"Die lange Spur von Blut und Tränen"   

erstellt am
18. 01. 08

Ökumenischer Gottesdienst zum Tag des Judentums
Wien (epd Ö) - "Mit tiefem Schmerz sehen wir die lange Spur an Blut und Tränen, an namenlosem Leid und Tod durch die Jahrhunderte, die Christen verursacht haben. Wir bitten dich, Herr unser Gott, um dein Erbarmen und Deine Vergebung." Das waren Worte aus einem Schuldbekenntnis in einem ökumenischen Gottesdienst zum Tag des Judentums am 17. Jänner in der Anglikanischen Kirche in Wien. Weiter hieß es in dem Schuldbekenntnis in dem vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) gestalteten Gottesdienst: "Auch heute noch sind viele deiner Christinnen und Christen mit Blindheit geschlagen, so dass sie nicht sehen, was du an deinem Volk und damit an allen wirken willst."

In seiner Predigt rief Bischof i.R. Bernhard Heitz von der Altkatholischen Kirche in Österreich dazu auf, die Bibel "anders zu lesen". Christen hätten "die heiligen Texte jahrhundertelang gegen die Juden gelesen". Der Bischof betonte: "Jesus und seine Anhänger waren Juden." Die Haltung Jesu wie auch das gesamte Urchristentum seien aus dem Judentum ableitbar. Heitz: "Nicht das Gesetz und die Propheten aufzulösen ist Jesus gekommen, er brachte Gesetz und Propheten auf den Punkt." Dem jüdischen Wanderprediger sei es um die Erfüllung der Weisung Gottes gegangen und zugleich um die Befreiung der Menschen von unnötigen Lasten.

Heitz: "Heute geht es gegen den Islam"

Der emeritierte Bischof kritisierte in seiner Predigt auch eine "neue Facette des Antisemitismus". Heute gehe es "ebenso niederträchtig und dumm gegen den Islam".

An dem gut besuchten Gottesdienst, dessen Liturgie vom anglikanischen Archdeacon Patrick Curran geleitet wurde, wirkten unter anderen mit der lutherische Bischof i.R. Mag. Herwig Sturm als Vorsitzender des ÖRKÖ, der reformierte Landessuperintendent Mag. Thomas Hennefeld, Superintendent i.R. Prof. Helmut Nausner von der Evangelisch-methodistischen Kirche, der griechisch-orthodoxe Metropolit Dr. Michael Staikos, der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Dr. Nicolae Dura sowie die ehemalige ÖRKÖ-Vorsitzende Oberin Prof. Christine Gleixner von der Römisch-katholischen Kirche. Musikalisch gestaltete den Gottesdienst der Chor der Anglikanischen Kirche in Wien.
 
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