Trotz globalen Gegenwinds nur leichte Wachstumsabschwächung zu Jahresbeginn – Ergebnisse
des OeNB-Konjunkturindikators vom Jänner 2008
Wien (oenb) - Die österreichische Wirtschaft hat ihren Konjunkturhöhepunkt zwar bereits
im Laufe des Jahres 2007 überschritten, sie setzt jedoch auch zu Jahresbeginn 2008 ihren Wachstumskurs nur
leicht abgeschwächt fort. Die OeNB geht in der aktuellen Veröffentlichung ihres Konjunkturindikators
von einem Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von 0,7% im vierten Quartal 2007 und 0,6% im ersten Quartal
2008 (saison- und arbeitstägig bereinigt, im Vergleich zum Vorquartal) aus. "Die globalen Unsicherheiten
gehen zwar an Österreichs Wirtschaft nicht spurlos vorüber. Unseren derzeitigen Schätzungen zufolge
wird das Wachstum in Österreich auf Basis der vorliegenden Daten trotz des schwierigen außenwirtschaftlichen
Umfelds nur leicht zurückgehen. Die aktuellen Konjunkturrisiken sind jedoch aufgrund der vom US-Immobilienmarkt
ausgehenden Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten weiterhin überdurchschnittlich hoch und
dürften dies auch in den nächsten Monaten bleiben. Die weitere wirtschaftliche Entwicklung – global wie
national – muss daher besonders aufmerksam beobachtet werden, um gegebenenfalls rechtzeitig gegensteuern zu können,“
so OeNB-Direktor Josef Christl.
Trotz der erwarteten Abkühlung der Weltwirtschaft bleiben die Exporte auch in der näheren Zukunft die
wichtigste Konjunkturstütze. Die sehr günstige Entwicklung der Lohnstückkosten und die anhaltend
dynamische Entwicklung in den neuen EU-Mitgliedsländern sowie in Südosteuropa hilft der österreichischen
Exportwirtschaft den durch die Euroaufwertung entstandenen Wettbewerbsnachteil zu verkraften. Hinzu kommt ein erfreulicher
Ausblick für die Tourismusbranche. Nach einem neuen Gästerekord in der Sommersaison 2007 hat auch die
Wintersaison sehr vielversprechend begonnen und die gute Buchungslage lässt eine Fortsetzung dieses Trends
erwarten.
Ein im Dezember 2007 starkes Beschäftigungswachstum (+2,2% im Vergleich zum Vorjahresmonat) und rückläufige
Arbeitslosenzahlen (-5%) kennzeichnen die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung. Vorlaufindikatoren wie z. B. die Anzahl
der von den Unternehmen gemeldeten offenen Stellen lassen für die nächsten Monate jedoch eine deutliche
Abschwächung der Beschäftigungsdynamik erwarten. Hinzu kommt, dass sich das im letzten Winter witterungsbedingt
ungewöhnlich hohe Beschäftigungsniveau im Bausektor vermutlich nicht wiederholen wird.
Trotz Beschäftigungswachstums und höherer Lohnabschlüsse ist der private Konsum das konjunkturelle
Sorgenkind. Aufgrund der jüngsten Beschleunigung der Inflation wird sich das auch in den nächsten Monaten
nicht ändern. Getrieben vom Anstieg der Nahrungsmittel- und Ölpreise kletterte die Inflation gemessen
am HVPI im November auf knapp über 3%. Obwohl ein Teil der Preisentwicklung – wie der saisonale Preisanstieg
bei Gemüse – vorübergehender Natur sein dürfte, wird die HVPI-Inflation im Jahr 2008 voraussichtlich
über den bisher prognostizierten Werten zu liegen kommen.
Die Konjunkturrisiken für 2008 haben sich in der jüngsten Vergangenheit beträchtlich erhöht.
Die größte Unsicherheit geht von den immer noch kaum abschätzbaren Folgen der US-Immobilienkrise
aus. Gleichzeitig testet der Ölpreis immer wieder die 100 Dollar Grenze. Der Euro hat – nicht zuletzt aufgrund
der US-Immobilienkrise – gegenüber dem Dollar deutlich aufgewertet. Da sich die verfügbaren Stimmungs-
und Vorlaufindikatoren bisher jedoch nur graduell verschlechtert haben, erwartet die OeNB weiterhin – nach dem
Überschreiten des Konjunkturhöhepunktes im Jahr 2007 – eine schrittweise Rückkehr zu durchschnittlichen
Wachstumsraten für das Jahr 2008.
Die nächste Veröffentlichung des OeNB-Konjunkturindikators ist für März 2008 vorgesehen. |