenregelung in einigen Regionen Europas
auf Skepsis stoße, sei die Diskussion darüber bereits abgeschlossen, betonte EU-Agrarkommissarin Mariann
Fischer Boel am 17.01. bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der Grünen Woche in Berlin. Nun werde besprochen,
wie eine "sanfte Landung" gelingen könne, um negative Konsequenzen für Berg- und benachteiligte
Gebiete zu minimieren und diese zu schützen.
Es gelte, gerade in diesen sensiblen Regionen die Milchproduktion aufrechtzuerhalten, da dort oft keine andere
Produktionsrichtung für die Bauern möglich sei, um wirtschaftlich überleben zu können. Eine
Erhöhung von 2% - wie von der Kommission vorgeschlagen -, hält Fischer Boel für durchaus verkraftbar.
Sie sei sich allerdings auch der anderen Möglichkeiten - wie einer Senkung der Superabgabe oder eines Quotenangleichs
unter den Mitgliedstaaten - durchaus bewusst, so die Kommissarin. Generell hält sie die Quotenerhöhung
und das darauffolgende Auslaufen für vernünftig, da Europa nicht anderen Teilen der Welt den Vortritt
auf den wachsenden Märkten lassen, sondern die Chancen vielmehr nützen sollte.
Kein einziger Cent soll dem Agrarbudget vor 2013 verloren gehen
Im Rahmen der Milchquoten-Diskussion sprach Fischer Boel auch das EU-Budget generell und die im Rahmen des Health
Checks geplante Erhöhung der Modulation und die Kürzung der Direktzahlungen für große Betriebe
an. "Ich will nicht, dass wir einen einzigen Cent aus dem Landwirtschafts-Haushalt verlieren", betonte
die EU-Kommissarin im Hinblick auf die laufende EU-Finanzierungsperiode bis 2013. Zudem sei auch keine Umverteilung
unter den EU-Mitgliedstaaten vorgesehen, die nationalen Verteilungsschlüssel sollen somit erhalten bleiben.
Für die Zeit nach 2013 konnte sie noch keine Aussagen machen. Klar sei aber auch, dass für die sanfte
Landung beim Milchquoten-Auslaufen Geld benötigt werde. Dies soll vor allem im Rahmen der Modulation, also
der Umverteilung der Gelder aus der ersten Säule (Direktzahlungen) in die zweite Säule (Ländliche
Entwicklung), gelingen. Wie berichtet, ist es vorgesehen, die Modulation von derzeit 5% auf 13% im Jahr 2013 zu
erhöhen. Laut Fischer Boel könnten auch aus der Kürzung der Beihilfen für die Großbetriebe
Mittel für die Milchbauern in den Berg- und benachteiligten Gebieten freiwerden.
Rinderbezogene Beihilfen eher nicht WTO-konform
Wie genau die Hilfen aussehen werden, die die Milchbauern in derartigen Regionen erhalten sollen, steht noch nicht
fest. Fischer Boel sprach allerdings von entkoppelten Zahlungen, die sich somit auf das Weideland beziehen könnten.
Tierbezogene Stützungen dürften hingegen als nicht-WTO-konform bewertet werden. Auf alle Fälle müssten
die Beihilfen zu den Green-Box-Maßnahmen zählen, so die EU-Kommissarin.
Health Check ist das bestimmende Thema 2008
Generell ist der Health Check das bestimmende Thema 2008. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) als "Patient"
sei gesund, allerdings gelte es, einige Anpassungen zu setzen, um die Agrarpolitik zukunftsträchtiger zu machen
und für Herausforderungen wie den Klimawandel oder witterungsbedingte Marktkrisen zu wappnen. Derzeit läge
nur ein Diskussionspapier vor, Rechtsvorschläge erwartet die Kommissarin für November. "2009 möchte
ich nicht viele Proteste vor meinem Büro in Brüssel haben. Wir müssen jetzt diskutieren", forderte
die EU-Kommissarin alle Interessierten auf. Sie sei auf alle Fälle froh über die ersten Signale von den
Ministern und Organisationen, die zeigten, dass man auf dem richtigen Weg sei. |