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Spannende Predigten |
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Inhaltlich bisher kaum erforschte Quellen unter der Lupe - Symposion in Wien Wien (öaw) - Jemand hält Ihnen eine Predigt? In Ihrer normalen Arbeits- und Lebenswelt im 3. Jahrtausend könnte dies bei Ihnen "auf taube Ohren" stoßen. Ganz anders war dies in der Spätantike und im darauf folgenden Frühmittelalter (400 bis 1000 n. Chr.). Sermones und Homilien waren zu dieser Zeit bedeutende Informationsträger. Prediger spielten in der öffentlichen Kommunikation eine wichtige Rolle. Bei einem dreitägigen internationalen Symposion am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien begeben sich 19 führende Wissenschaftler aus Europa und Nordamerika ab morgen auf die Spurensuche von bisher kaum erforschten Predigten. "Exegetische und liturgische Texte und eben Predigten bilden den Löwenanteil aller Texte, die uns aus Spätantike und Frühmittelalter überliefert sind, und die wir in einem interdisziplinären Projektrahmen untersuchen wollen", erklärt Dr. Maximilian Diesenberger vom Institut für Mittelalterforschung. Gerade Predigten sind laut Diesenberger derart vielfältig überliefert, dass die internationale Forschung bisher damit beschäftigt war, einzelne Texte überhaupt zu identifizieren und überwiegend bekannten spätantiken Autoren zuzuschreiben. Der Inhalt von frühmittelalterlichen Predigten sowie die Zusammenstellung von Sammlungen dieser Texte (Kompilationen) selbst, sei bisher kaum ausreichend untersucht worden. Frühe Profis öffentlicher Kommunikation "Durch das Symposion erwarten wir uns erstmalig Aufschlüsse dazu, in welchem sozialen und politischen Kontext gepredigt wurde und welche Wege die damaligen Prediger als frühe Profis öffentlicher Kommunikation fanden, um ihr Publikum zu erreichen", erklärt der Historiker. Vom Beginn der christlichen Geschichte an bis heute gelten Predigten als das Medium schlechthin zur gesellschaftlichen Verankerung christlicher Wertmaßstäbe und politischer Standpunkte. Die besondere Bedeutung der frühmittelalterlichen Predigt liegt laut Diesenberger besonders auch darin, dass sie "die Entstehung der Völker im heutigen Europa begleitete und wesentlich mitbestimmte". Das Symposion mit dem Titel "Compilers, preachers and their audience" ("Kompilatoren, Prediger und ihr Publikum") findet von Donnerstag bis Samstag (17.-19. Jänner 2008 am Institut für Mittelalterforschung statt. Eröffnet wird die Tagung von Univ.-Prof. Dr. Walter Pohl, dem Direktor des Institutes für Mittelalterforschung und Wittgensteinpreisträger 2004. Erwartet werden unter anderem der Altphilologe François Dolbeau vom L' École Pratique des Hautes Études (EPHE) in Paris, der Paläograph und Historiker David Ganz vom King's College der Universität London sowie der Historiker Mark Vessey von der University of British Columbia in Vancouver (Kanada). Veranstaltet wird die Tagung vom Institut für Mittelalterforschung und der Kommission zur Herausgabe des Corpus der lateinischen Kirchenväter (CSEL) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Das Programm der Tagung ist online abrufbar unter: http://www.oeaw.ac.at/gema/PDF/sermones_programm.pdf Der christliche Diskurs der Spätantike und des Frühmittelalters ist einer der Forschungsschwerpunkte des Institutes für Mittelalterforschung in Wien. Dabei erarbeiten die MittelalterhistorikerInnen in einem Arbeitskreis gemeinsam mit Philologen, Papyrologen, Theologen und Rechtswissenschaftlern methodologische Schnittpunkte, die neue Fragestellungen und Zugänge an die untersuchten Quellen der Spätantike und des Frühmittelalters ermöglichen sollen. |
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