"Politik muss Position beziehen."
Wien (bpd/sts) - "Ich bin sehr froh, dass nun diese erste gemeinsame Diskussion von Forschern,
Medizinern, Rechtsexperten, Sozialwissenschafter, Moraltheologen und Ethikern zu diesem hochaktuellen Thema stattfindet!",
eröffnete Staatssekretärin Heidrun Silhavy die Stammzellforschungs-Tagung im Justizpalast, die von der
Bioethikkommission gemeinsam mit dem Institut für Ethik und Recht in der Medizin (IERM) der Universität
Wien veranstaltet wurde.
Neue Forschungsergebnisse, aber auch aktuelle Medienberichte ließen Hoffnungen und Ängste wachsen, viele
Fragen blieben offen. "Die Politik muss aber Position beziehen", betonte Silhavy, deren Staatssekretariat
Geschäftsstelle der Bioethikkommission ist. "Die Verteilungsgerechtigkeit ist mir dabei besonders wichtig:
Nutzen und Risiko der Forschung dürfen nicht einseitig verteilt sein, die Hoffnungen auf neue wirksamere Therapien
sind groß, diese müssen allen Menschen zugute kommen."
Ulrich Körtner, Experte des IERM freute sich, dass nun endlich ein "update der Stammzellendiskussion"
stattfinde, nachdem die Debatte in der Bioethikkommission ab 2003 auf Eis gelegt wurde. Neuerdings könnten
Stammzellen aus Embryonen gewonnen werden, ohne den Embryo dabei zu zerstören, auch die lukrative Gewinnung
von Stammzellen aus Nabelschnurblut müsse thematisiert werden.
Rechtsexperte Christian Kopetzki konstatierte in Österreich "ein Sammelsurium alter Gesetze, wo vieles
nicht zusammenpasst." Doch sei es unrealistisch, Konsens zu erwarten, vielmehr ginge es um "tragfähiges
Dissensmanagement. Alle Parteien werden Federn lassen müssen, denn wir wollen nicht Moral postulieren, sondern
Frieden stiften."
Christiane Druml, Vorsitzende der Bioethikkommission, hofft auf eine fundierte Bestandaufnahme der Situation in
Österreich, EU-weit und international: "Die Diskussion zur Stammzellenforschung steht bei uns nun wieder
auf der Tagesordnung, wir werden unseren Auftrag erfüllen."
Silhavy hoffte, dass die Tagung zur Versachlichung der Diskussion beitragen wird können. Die Ergebnisse sollen
bis zum Herbst zu konkreten Vorschlägen zur Verbesserung der Rechtslage in Österreich zusammengefasst
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